Netz und Medien

Ökologisch nachhaltigen Filmproduktion in Bayern

Ökologisch-soziale Filmproduktion ist keine Utopie

01. Dezember 2017

Traumfabriken produzieren nicht zu Traumbedingungen. Der schöne Schein täuscht oft über die prekären Arbeitsbedingungen und die Umweltbelastung durch die Filmproduktionen hinweg. Wie Filme entstehen, wissen die wenigsten – was alle sehen, ist das schöne Produkt am Ende.
 
Nach zwei Fachgesprächen mit Filmschaffenden ist Ulrike Gote, Landtagsvizepräsidentin und medienpolitische Sprecherin der Grünen Landtagsfraktion überzeugt: „Die Filmproduktion wird zu einem bedeutenden Teil durch öffentliche Mittel finanziert. Öffentliche Mittel aufzuwenden, um damit prekäre Arbeitsverhältnisse zu finanzieren ist nicht vertretbar. Genauso wenig, wie der Einsatz von Steuergeldern für umweltzerstörende Produktionen zu rechtfertigen ist.“ Deshalb haben die Landtags-Grünen ein Paket „FilmeN mit Zukunft“ mit vier Anträgen in den Landtag eingebracht.
 
Prekäre Arbeitsbedingungen: Leitlinien zur nachhaltigen Filmproduktion gefordert
„Große Teile der bayerischen Filmwirtschaft sind sehr unzufrieden mit den derzeitigen Produktionsbedingungen. Es ist an der Zeit, dass sich die Beteiligten gemeinsam in einem Dialogprozess darauf einigen, wie diese Probleme solidarisch bewältigt werden können. Wir Grüne fordern daher die Staatsregierung auf, einen Runden Tisch zum Thema „nachhaltige Filmproduktion“ in Bayern zu organisieren, um bis Ende 2019 verbindliche Leitlinien zur nachhaltigen Filmproduktion zu entwickeln“, erläutert Ulrike Gote. Diese Leitlinien gelten dann für sämtliche Filme, die mit bayerischen Fördergeldern produziert werden.
Im Wirtschaftsausschuss des Bayerischen Landtags schlossen sich die Fraktionen der SPD und Freien Wähler in der Sitzung vom 30.11.2017 dem Grünen Antrag an, die CSU lehnte ihn mit dem Hinweis auf bestehende Gremien und Leitlinien ab. Tatsächlich fehlt es aber an verbindlichen Standards, die von allen Playern in der Filmbranche akzeptiert und umgesetzt werden.
 
Ökologische Technik: Innovationen fördern und Anreize zur Anschaffung setzen!
In der gleichen Ausschusssitzung wurden zwei weitere Anträge behandelt, deren Zielsetzung die Entwicklung und der verstärkte Einsatz ökologischer Technik in Filmproduktionen ist. Die Film- und Fernsehbranche ist für hohe CO2-Emissionen und einen sehr hohen Energieverbrauch verantwortlich. Die Umweltbelastung könnte durch eine ökologisch nachhaltige Produktionsweise mit moderner Technik fast halbiert werden. Doch die Nachfrage ist aufgrund hoher Anschaffungskosten und des Kostendrucks in der Branche bisher sehr gering: „Genau hier müssen Förderprogramme ansetzen, um die Branche in die Zukunft zu führen“, findet Ulrike Gote.
Die CSU bezeichnete das Anliegen zwar als berechtigt, lehnte den Antrag aber als überflüssig ab, weil die vorhandenen Programme der Mittelstands- und Filmförderung angeblich ausreichend seien. Diese Behauptung ist falsch: Bei der LfA Förderbank Bayern etwa werden keine Mittel für diesen Bereich abgerufen, wie eine Schriftliche Anfrage von Ulrike Gote ergab. Ohne vorab Sicherheit zu haben, dass der Einsatz von ökologischen Produktionsmitteln bei der Bewerbung um Filmfördermittel belohnt wird, werden Filmschaffende das Risiko scheuen. Wir brauchen attraktive Anreizprogramme speziell für die Filmbranche und zusätzliche Mittel aus dem Staatshaushalt – nur so kommt die Umstellung in Gang.
Verbesserungen kommen nicht von allein – das gilt auch für das Thema des vierten Antrags zur Verankerung von Nachhaltigkeitsthemen in der Ausbildung der Filmschaffenden, es braucht effiziente Anreize und Förderung. Wir wollen „FilmeN mit Zukunft“!
 
Die Anträge können Sie hier herunterladen.