Tiergerechtigkeit in der "Geprüften Qualität" verankern

Das Siegel „Geprüfte Qualität aus Bayern“ („GQ“) hat in Bayern einen hohen Bekanntheitsgrad erreicht. Kaum bekannt ist jedoch, welche „Qualitätskriterien“ sich hinter diesem Siegel verbergen.
Siegel haben grundsätzlich den Zweck, qualitative Besonderheiten eines Produktes darzustellen, also in bestimmten Bereichen deutlich über die gesetzlichen Mindestanforderungen hinauszugehen. Das ist bei „GQ“ nicht der Fall.
Das Siegel erweckt bei Verbraucher*innen den Eindruck, es handle sich bei Produkten mit diesem Siegel um besonders qualitätsvolle Erzeugnisse aus Bayern. Produkte mit diesem Siegel müssen zwar tatsächlich in Bayern erzeugt worden sein, weitere besondere Qualitätsmerkmale sind jedoch nicht umfasst. Es garantiert nur, dass von der Herstellung bis zur Ladentheke alle gesetzlichen Vorgaben eingehalten wurden und dass dies auch kontrolliert wurde („geprüfte Qualität“).
Nur ganz wenige, aber vernachlässigbare „Anforderungen“, die über die gesetzlichen Vorschriften hinausgehen, werden bei GQ verlangt.
Insbesondere bei tierischen Lebensmitteln gehen viele Verbraucher*innen davon aus, dass das GQ-Siegel z.B. bei der Tierhaltung über die Mindestanforderungen hinaus Anforderungen stellt . Für uns Landtags-Grüne sind die gesetzlichen Mindestanforderungen an die Tierhaltung in vielen Punkten deutlich verbesserungswürdig. Es werden auch aus der industriellen Tierhaltung stammende tierische Lebensmittel, die natürlich alle gesetzlichen Regelungen einzuhalten haben, mit dem GQ-Siegel versehen, sofern sie aus Bayern kommen. Die Herstellungsweise solcher Produkte entspricht oft eben nicht den Vorstellungen der Verbraucher*innen.
Auch bei pflanzlichen Produkten wird angenommen, dass das GQ-Siegel z.B. einen nachhaltigeren Umgang mit Pestiziden oder Düngemitteln vorschreibt als es der gesetzliche Mindeststandard verlangt. Auch dies ist nicht der Fall.
Aus unserer Sicht sind solche Produkte - abgesehen von der Regionalität - keines besonderen Qualitäts-Siegels würdig. Die Worte „Geprüfte Qualität“ spiegeln eine nicht vorhandene Qualität der Produkte vor.
Wir Landtags-Grüne fordern deshalb eine Aufwertung des GQ-Siegels durch Erhöhung der Kriterien so dass es zu einem echten Qualitätssiegel wird. Dazu gehört für uns, dass es höhere Anforderungen an die Tierhaltung stellt, als die sehr niedrigen gesetzlichen Vorgaben es fordern. Im Landtag haben wir deshalb Anträge gestellt, dass es als Voraussetzung für die Erteilung des GQ-Siegels deutliche Verbesserungen in der Tierhaltung geben muss. Folgende drei Anträge stellten wir beim Bayerischen Landtag:
1.    Eine tiergerechte Mastgeflügelhaltung mit einer am ökologischen Anbau orientierte Herdengröße und Mindestfläche für Stall und Außenflächen in das Siegel zu verankern und mit entsprechenden Prämien zu fördern. Antrag
2.    Eine tiergerechte Legehennenhaltung und Eierproduktion mit einer an der Tierhaltung für Legehennen und Eierproduktion im ökologischen Anbau orientierten Herdengröße und Mindestfläche für Stall- und Außenflächen in das Siegel zu verankern und mit entsprechenden Prämien zu fördern. Antrag
3.    Eine tiergerechte Schweinehaltung mit einer Sauenhaltung ohne Kastenstand, mit einem Verzicht auf das Kupieren der Schweineschwänze, mit einer an der Tierhaltung im ökologischem Anbau orientieren Mindest-Stallfläche, mit einem Verzicht auf Vollspaltenböden sowie Stroh und Heu als Beschäftigungsmaterial in das Siegel zu verankern und mit entsprechenden Prämien zu ermöglichen. Antrag
Leider lehnten alle Parteien unsere Anträge ab. Zur Begründung führten sie vor allem auf, dass eine Erweiterung der Kriterien des GQB-Siegels um Tierschutzmaßnahmen das Bayerische Bio-Siegel "obsolet machen" würde. „Mit diesem Votum haben die konservativen Parteien wiederum gezeigt, dass ihnen die artgerechte Tierhaltung im Vergleich zur betriebswirtschaftlichen Gewinnmaximierung unwichtig ist,“ so Rosi Steinberger in ihrem Resümee.