Textilreinigung: Gas-Stopp wäre existenzgefährdend

Benjamin Adjei und Hans Urban bei der Walter Greif GmbH und Co. KG

Vor den Industrie-Waschmaschinen in Wolfratshausen (v.li.) MdL Benjamin Adjei, die Geschäftsführer Martin und Markus Greif, MdL Hans Urban, und Betriebsleiter Peter Öhlschläger. Foto: Michaela Lichtblau

23. Mai 2022

  • Unternehmen: Walter Greif GmbH und Co. KG
  • Branche: Industrielle Texilreinigung und Mietwäsche
  • Standorte: Cadolzburg, Augsburg, Wolfratshausen, Eggenfelden. Besuch am Standort Wolfratshausen, LK Wolfratshausen, Oberbayern
  • Themen: Gas / Energieversorgung

Unternehmensportrait:

Die Greif-Gruppe ist ein in 4. Generation familiengeführtes Textilservice-Unternehmen, das heuer 100 Jahre alt wird. Spezialisiert auf Hotellerie und Gastronomie, betreibt das Unternehmen Großwäschereien und Textilmietsysteme in ganz Deutschland. Der Hauptsitz des von drei Geschwistern geführten Unternehmens ist Augsburg. Jedes 3. Hotel in München wird nach Angaben der Inhaber von der Greif-Gruppe mit sauberer Wäsche versorgt, aber auch Krankenhäuser, Rettungsdienste und andere „systemrelevante“ Organisationen aus Medizin und Pflege. Schließlich zählen Firmen aus Industrie und Gewerbe zu den Kunden des mittelständischen Betriebs. Bis zur Corona-Krise waren rund 1.500 Mitarbeitende beschäftigt, aktuell rund 1.200, davon 200 am Standort Wolfratshausen. 99 Prozent der Azubis werden übernommen. Der Umsatz beträgt rund 92 Mio. Euro. 

Seit November 2016 ist das Unternehmen Supporter des UN Global Compact und hat sich u.a. der Science Based Target Initiative angeschlossen mit dem Ziel: „Reduzierung der Scope 1 & 2 Treibhausgas-Emissionen pro Bruttowertschöpfung um 38 % bis 2025 im Vergleich zum Basisjahr 2017.“

Nach einer knapp 100-jährigen Expansionsgeschichte des mittelständischen Familienbetriebs von einer Einzelwäscherei zum deutschlandweit aktiven Spezialisten für Einkauf, Reinigung und Mietwäsche im Hotel- und Gastronomiesektor mit rd. 1.500 Mitarbeitenden und über 90 Mio. Euro Jahresumsatz führte die Coronapandemie ab 2020 und die monatelange Schließung von Hotels und Gaststätten zu einem dramatischen Umsatzeinbruch bei der Greif GmbH und Co. KG (allein 97 % binnen weniger Tage im April 2020).

Mittels staatlicher Hilfen und Kurzarbeit und dank „Fleiß, Mut und Zusammenhalt“ des Teams sei es mittlerweile gelungen, die Lage wieder zu stabilisieren, auch wenn man immer noch „tief in den roten Zahlen“ stecke, berichteten die beiden Inhaber und Geschäftsführer Martin und Markus Greif bei dem Besuch. In dieser angespannten Situation bedrohe aber nun die Gas-Krise infolge des Ukraine-Kriegs das Unternehmen in seiner Existenz. Rund 30 % Steigerung bei den Stromkosten, 60 % bei den LKW-Diesel-Kosten und 270 % bei den Gaskosten hätten bereits zwei Preisanpassungen innerhalb eines halben Jahres erfordert. Dennoch versuche man, den „Greif-Dreiklang“ aus Mitarbeiter*innen-Interessen, Kunden-/Lieferanteninteressen und eigenen betriebswirtschaftlichen Interessen aufrechtzuerhalten und nicht jede Preissteigerung durchzureichen.

Ein plötzlicher Gas-Stopp würde allerdings das Aus für die direkt oder indirekt mit Gas befeuerten Waschmaschinen und Trockner des Unternehmens bedeuten. Und damit das Aus für die Firma und den gewohnten Wäscheservice für Hotels, Krankenhäuser, Gaststätten usw. Nicht nur in Wolfratshausen und Augsburg, sondern überall in Deutschland. „Ohne saubere Wäsche kein Hotelurlaub, aber auch keine Operation und kein Klinikaufenthalt,“ so das Fazit der Verantwortlichen. Folge dessen forderten die Geschäftsführer, im von der Bundesregierung erarbeiteten Gas-Notfall-Plan auch die Textilreinigung zu berücksichtigen bzw. die Branche im Falle einer Gas-Rationalisierung weiter zu beliefern.

Ferner wünschten sich Martin und Markus Greif die finanzielle Unterstützung der gebeutelten Branche und klare politische Vorgaben bei der Umstellung auf erneuerbare Energieträger und Ersatztechnologien. Planungssicherheit sei angesichts teurer Investitionen entscheidend. Die beiden Landtagsgeordneten Hans Urban und Benjamin Adjei versprachen, die Anliegen weiterzugeben. Sie betonten aber auch, dass es die Vorgänger-Regierungen versäumt hätten, früher regenerative Energien auszubauen. Auch lokale Energieverbünde, z.B. in Gewerbegebieten, müssten dringend und besser gefördert werden.