Wohnungs- und Obdachlosigkeit wirkungsvoll bekämpfen
Modellprojekte für junge Erwachsene in der Wohnungslosenhilfe
12. Juli 2019
Das Durchschnittsalter wohnungsloser Menschen ist in den letzten Jahren stark gesunken und liegt mittlerweile nur noch bei 35 Jahren. Einer Studie zufolge waren 2016 etwa 37.000 Jugendliche und junge Menschen bis einschließlich 26 obdach- oder wohnungslos. Lebensmittelpunkt der Befragten war überwiegend der Unterschlupf bei Freunden (27%), 17 % lebten auf der Straße und 14 % in Hilfseinrichtungen. Besonders gefährdet sind sog. „Care Leaver“, d.h. junge Menschen, die einen Teil ihres Lebens in Einrichtungen der Jugendhilfe (Wohngruppen, Wohnheim, Pflegefamilien, etc.) verbracht haben und deren Übergang in ein eigenständiges Leben unmittelbar bevorsteht oder bereits erfolgt ist. Die Lebenssituation dieser Gruppe junger Menschen ist oft prekär. Obwohl das Kinder- und Jugendhilfegesetz zwar weitere Angebote für junge Volljährige grundsätzlich ermöglicht, wird das Erreichen der Volljährigkeit oftmals mit einem Ende der Hilfen gleichgesetzt. Immer mehr Jugendliche landen direkt nach dem Ausscheiden aus den stationären oder ambulant betreuten Angeboten der Jugendhilfe in den Notunterkünften der Obdachlosenhilfe oder leben ganz auf der Straße. Mit einem Antrag haben wir Grüne diese Woche im Sozialausschuss deshalb gefordert, über den Aktionsplan „Bayern hilft Obdachlosen“ spezielle Modellprojekte für junge Erwachsene in der Wohnungslosenhilfe zu fördern. Ziel ist es, jungen Menschen nach dem altersbedingten Ausscheiden aus den Angeboten der Jugendhilfe pädagogisch betreute Wohnformen als Alternative zur Notunterkunft anzubieten. Dadurch können der Umzug in eine Notunterkunft und die drohende Obdachlosigkeit dieser jungen Menschen in der Regel vermieden werden. Damit dies gelingt, ist vor allem eine bessere Vernetzung von Jugendhilfe und Wohnungslosenhilfe beim Umgang mit sog. „Care-Leavern“ erforderlich. Die Regierungsfraktionen CSU und FW haben den Antrag jedoch abgelehnt, weil im Aktionsplan schon ein Modellprojekt für junge Menschen vorgesehen sei. Die pauschale Ablehnung ist nicht nachzuvollziehen, weil es letztendlich darum geht, verschiedene zielgruppenspezifische Hilfsangebote zu erproben und auszuweiten. Gerade bei den „Care Leavern“ sehen wir enormen Handlungsbedarf.