"Coming Out in Bayern": Voller Plenarsaal beim Queeren Vernetzungstreffen

<p><strong>Claudia Stamm, queerpolitische Sprecherin der Landtagsgrünen lud am Freitag zum mittlerweile dritten Queeren Vernetzungstreffen in den Bayerischen Landtag ein.</strong> Mit sichtlicher Freude wurde die Veranstaltung von unterschiedlichsten Personen und Gruppen der queeren Community sowie grüner Politiker_innen besucht. <a href="https://www.facebook.com/media/set/?set=a.834775886630694.1073741931.330148333760121&amp;type=3">Im vollen Plenarsaal</a> wurde über Queeres, insbesondere über Coming-Out, aus unterschiedlichsten Blickwinkeln erzählt und diskutiert.</p>

17. Juli 2015

Aufgrund der Toten des Amoklaufs in Leutershausen wurde zunächst eine Gedenkminute eingelegt. Die insgesamt sehr gute Stimmung der Veranstaltung ließ aber auch den Ernst des Themas „Coming Out in Bayern“ nicht vergessen: „die Selbstmordrate unter queeren Jugendlichen ist Studien zu folge 4 bis 7 Mal höher als bei heterosexuellen Gleichaltrigen“, so Claudia Stamm.
Volker Beck, MdB sprach in seinem Grußwort u.a. darüber dass „genug Ehe für alle“ da ist und kritisierte, dass neue Naturgesetze erfunden werden, die nur die Beziehung zwischen Mann und Frau als natürlich gegeben betrachten.


Bevor Christian Seidel (Autor „Die Frau in mir“) die Podiumsdiskussion mit betroffenen Personen moderierte wurden die Gäste über die aktuell laufende Studie des Deutschen Jugendinstituts „Coming-out - und dann ...?!“ informiert.  Diese Studie befasst sich erstmals deutschlandweit mit Coming-out-Verläufen und Diskriminierungserfahrungen queerer Jugendlichen und junger Erwachsenen. „Ein Grund warum wir so wenig wissen ist, dass in großen deutschen Jugendstudien wie der Shell-Studie die LSBT*Lebensweisen nicht berücksichtigt werden“ so Kerstin Oldemeier, Soziologin und wissenschaftliche Referentin des Deutschen Jugendinstituts. Endgültige Ergebnisse der Studie werden erst im Herbst veröffentlicht. Aufbauend auf den Ergebnissen der vorangegangenen Pilotstudie bekamen die Gäste jedoch bereits erste Einschätzungen: Beispielsweise sind Schulen und Familien, nach wie vor Orte mit hohem Diskriminierungspotential von denen sich Jugendliche nur schwer entziehen können.

Über die Schule ging es auch in der Podiumsrunde. Lukas erzählt von seinem Coming Out als  Transident,  „es gab nie direkt Probleme in der Schule, das Thema wurde aber auch nie richtig behandelt“. Claudie Stamm merkt an, dass „dringend Personen im Lehrer_innenkollegium benannt werden müssen, an die sich queere Schüler_innen wenden können“.

In der lebhaften Podiumsdiskussion erzählten neben Lukas auch Philipp Greiner (öffentlich-rechtlicher Journalist), Inge Breuling, (Elterngruppe Fliederlich e.V.), Anna-Sophia Pohlmann (Jugendzentrum Diversity München) und Dorothea Zwölfer (Pfarrerin, transsexuelle Frau) von ihren jeweiligen Erfahrungen. Es wurde selbstkritisch über Diskriminierung innerhalb der Szene gesprochen. Über vergleichsweises Glück: „nachdem ich mich vor meiner Mutter geoutet hatte, erzählte sie mir von ihren lesbischen Freundinnen“, berichtet Philipp Greiner. Gerade in Bezug auf Transsexualität fehlten den Podiumsteilnehmer_innen bei ihrem Outing Informationen und v.a. die Worte für ihr Empfinden. „Wenn man den Begriff und das Modell das damit zusammenhängt nicht kennt ist es schwierig“ so Dorothea Zwölfer.

Nach dem offiziellen Teil, wurde bei leckeren Häppchen, Wein und Bier viel geredet und die Aussicht der Terrasse des Bayerischen Landtags genossen.