Gleichstellung und Queer

Gleichstellung in allen Bereichen: Frauengesundheit berücksichtigen und verbessern!

Landtags-Grüne fordern Lehrstuhl für Gendermedizin in Bayern

20. Mai 2022

Gleichstellung zwischen den Geschlechtern als politisches Ziel erfordert eine Querschnittsperspektive in allen gesellschaftlichen Bereichen. Die Berücksichtigung von geschlechterspezifischen und gendersensiblen Besonderheiten in der Medizin sowie die geschlechterspezifische und gendersensible Medizin ist gegenwärtig noch immer eine Randerscheinung im deutschen Gesundheitswesen. Um die Versorgungsqualität und Versorgungseffizienz von Frauen und Männern zu verbessern, ist es dringlich geboten, biologische und sozial-kulturelle Unterschiede in der Medizin ausreichend und tiefgehend zu berücksichtigen. Das Ziel sollte sein, eine systematische Verankerung geschlechterspezifischer Unterschiede in der medizinischen Forschung zu erreichen. Die gendersensiblen und geschlechterspezifischen Standards sollen auch in Bereichen wie Prävention, Diagnostik, Therapie und Rehabilitation eine wichtige Rolle spielen. Das renommierte Universitätsklinikum Charité in Berlin ist ein großes Vorbild: bereits im Jahr 2003 wurde das interdisziplinäre Zentrum „Gender in Medicine“ ins Leben gerufen, wo schwerpunktmäßig geschlechter- und diversitätssensible Präventionsforschung getätigt wird.

Wir GRÜNE möchten solch wertvolle und wichtige Forschung auch in Bayern unterstützen! Gezielte Forschung in diesem Bereich zu unterstützen, ist daher vonnöten und wurde in Bayern bislang vernachlässigt – es gibt keinen einzigen vergleichbaren Lehrstuhl an einer Universität in Bayern. Aber auch hier im Freistaat ist die Bevölkerung zur Hälfte weiblich und würde von solchen Forschungsansätzen profitieren! Für uns stellt sich die Frage, warum werden geschlechterspezifischen und gendersensiblen Besonderheiten in der Medizin nicht auch von unserer hervorragenden bayerischen Hochschullandschaft erforscht? Das wollen wir ändern und haben deshalb einen Antrag eingebracht und fordern die Staatsregierung auf, die Schaffung eines Lehrstuhls an einer geeigneten Medizinfakultät an einer bayerischen Hochschule zu unterstützen. Nur war die Beratung im federführenden Ausschuss für Gesundheit und Pflege enttäuschend: unser Antrag wurde abgelehnt mit der Begründung, die Staatsregierung würde in diesem Bereich bereits andere Maßnahmen umsetzen. Die Regierungsfraktionen stellten die Sinnhaftigkeit eines gesonderten Lehrstuhls in Frage. Mal wieder wird anhand dieser Ausreden deutlich, dass die Staatsregierung diese Querschnittsaufgabe offensichtlich nicht konzertiert angehen möchte.

Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales Ulrike Scharf hat sich vor kurzem dafür ausgesprochen, sich dem Thema „Gendersensible Medizin“ zu widmen. Diesem Versprechen muss sie nachkommen, in dem sie sich für eine konkrete Maßnahme wie die Einrichtung eines entsprechenden Lehrstuhls stark macht. Dies würde auch der Forderung des Landesfrauenrats nachkommen, die im Rahmen eines Forderungskatalogs für die Berücksichtigung von geschlechterspezifischen und gendersensiblen Besonderheiten in der Medizin an die Politik einige Vorschläge erarbeitet hat.

Wir GRÜNE hatten auch einen zweiten Antrag zum Thema Frauengesundheit eingebracht. Wir wollen, dass ein bayerischer Gesundheitsbericht unter spezieller Berücksichtigung sowohl von Frauengesundheit als auch Männergesundheit durch das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit zur datengestützten Darstellung geschlechterspezifischer Faktoren in der Gesundheitsversorgung erstellt wird, um daraus mögliche Handlungsmaßnahmen und -empfehlungen entwickeln zu können. Das Erstellen eines solchen Berichts wäre ein wichtiger Schritt zur datengestützten Darstellung geschlechtsspezifischer Faktoren in der derzeitigen Gesundheitsversorgung. Leider wurde auch dieser Antrag im federführenden Ausschuss für Gesundheit und Pflege abgelehnt. Auch wenn die Staatsregierung die Notwendigkeit in diesem Bereich noch nicht erkannt hat, bleiben wir dran!