Netz und Medien

Faire Produktionsbedingungen im Film

„Filmemachen ist Leidenschaft“ – doch allein von der Leidenschaft Filme zu machen lässt es sich schlecht leben.

19. Mai 2017

Traumfabriken produzieren nicht zu Traumbedingungen. Der schöne Schein täuscht sehr oft über die prekären Arbeits- und Lebensbedingungen der Beteiligten und die Umweltbelastung durch die Filmproduktionen hinweg. Tarif- und Arbeitszeitregeln sind bei Filmproduktionen die Ausnahme. Filmschaffende verdienen zu wenig zum Leben – Überstunden oder Feiertagszuschläge werden selten gezahlt und ein Leben nach dem Set ist wegen der Arbeitszeiten kaum möglich. Dazu kommt, dass Filmschaffende kaum noch regelmäßige Engagements haben – sie wissen nie, wie lange sie von ihren Gagen zehren müssen. Rental und Postproduktion müssen mit „Restgeldern“ auskommen, weil das Budget der ProduzentInnen so knapp bemessen ist, dass es dafür eigentlich schon gar nicht mehr reicht. Altersarmut ist unter diesen Bedingungen ohnehin vorprogrammiert. „Und das findet alles in einer Branche statt, die hauptsächlich durch öffentliche Gelder finanziert wird. Diese Arbeitsbedingungen sind allein schon deshalb nicht länger hinnehmbar!“, findet Ulrike Gote, Landtagsvizepräsidentin und medienpolitische Sprecherin der Grünen im Bayerischen Landtag. Daher hat sie im Bayerischen Landtag eine Aktion zum Thema GreenFairFilm gestartet: Wir hören zu, diskutieren und sammeln Lösungsansätze.

Unser grünes Ziel ist es, schnell gute Lösungen zu finden, um die prekäre Lage der Filmschaffenden zu verbessern und unser Klima nicht weiter unnötig durch umweltschädliche Filmproduktionen zu belasten. Wir suchen nach gesetzlichen Lösungen und richten unsere Forderungen nach einer gerechteren, ökologischen-nachhaltigen Filmproduktion sowohl an den FFF als bayerischen Filmförderer als auch an den BR als großen Auftraggeber von Filmproduktionen.

Hier ist der Mitschnitt unserer 1. Podiumsdiskussion mit dem Schwerpunkt soziale Nachhaltigkeit in der Filmwirtschaft.
Einig waren sich alle TeilnehmerInnen, dass die Situation der Filmschaffenden dringend verbessert werden muss, doch über das wie sind sich die Beteiligten weiterhin uneins. Prof. Schaefer vom FFF sieht den Gesetzgeber in der Pflicht, er möchte Filme fördern und nicht zum Kontrolleur werden. Bettina Ricklefs vom BR möchte nicht gezwungen sein, künftig weniger Filme zu machen und dafür diese dann finanziell besser ausstatten zu können. Sie wünscht sich eine klare Befürwortung des Systems eines öffentlich-rechtlichen Rundfunks und eine angemessene Rundfunkbeitragserhöhung, um die Filmschaffenden gut zahlen zu können. Einige äußerten den Wunsch, einen Runden Tisch mit allen Beteiligten einzurichten, um bei diesem komplexen Thema zu Lösungen zu finden, die gemeinsam erarbeitet wurden und deren Verbindlichkeit von allen Seiten anerkannt wird. "Wir müssen uns an einen Tisch setzen und gemeinsam konsensfähige Lösungsmöglichkeiten erarbeiten. Wir können es nicht der Filmbranche überlassen, die bestehenden Probleme alleine zu lösen. Wir müssen als Politik dafür sorgen, dass Standards eingehalten werden. Hier wird mit öffentlichen Geldern umgegangen, da ist es an uns zu sagen, wie dieser Umgang zu erfolgen hat!", dies ist das Fazit, dass Ulrike Gote aus dieser ersten Veranstaltung zieht.

Am 29. Mai geht es weiter. Wir werden im Landtag ein Panel zur ökologischen Nachhaltigkeit bei Filmproduktionen veranstalten und freuen uns über euren Besuch!