Standort Bayern: nachhaltig & innovativ

Leckere Backwaren aus regionalen Zutaten

Barbara Fuchs und Christian Zwanziger zu Besuch bei der Bäckerei "Der Beck"

08. September 2022

  • Unternehmen: Bäckerei „Der Beck“
  • Branche: Lebensmittelhandwerk
  • Standort: Erlangen, Mittelfranken
  • Themen: Energiepreissteigerungen, Transformation/Umrüstung der Gasöfen, Lebensmittelpreise, Personal- und Fachkräftemangel

Unternehmensportrait: „Der Beck“ ist eine regional sehr etablierte Bäckerei mit knapp 1.500 Beschäftigten. Das familiengeführte Traditionsunternehmen ist seit über 125 Jahren im Stadtteil Tennenlohe in Erlangen ansässig. Die Produkte sind in vielen eigenen Filialen, Vorkassenzonen von Supermärkten und Gastronomiebetrieben in Franken erhältlich.


 

Im September waren Barbara Fuchs und Christian Zwanziger bei der Bäckerei „Der Beck“ in Erlangen-Tennenlohe zu Besuch. Das Unternehmen hatte sich wegen der aktuellen Unsicherheit bei der Gasversorgung gemeldet und beide wollten sich die Sorgen und Anliegen des Unternehmens persönlich anhören. Gemeinsam mit dem Geschäftsführer Dominik Beck und dem Betriebsleiter Jörg Wangemann wurde sich über die aktuellen Entwicklungen ausgetauscht sowie über Möglichkeiten zur Transformation im Backwesen. Das drängendste Thema sind Gasversorgung und Preissteigerungen. Die Bundesregierung hat Pläne entwickelt, wie bei einer akuten Gasknappheit das Gas eingespart wird. Dabei wurde auch priorisiert, welche Unternehmen im Notfall weniger Gas erhalten und welche eine Kostendämpfung für ihre Gasversorgung beantragen können. In den bisherigen Konzepten wurden die kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) zu wenig berücksichtigt. Nun wurde angekündigt, dass ab der nächsten Aktualisierung auch KMUs Anträge für das Kostensenkungsprogramm stellen können sollen.

Wir Grüne unterstützen diese Änderung und werden uns weiter dafür einsetzen, dass die KMUs und insbesondere die Handwerksbetriebe die Unterstützung erhalten, die sie benötigen, denn sie sind wichtig für regionale Wertschöpfung und den Erhalt von Arbeitsplätzen. Ein weiteres Thema war die Gewinnung von Fachkräften. Wie in vielen Branchen gibt es auch hier Nachwuchsprobleme. Oft gehört die Arbeit in einer Bäckerei zum Niedriglohnsektor und Nachtschichten sind üblich. Aus diesem Grund suchen sich junge Leute Berufe, die besser bezahlt sind und bessere Aufstiegschancen bieten. Die Lücke wird häufig durch Personen mit Migrationshintergrund gefüllt. Diese können den immensen Fachkräftebedarf aber nicht vollständig decken. Daher braucht es gezielte politische Maßnahmen, um Handwerk und Ausbildung wieder attraktiver zu machen. Die Bäckerei „Der Beck“ geht hier voran: Die Umsetzung des erhöhten Mindestlohns erfolgte bereits vorzeitig und Gehälter wurden angepasst. Auch in der Größenordnung, die die Bäckerei benötigt, können fast alle Zutaten regional bezogen werden. Dies ist gleichzeitig auch der Grund, warum keine Bio-Produkte angeboten werden: Mehl, Eier etc. sind in Bio-Qualität regional nicht in der benötigten Menge verfügbar. Nicht verkaufte Waren werden übrigens in einer Filiale gesammelt und am Folgetag zum reduzierten Preis verkauft. Falls immer noch etwas übrig bleibt, gibt es Kooperationen mit der Tafel und anderen sozialen Einrichtungen, an die die Waren gespendet werden. Alles letztes werden sie als Futtermittel oder zur Biogaserzeugung verwendet.

Wenn es um gesunde Lebensmittel geht, sprechen wir im Backwerk oft von der Reduktion von Salz und Zucker. Bei beidem verfolgt das Unternehmen eine einfache, aber effektive Strategie: Anstatt auf einmal die Mengen sprunghaft zu reduzieren, werden diese nach und nach in kleinen Schritten reduziert, sodass sich die Kund*innen daran gewöhnen. Auf diese Weise wurde in den letzten 10 Jahren der Salzgehalt im Brot von 2,5 Prozent auf – je nach Sorte – 1,5-2 Prozent gesenkt.

Um die Öfen zu beheizen, benötigen Bäckereien eine Menge Energie, in der Regel Gas. Außerdem müssen die Backwaren möglichst frisch an die Filialen verteilt werden. Ein zentraler Bestandteil der Transformationsstrategie des Unternehmens ist Wasserstoff, der sowohl für die Öfen als auch für Lieferwägen verwendet werden kann. Zusätzlich will das Unternehmen in die Gewinnung von Strom aus erneuerbaren Energiequellen investieren. Vor allem an einem Windrad würde es sich gerne beteiligen, wofür es aber noch weitere Partner*innen bräuchte. An einer Photovoltaik-Anlage auf einem geplanten Neubau wurde hingegen wegen der hohen bürokratischen Hürden abgesehen, stattdessen wird eine Dachbegründung geplant. Die Elektromobilität hat sich in der Praxis noch nicht beweisen können. Ein E-Transporter, der testweise eingesetzt wurde, ist im Moment noch sehr teuer und kann in Bezug auf Reichweite und Traglast nicht mit den konventionellen Lastfahrzeugen mithalten. Zurzeit würde eine vollständige Umstellung zudem an den Lademöglichkeiten scheitern, da alle Fahrzeuge gleichzeitig über Nacht geladen werden müssten. Hier wird es in den nächsten Jahren sicher Lösungen geben. Das Wichtigste für das Unternehmen ist im Moment Planbarkeit. Das bezieht sich vor allem auf die Gasversorgung. Ein Fokus muss auf der Wiederherstellung bzw. Modifizierung der Lieferketten liegen, damit Materialmangel wie z.B. Papierverpackungen und Maschinenteile behoben werden können. Dafür müssen die heimischen Ingenieursbetriebe gestärkt werden, denn Maschinenbau und Elektrotechnik ist für die Produktion in vielen anderen Branchen grundlegend.