Bildung und Wissenschaft

Nachbericht zur Bildungstour

Grüne Bildungsexpert*innen waren zum Thema „Schule der Zukunft – jedem Kind gerecht werden“ in ganz Bayern auf Tour

28. September 2023

Unser Bildungssystem sollte jedem Kind mit seinen unterschiedlichen Talenten gerecht werden. In der Realität hängen die Bildungschancen aber von der familiären Herkunft der Kinder ab. Die Grüne Landtagsfraktion will das ändern und stellt darum in ganz Bayern ihr Bildungskonzept „Schule der Zukunft“ vor.

Zwischen dem 1. März und dem 28. Juni 2023 tourten die Abgeordneten für Bildung der Grünen Landtagsfraktion nach dem Leitsatz „Schule der Zukunft – jedem Kind gerecht werden“ durch ganz Bayern. Ziel dieser Bildungstour war es einerseits, das Bildungskonzept der Landtagsfraktion vor Ort mit der Realität abzugleichen. Ebenso stellten die Abgeordneten die parlamentarischen Initiativen aus dem Bildungsbereich wie Anträge, Gesetzentwürfe und Schriftliche Anfragen vor. Beides, Konzept und parlamentarische Arbeit, wurden diskutiert und Anliegen, Probleme und Wünsche aus der Praxis aufgenommen, um diese anschließend in unsere parlamentarische Arbeit einfließen zu lassen.

Der große Tour-Abschluss fand am 28.06.23 in München im Bayerischen Landtag statt und bot eine Plattform für einen offenen und konstruktiven Dialog. Es war erfreulich zu sehen, wie viele Menschen sich für ein zukunftsfähiges Schulsystem interessieren und aktiv an der Gestaltung einer zukunftsorientierten Schule teilhaben möchten. Die Besetzung des Podiums war hochkarätig: Nach der Begrüßung durch die Fraktionsvorsitzende Frau Katharina Schulze gab es eine Keynote von Prof. Julian Nida-Rümelin zum Thema „Philosophie humaner Bildung“. Im Anschluss folgte ein Vortrag über „Lehren und Lernen für die Zukunft“ von Frau Prof. Uta Hauck-Thum, Professorin für Grundschulpädagogik an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Auch eine Schülerin der StadtschülerInnenvertrteung der Stadt München brachte ihre Perspektive bei der anschließenden Podiumsdiskussion ein.

Die Vorträge und die daran anschließende Diskussion drehten sich um zentrale Fragen: Wie können wir die Schule der Zukunft gestalten, um den Anforderungen einer sich wandelnden Gesellschaft gerecht zu werden? Welche pädagogischen Ansätze und innovative Technologien können den Lernprozess unterstützen? Wie können wir sicherstellen, dass alle Kinder gleiche Chancen auf eine hochwertige Bildung haben?

Es wurde deutlich, dass es an den bayerischen Schulen brennt: fehlende Chancengerechtigkeit zeigt sich daran, dass die Schulleistungen nach wie vor vom familiären Hintergrund der Kinder abhängen. Wir haben wegen der mangelhaften Einstellungspolitik der Söder-Regierung viel zu wenig Lehrkräfte. Noch dazu müssen sich diese als Alleinkämpfer*innen behaupten. Die Schüler*innen stehen wegen des ständigen Leistungsdrucks massiv unter Stress und leiden an psychischen Problemen. Es gibt keine Vorbereitungen für den Rechtsanspruch auf Ganztagsbildung und -betreuung für Grundschulkinder ab 2026. Die Söder-Regierung macht nichts, um Bildung für nachhaltige Entwicklung strukturell in den Schulen zu verankern. Es fehlt ein medienpädagogisches Gesamtkonzept, um Schüler*innen fit für den Umgang mit digitalen Medien zu machen. Von Schüler*innenbeteiligung und echter Demokratiebildung kann man an bayerischen Schulen noch lange nicht sprechen. Und von Inklusion an allen Schularten sind wir meilenweit entfernt.

Das bayerische Schulsystem muss dringend modernisiert werden, um diese Brandherde zu löschen. Darum fordern die Landtags-Grünen, einen Sozialindex auszuarbeiten. Ein Sozialindex ist ein Instrument zur Ermittlung des Ressourcenbedarfs der Schulen. Schulen in sozial schwieriger Lage können mit zusätzlichen Mitteln unterstützt werden. Ein Sozialindex kann so sicherstellen, dass Kinder mit geringeren Bildungschancen in der Schule zusätzlich gefördert werden. Zudem kämpfen wir dafür, die Lehrkräfteausbildung zu flexibilisieren und multiprofessionelle Teams, u.a. bestehend aus Sozialpädagog*innen, Logopäd*innen, Ergo- oder Lerntherapeut*innen usw., in den Schulen zu etablieren. Wir setzen uns für ein Ausführungsgesetz zum Ganztag ein, das die Qualität im Ganztag festschreibt und sichert. Wir setzen auf mehr individuelle Förderung und selbstständigeres Lernen sowie mehr individuelles Feedback. Das senkt den Leistungsdruck, setzt den Fokus auf die Stärken der Schüler*innen und schafft mehr Chancengerechtigkeit. So gelingt auch Inklusion an allen Schulen. Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) verankern wir im Schulgesetz und sorgen durch eine Fortbildungsoffensive für ein Konzeptverständnis bei Lehrkräften und Schulleitungen. Zudem erleichtern wir Lehrkräften die Umsetzung von BNE, indem wir mehr projekt- und fächerübergreifendes Lernen ermöglichen und Schulen öffnen. Wir stärken die Digital- und Medienkompetenz von Schüler*innen und Lehrkräften. Schüler*innen beteiligen wir z.B. durch Schüler*innenparlamente an wichtigen Entscheidungen und Prozessen der Schulentwicklung.

Die Zukunft unserer Gesellschaft hängt maßgeblich von der Qualität und der Gerechtigkeit unseres Bildungssystems ab. Wir Grünen haben mit unserer Bildungstour gezeigt, dass wir uns dieser Verantwortung bewusst sind und konkrete Vorschläge für eine moderne, zukunftsorientierte Schule einbringen. Das Interesse und die Begeisterung der Teilnehmenden machten deutlich, dass die Schule der Zukunft kein Traum bleiben muss, sondern dass wir sie gemeinsam gestalten können.