Wirtschaft und Arbeit

Zuwanderung in Bayern–eine Erfolgsgeschichte!

Grüne Studie „Menschen mit Migrationshintergrund und Geflüchtete in Bayern und ihre Bedeutung für den bayerischen Arbeitsmarkt“

05. Dezember 2022

Menschen mit Flucht- und Zuwanderungsgeschichte stützen den Bayerischen Arbeitsmarkts und leisten einen wichtigen Beitrag zur Abmilderung der negativen Folgen des demographischen Wandels. Unter allen in Bayern lebenden Ausländer*innen sind 3 von 4 (77 Prozent) im erwerbsfähigen Alter. Unter den Deutschen in Bayern sind nur 61,7 Prozent im erwerbsfähigen Alter. Die ausländische Bevölkerung in Bayern ist also im Durchschnitt wesentlich jünger als die Deutsche. 

Bei den Menschen mit und ohne Migrationshintergrund sind die Unterschiede viel geringer (Grund: "Kategorie" "mit Migrationshintergrund" schließt auch jene ein, die schon seit Jahrzehnten in Deutschland leben und möglicherweise auch einen deutschen Pass haben). Unter den Menschen in Bayern mit Migrationshintergrund sind 65,9 Prozent im erwerbsfähigen Alter, bei den Menschen ohne Migrationshintergrund sind es 62,0 Prozent.  

Katharina Schulze, Fraktionsvorsitzende: „Bayern ist vielfältig und das ist gut so.  Bayern war schon immer ein Ort des Zusammenlebens von Menschen unterschiedlicher Herkunft, Biographie und kultureller Prägung. Jede fünfte Person, die heute in Bayern lebt und arbeitet weist Migrationsgeschichte auf. Diese Menschen schreiben die Erfolgsgeschichte Bayerns entscheidend mit und tragen dazu bei, dass Bayern weiterhin erfolgreich und lebenswert bleibt. Wir Grüne wollen, dass sich Bayern zu einem modernen Einwanderungsland entwickelt. Wir möchten Grüne wollen dieses Potenzial nutzen und die richtigen Impulse geben und politischen Rahmenbedingungen setzen, um Bayerns Zukunft für alle Menschen zu gestalten. Schreiben wir die bayerische Erfolgsgeschichte fort: Mit einer modernen Migrationspolitik, die die Auswirkungen des demographischen Wandels abmildert, den bayerischen Wohlstand erhält und für Wirtschaft wie Gesellschaft ein Gewinn ist.“  

Die im Auftrag der Landtags-Grünen erstellte Studie des ifo-Instituts liefert das notwendige Zahlenmaterial zur Analyse der demographischen Entwicklung, der Lage am Arbeitsmarkt und der Migrationsbewegungen.  

  • Die Zahl der offenen Stellen in Bayern hat diesen Sommer mit 162.660 gemeldeten offenen Arbeitsstellen einen Höchstwert erreicht.  

  • Die Zahl der unbesetzten Berufsausbildungsstellen hat sich in den letzten zehn Jahren von 8,5 Prozent auf 18,2 Prozent mehr als verdoppelt.  

  • Die offenen Stellen befinden sich hauptsächlich in den Sektoren der Dienstleistungen, Gast- und Baugewerbe.  

Bayern ist somit auf Fachkräfte und Arbeitskräfte aus dem Ausland angewiesen. In weiten Teilen der Pflege oder im Handwerk und Tourismus stützen Menschen mit Migrationsgeschichte bereits die Betriebe und Einrichtungen mit ihrer Arbeitskraft. Die Baby-Boomer gehen in Rente. Der deutsche Arbeitsmarkt verliert bis 2035 sieben Millionen Arbeitskräfte (Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung). Quer durch die Industrie- und Handelskammern, Unternehmensverbände, von Wirtschaftsexpert*innen hallt der dringende Ruf nach mehr Zuwanderung, wenn Wertschöpfung, Dienstleistungen und Qualitätsansprüche erhalten werden wollen - und damit den bayerischen Wohlstand.  

Gülseren Demirel, integrationspolitische Sprecherin: „Die aktuellen Probleme Bayerns sind mit den Händen greifbar. Die Lücken werden immer größer. Dazu kommen die bürokratischen Hürden, die ideologiebehafteten Vorgaben aus dem Ministerium und die ewig gestrige Denke der Söder-Regierung. Wir brauchen endlich bayerische Schnellverfahren – für Arbeits- und Ausbildungserlaubnisse, für die Anerkennung ausländischer Berufe und für Nachqualifizierungen.“ 

Unverzichtbare Stütze für den Sicherung des Wohlstands: Ein modernes Einwanderungsland  

Eine modernen Einwanderungsgesellschaft ist auch für Bayern eine wichtige Säule für die Sicherung des Wohlstands. Das Potential der Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund wird nicht ausreichend genutzt.  

  • In den letzten zehn Jahren hat sich die Zahl der in Bayern sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit ausländischer Staatsangehörigkeit bereits mehr als verdoppelt. (Dezember 2012: 451.333 Menschen – Dezember 2021: 960.140 Menschen.)  

  • Gründe: Steigende Beschäftigungsquote der ausländischen Bevölkerung, die bereits in Deutschland lebt, als auch die steigende Beschäftigung von Neuzugewanderten. (2008: Beschäftigungsquote von Ausländer*innen zwischen 15 und 65 Jahren 35 Prozent – 2021: 62 Prozent und somit fast gleichauf mit der Beschäftigungsquote der Deutschen (65 Prozent).  

Systemrelevant, aber nicht gleichwertig beschäftigt: Ausländische Beschäftigte in Bayern  

Der durchschnittliche Anteil an Ausländer*innen in Bayern über alle Sektoren hinweg: 15,8 Prozent (2021) 

  • Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung: 5,0 Prozent  

  • Gastgewerbe: 43,4 Prozent 

  • Verkehr und Lagerung sowie haushaltsnahe Dienstleistungen: über 25 Prozent 

  • Nahrungsmittelherstellung, Altenpflege und andere systemrelevante Berufe: 15 Prozent 

  • Ausländische Gründer*innen von Einzelunternehmen: 21,2 Prozent, das heißt: Mehr als jeder fünfte Gründende in Bayern hat eine ausländische Staatsangehörigkeit. 

Die allgemein positive Entwicklung der Arbeitsmarkintegration von ausländischen Arbeitnehmenden in Bayern verdeckt jedoch, dass es große Unterschiede zwischen Deutschen und Migrant*innen in der Art der ausgeführten Arbeit gibt. Daten der Bundesagentur für Arbeit zeigen: 

  • Die meisten Deutschen arbeiten als Fachkraft (55,3 Prozent), gefolgt von Spezialist*innen (15,8 Prozent) und Expert*innen (16,6 Prozent) 

  • Bei den Ausländer*innen sind diese Anteile geringer. So arbeiten 45,8 Prozent aller Ausländer*innen als Fachkraft, 7,2 Prozent als Spezialist*in und 11,1 Prozent als Expert*in. 

  • Hilfskräfte: Deutsche (11,9 Prozent) – Ausländer*innen: 35 Prozent 
    Asyl-Länder: Hier ist der Anteil der Hilfskräfte am höchsten: Über 50 Prozent (unter 10 Prozent Spezialist*in oder Expert*in) 
    Westbalkan: Hilfskräfte 35 Prozent (10 Prozent Spezialist*in oder Expert*in) – Evtl. Gründe hierfür: Fehlende Deutschkenntnisse, fehlende Anerkennung des Abschlusses oder schlechte Übertragbarkeit des Abschlusses 

Grüne Forderungen 

…zur Besetzung der offenen Stellen 

…zur schnelleren Integration der Arbeitskräfte 

  • Mehr Rechtssicherheit für die bereits in Bayern lebenden Geflüchteten und Geduldeten und ihre Arbeitgeber*innen  

  • Bessere Integration geflüchteter Menschen in den ersten Arbeitsmarkt durch Aufheben von Arbeitsverboten und pauschale Wohnsitzauflage 

  • Abschiebestopp bis zur Einführung des Chancen-Aufenthaltsrechts und der Entfristung der Beschäftigungsduldung 

  • Schnelleres und unbürokratisches Verfahren zur Anerkennung von Berufs- und Schulabschlüssen aus den EU-Mitgliedsstaaten und dem außereuropäischen Ausland  

  • Mehr Arbeitskräfteeinwanderung für Bayern – nur positive Migrationssalden können dauerhaft einen Beitrag zur Fachkräftesicherung leisten 

  • Regionale Beratungsstellen in Form von „One-Stop-Shops“ zur Beratung von Unternehmen und internationalen Arbeitskräften 

  • Qualifizierungsoffensive für Mangelberufe 

  • Ausbau der Informations- und Beratungsangebote für migrantische Unternehmer*innen, Unterstützung ihres Weges in die Unternehmensverbände und den Handwerkskammern 

  • Erleichterung Zuwanderung durch Unterstützung der Bundesregierung bei der Einführung einer Chancenkarte auf Basis eines Punktesystems und eine Beschleunigung der Visavergabe 

  • Garantiertes Bleiberecht nach der Ausbildung  

  • Anwerbeprogramm für internationale Absolvent*innen von deutschen Hochschulen 

  • Sicherung von Integrationsprojekten und -aufgaben durch die Einrichtung von kommunalen Integrationszentren 

  • Begleitung Integrationsförderprogramme durch Einrichtung entsprechender Informationsportale und Erleichterung Antragseinreichung

Studie des ifo-Instituts: Menschen mit Migrationshintergrundund Geflüchtete in Bayern und ihre Bedeutung für den bayerischen Arbeitsmarkt

Präsentation zur Pressekonferenz