Kultur und Heimat

Haus der Kunst: Keine Glorifizierung von Nazi-Bauten

<p>„Wir lehnen den Rückbau des „Haus der Kunst“ in den Urzustand von 1937 entschieden ab“, kritisierte der kulturpolitische Sprecher Sepp Dürr die Pläne zur Sanierung des Münchner Ausstellungshauses für moderne und zeitgenössische Kunst, die Minister Spaenle im Ausschuss für Wissenschaft und Kunst gemeinsam mit dem Direktor Okwui Enwezor und dem britischen Architekten David Chipperfield auf Veranlassung der Landtags-Grünen&nbsp; vorstellte.

27. Januar 2017

Die Planungen von Chipperfield, der sich bei der Auftragsvergabe 2013 gegen renommierte internationale Büros durchsetzen konnte, sehen vor, dass die Bäume auf der Vorderseite des Gebäudes gefällt werden. Auch auf der Rückseite, hin zum Englischen Garten, soll für freie Sicht gesorgt werden. Mit den freien Sichtachsen will er „die Vergangenheit des Gebäudes offenlegen“ und das Haus „wieder an die Stadt anbinden“. Spaenle begrüßte das Konzept von Chipperfield, er sieht in den Plänen einen „geeigneten Lösungsansatz“ zur Beantwortung der Frage, wie in einem demokratischen Diskurs mit der Vergangenheit des Gebäudes umgegangen werden kann.


„Was ist daran demokratisch, wenn der „grüne Vorhang“ entfernt wird und die Überwältigungsarchitektur der Nazis wieder frei sichtbar wird“, entgegnete Dürr dem Minister. Es sei jede Maßnahme zu unterlassen, die darauf abzielt, Bewunderung für einen Bau zu wecken oder bloß zu ermöglichen. Mit dem Rückbau würden auch die baulichen Veränderungen in der Nachkriegszeit, mit denen die faschistische Symbolarchitektur konterkariert werden sollte, wieder zurückgenommen. Damit mache man die viel längere Zeit in der Geschichte des Hauses ungeschehen.


Im Innern will Chipperfield mehr Transparenz und Offenheit. So soll die pompöse Mittelhalle zum Englischen Garten hin geöffnet und durch Oberlichter im Dach heller werden. Im bisher wenig genutzten Westteil soll eine flexible Universalbühne eingebaut und ein „Innovation Institute“ für Forschungs- und Bildungsprogramme eingerichtet werden. Mit den zusätzlichen Flächen erhält das Haus neue Möglichkeiten, sein schon bisher international anerkanntes Programm auszuweiten. Wie Direktor Enwezor in der Ausschussdiskussion ausführte, soll das Haus als Plattform unterschiedlichster Kunstformen dienen und sich für Tanz, Musik und Film öffnen. Dürr begrüßte die ambitionierten Ziele von Enwezor, sieht in ihnen aber auch Risiken: Mit der multidisziplinären Ausrichtung verfolge Enwezor einen heute gängigen Trend, der die Gefahr von Beliebigkeit und Austauschbarkeit beinhalte.


Zur Kostenfrage der Sanierung schwieg sich Spaenle ebenso aus, wie zur Frage, wer das zusätzliche Angebot nach Fertigstellung finanzieren soll. Spaenle verwies auf die 50 Millionen €, die der Freistaat zur Verfügung stelle, und die 20 Millionen Euro, die der Bund zugesichert habe. Ob die 78 Millionen Euro ausreichen werden, ließ Spaenle offen.
Die Machbarkeitsstudie zum Betriebskonzept, die seit September letzten Jahres vorliegt und auf Druck der Grünen endlich auch den zuständigen Abgeordneten zugestellt wurde, geht von zukünftigen Ausgaben des Hauses für den laufenden Betrieb zwischen 10 und über 11 Millionen € pro Jahr aus. Eine Steigerung zum bisherigen Etat von rund 25 bis 35 %. Die Autoren der Studie hoffen auf mehr Einnahmen durch steigende Besucherzahlen und mehr Sponsorengelder von Mäzenen und Unternehmen. Ob sich die Hoffnungen erfüllen, ist fraglich. Dürr erinnerte an die Versprechungen der Regierung bei Großinvestitionen im Kulturbereich in den vergangenen Jahren. Fast immer, so Dürr, musste im Nachhinein die öffentliche Hand für die Mehrausgaben aufkommen.
Dürr: „Wir werden den Fortgang der Sanierungsarbeiten weiter kritisch begleiten.“

Antrag 17/10157 Sanierung „Haus der Kunst“


Mehr Informationen unter:
http://www.sepp-duerr.de/category/kultur/museen