Mehr Weinproben als Fleischkontrollen

Jahresbericht des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit: Alles gut – oder doch nicht?Es war aus Grüner Sicht nicht unbedingt zufriedenstellend, was das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) am vergangenen Dienstag bei der Vorstellung seines Jahresberichtes für das Jahr 2015 zu erzählen wusste.

07. Juli 2016


Die hohe Beanstandungsquote bei Lebensmitteln ist im Durchschnitt seit 2013 gleich geblieben, die Anzahl der Proben hat sich jedoch nicht erhöht. Davon dürften Verbraucherinnen und Verbraucher aber eigentlich ausgehen, wenn eine Landesanstalt für die Lebensmittelsicherheit zuständig ist – denn dann muss sie insbesondere bei den Lebensmitteln, die die höchste Beanstandungsquote haben (laut Bericht vor allem Fleisch und Wurstwaren) die Kontrolldichte erhöhen. Dies ist aber nicht geschehen.

Wie im letzten Jahr erfreuten sich beim LGL die Proben von Weinen und Traubenmosten größter Beliebtheit. Hier wurden (nach Mineralwässern) die zweitmeisten Proben genommen, nämlich 4.718 Proben, obwohl aus den Vorjahren bekannt war, dass die Beanstandungsquote bei Weinen und Traubenmosten mit 4,8% im Verhältnis zu anderen Lebensmitteln weit unterdurchschnittlich ist. Dagegen wurden bei Eiern und Eierprodukten, die in der letzten Zeit für Schlagzeilen sorgten, gerade mal 568 Proben genommen, bei Fleischerzeugnissen mit einer extrem hohen Beanstandungsquote von 20,7% gerade mal 1.380 Proben. Über aktuelle Proben auf Salmonellenbelastungen wurde im Jahresbericht nichts gesagt.

Was die „Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit“ betrifft, gehen die Vorstellungen der Grünen mit den tatsächlichen Tätigkeiten der Spezialeinheit im Jahr 2015 auseinander. So kontrollierte die Spezialeinheit im Jahr 2015 laut Bericht unter anderem „Automaten für Heißgetränke, Sahneautomaten und Milchaufschäumautomaten.“ Dazu kamen im Rahmen der „Qualitätsweinprüfung“ über 8.800 sensorische Prüfungen (also Geschmacksprüfungen) durch die Spezialeinheit. Da bleibt nicht mehr viel Zeit für anderes.

Dazu Rosi Steinberger, verbraucherschutzpolitische Sprecherin: „So, wie die viel gerühmte LGL-Spezialeinheit zur Lebensmittelkontrolle eingesetzt wird, macht das keinen Sinn. Statt Risikobetriebe intensiv zu kontrollieren, werden Sahneautomaten untersucht und fast 9.000 Wein-Geschmacksproben gemacht. Die Kontrolldichte bei Großbetrieben dagegen ist völlig ungenügend. Das LGL ist aufgefordert, das Aufgabenspektrum der Spezialeinheit dringend neu zu justieren. Dabei muss auch den aktuellen Problemfeldern – wie Listerienfunden und Glyphosatanreicherungen – mehr Beachtung geschenkt werden.“

ROSI STEINBERGER ZUM JAHRESBERICHT DES LGL (mp3)

Interessant und positiv, wenn auch nicht überraschend ist die Tatsache, dass wie in den Vorjahren bei der Untersuchung von Obst und Gemüse bei vier Fünfteln der konventionellen Ware Pflanzenvernichtungsmittel nachgewiesen werden konnten, während bei Bio-Ware fast die gesamten untersuchten Produkte als rückstandsfrei festgestellt wurden.

Leider hat der Präsident des Landesamtes, Dr. Zapf, statt ausschließlich auf Inhalte des Jahresberichtes einzugehen, vor allem mehrfach dargelegt, wie sensibel er doch durch die „unqualifizierten Angriffe“ der letzten Zeit wegen des Bayern-Ei-Skandals und des Listerien-Falls (Metzgerei Sieber und andere) geworden sei und hat versucht klarzumachen, dass alle Vorhaltungen vollkommen unbegründet gewesen seien.

Rosi Steinberger: „Unser Anspruch ist, dass die Risiken minimiert werden müssen und das ist die Aufgabe des LGL.“