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Statement anlässlich des Welthebammentages

05. Mai 2025
Demonstrationen gegen den neuen Hebammenhilfevertrag
Am 5. Mai 2025 finden in München, Augsburg, Kempten und Regensburg zahlreiche Aktionen und Demonstrationen statt, die sich u.a. gegen den neuen Hebammenhilfevertrag wenden, der zum 1. November 2025 in Kraft treten soll.
Die Grünen im Bayerischen Landtag fordern seit Jahren Nachbesserungen für die berufliche Situation von Hebammen – insbesondere in Bayern.
Anbei Statements zum Thema von Katharina Schulze, Fraktionsvorsitzende, und Julia Post, Sprecherin für Frauen der Landtags-Grünen.
Fraktionsvorsitzende Katharina Schulze erklärt:
„Eine 1:1-Betreuung unter der Geburt ist der beste Start ins Leben für Mutter und Kind. Mit Beleghebammen ist der Betreuungsschlüssel in Kreißsälen deutlich besser. Doch ausgerechnet sie sollen in Zukunft schlechter gestellt werden und nur noch 80 Prozent der üblichen Vergütung erhalten. Das gefährdet ihre Existenz und damit auch die Versorgung in der Geburtshilfe, die uns alle betrifft. Wieder einmal zahlen Frauen den Preis und das gleich doppelt! 100 Prozent Verantwortung und Leistung müssen auch zu 100 Prozent bezahlt werden."
Julia Post, Sprecherin für Frauen, erklärt:
„Bayern würde es besonders hart treffen: 80 Prozent der Geburten werden im Freistaat von Beleghebammen betreut. Bundesweit sind es lediglich 20 Prozent. Der neue Vertrag würde vor allem Kliniken mit hoher Geburtenzahl treffen, wie beispielsweise München, in denen fast alle Häuser mit Beleghebammen arbeiten. In den Regensburger Geburtskliniken arbeiten sogar ausschließlich Beleghebammen. Das Belegsystem muss daher gefördert und darf nicht bestraft werden."
Mit Blick auf die Bayerische Staatsregierung erklärt Julia Post:
„Um eine funktionierende Geburtshilfe in Bayern zu gewährleisten, sind allerdings noch weitere Anstrengungen auch von der Staatsregierung nötig: So müssen endlich der Hebammenbonus und die Niederlassungsprämie angehoben werden. Die Kosten sind in den vergangenen Jahren wie überall massiv gestiegen, was fehlt ist eine entsprechend höhere Vergütung. Zudem verschlechtert die verschleppte Krankenhausplanung der Staatsregierung die Situation der Geburtshilfe vor Ort. Wieder einmal wälzt die Staatsregierung die Verantwortung auf die Kommunen ab.“
Hintergrund:
Gerade in Bayern müsste die Staatsregierung das Thema mehr in den Fokus nehmen und wesentlich mehr für funktionierende Geburtshilfe tun. So fordern die Landtags-Grünen seit Jahren beispielsweise Stipendien für forschende Hebammen, hebammengeleitete Kreißsäle in jeder Geburtsklinik sowie eine flächendeckende Sicherstellung der Schwangerenvorsorge, geburtshilflichen Versorgung und Wochenbettbetreuung mit Hausbesuchen. Die Grünen haben als erste Landtagsfraktion ein Förderprogramm für Hebammen vorgeschlagen, um u.a. die Gründung von Hebammenpraxen und Geburtshäusern finanziell zu unterstützen. Viele Schwangere wünschen sich auch, „ihre“ freiberufliche Hebamme in die Klinik mitzunehmen. Die Grünen unterstützen auch dieses Modell der freiberuflichen Beleghebammen, die Geburtsbegleitung anbieten und mit Geburtskliniken kooperieren. Sie wollen Hebammen im Freistaat stärken und sie von den fachfremden Tätigkeiten befreien. Ziel sind insbesondere bessere Arbeitsbedingungen, die Aufwertung dieses wichtigen Berufs sowie die Verbesserung der Versorgungsqualität für Kinder, (werdende) Mütter und Familien. Schwangere müssen darauf vertrauen können, dass sie vor, während und nach der Geburt gut versorgt werden.
Zum „Zukunftsprogramm Geburtshilfe“ der Bayerischen Staatsregierung erklären die Landtags-Grünen:
Das Programm der Staatsregierung löst das große Personalproblem nicht und, was noch schlimmer ist, das Geld kommt nicht direkt bei den Hebammen an. Das Programm konzentriert sich auch nur auf die Geburtshilfe im ländlichen Raum. Die Lage in den Städten ist jedoch ebenfalls angespannt, etwa angesichts des teuren Wohnraums. Der Hebammenbonus und die Niederlassungsprämie wurden seit Jahren um kein Cent angehoben, die Vergütung der Hebammen ebenfalls kaum, die Kosten stiegen aber in dieser Zeit an. Die passive Krankenhausplanung der Staatsregierung und die Abwälzung der Verantwortung für die Geburtshilfe auf die kommunale Ebene verschlechterte die Situation zusätzlich.