Landwirtschaft und Ernährung

Mehr Bio in Bayern

Sachverständigenanhörung und Jahresbericht über die ökologische Landwirtschaft, Verarbeitung und Vermarktung in Bayern

26. Mai 2023

30 Prozent Bioflächen in Bayern – das klingt gut, aber wie wir dahin kommen, steht in den Sternen. Wir Grüne haben jetzt erreicht, dass wir zumindest einen Überblick über die Bio-Landwirtschaft im Freistaat erhalten, sowie fachlichen Rat, wie es weitergeht.

Auf unsere Anträge hin beschäftigte sich der Landwirtschaftsausschuss mit dem Bericht des Landwirtschaftsministeriums zu „Mehr Bio für Bayern - Jahresbericht über die ökologische Landwirtschaft, Verarbeitung und Vermarktung in Bayern“ und im Anschluss mit einer Sachverständigenanhörung zum Thema „Ökologischer Landbau und ökologische Lebensmittel in Bayern“.

Mit der Übernahme des Gesetzentwurfes des Volksbegehrens „Rettet die Bienen“ hat die Söder-Regierung dafür zur sorgen, dass 30 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche in Bayern bis 2030 ökologisch bewirtschaftet werden. Wichtigste Voraussetzung dafür: Der heimische Bio-Absatz muss angekurbelt werden. Der Jahresbericht soll alle zwei Jahre Informationen über den Bio-Markt in Bayern liefern, wie er sich entwickelt, wie er gesichert werden kann. Als wir den Bericht vor zwei Jahren schon einmal eingefordert haben, war die Datenlage mau. Jetzt sind Zahlen und Projekte etwas überschaubarer. Doch es stellt sich schon die Frage, worauf die Politik von Landwirtschaftsministerin Kaniber seit 2018 gründet, wenn jetzt erst damit begonnen wird, grundlegende Daten für die Entwicklung der ökologischen Landwirtschaft in Bayern zu erheben?

Die Sachverständigenanhörung sollte aufzeigen, was nötig ist, um 30 Prozent Biolandwirtschaft in Bayern tatsächlich zu erreichen. Wie beurteilen die Sachverständigen Forschung, Investition, Bildung und Beratung im Bereich der Bio-Lebensmittelproduktion? Was brauchen erzeugende und verarbeitende Betriebe, Lebensmittelhandwerk und Absatzmärkte –insbesondere die Gemeinschaftsverpflegung? Die, mit Ausnahme des AfD-Experten, kompetente Sachverständigenrunde vertrat Praxis, Verarbeitung, Wissenschaft und Verbandswesen. Sehr klar wurde bestätigt, warum wir ökologische Landwirtschaft brauchen: Ökologische Landwirtschaft ist gut für die Artenvielfalt, gut für die Trinkwasserqualität, gut für den Boden, gut für das Klima. Dazu wurde auch die aktuelle Studie der TU München von Prof. Hülsbergen wurde zitiert. Sie bestätigt, dass der Ökolandbau gesellschaftlichen Nutzen bringt - im Wert von 800 Euro pro Hektar, weil ökologische Landwirtschaft Umweltschäden vermeidet.

In dem Bericht und auch in der Anhörung wurde deutlich, dass Bayern viel investiert in ökologische Landwirtschaft. Der Umgang mit den Fördergeldern scheint aber wenig zielgerichtet zu sein, wenn Verarbeitung und Absatzmärkte ein Flaschenhals bleiben. Gerade deshalb wäre es extrem wichtig, dass sich der Ministerprädent Söder und Landwirtschaftsministerin Kaniber einfach sehr klar und deutlich für Bio aussprechen. Und eine breite allumfassende Bio-Informationskampage aufsetzen und den Bio-Markt von der Nachfrageseite fördern. Da sind wir uns mit den Sachverständigen sehr einig.

Arten-, Umwelt-, Wasser- und Bodenschutz ist das Ziel und es besteht generelles Einvernehmen, diese Güter zu schützen und zu bewahren. Dieses Ziel, so die Sachverständigen, sollte sich in allen Bereichen abbilden: in Forschung, Lehre, Ausbildung, Ressourcenausstattung und besonders durch eine feste Bio-Quote in der Gemeinschaftsverpflegung: zwischen 30 und 50 Prozent in den staatlichen Kantinen und einem Mindestanteil von 20 Prozent in der

Gemeinschaftsverpflegung in ganz Bayern. Die Verwendung von Bio-Lebensmitteln in der öffentlichen Gemeinschaftsverpflegung ist eines der wirksamsten Instrumente, mit dem die auf EU-Ebene, auf nationaler Ebene und in Bayern angestrebte Ausweitung des Ökolandbaus vorangetrieben werden kann. Immer mehr Erwachsene, Kinder und Jugendliche essen auswärts zu Mittag. Ein schönes Beispiel ist die Stadt Kopenhagen. Hier zeigt sich, wie viel klare Zielsetzung und politischer Wille bewirken können: Innerhalb weniger Jahre ist es dort gelungen, den Anteil der Bio-Lebensmittel in der Gemeinschaftsverpflegung auf 90 Prozent zu heben. Kopenhagen zeigt auch, wie dem Vorwurf, Bio sei zu teuer, entgegengesteuert werden kann. Mit entsprechender Rohstoffumstellung, also mit mehr regionaler und saisonaler Bio-Ware, sowie Schulung des Personals, können die Mehrkosten des Bioessens sehr niedrig gehalten werden. Eine feste Bio-Quote inklusive kompetenter Schulung würde bei-regionalen Lebensmitteln den Schub geben, den wir jetzt brauchen.

Regional gewinnt an Wert, wenn es mit Bio verknüpft wird, „regional“ wirkt am besten zusammen mit „bio“, z. B. bei bei-regionalen Kartoffeln. Diese Kartoffeln tun der Artenvielfalt, dem Boden und dem Klima gut. Was mir deshalb wichtig ist und auch in der Anhörung bestätigt wurde: wenn der Freistaat mehr Ökolandbau will, dann muss er auch mehr in der Aus- und Fortbildung machen. Das betrifft sowohl die Landwirtschaft und Hauswirtschaft, die Gastronomie und das Handwerk und die Aus- und Fortbildungen im pädagogischen Bereich. Auch hier wurde in der Diskussion mit den Sachverständigen klar, liegt ein weiterer Schlüssel, ökologische Landwirtschaft und nachhaltigen Lebensmittelkonsum zu verstehen und zu fördern. Damit unsere Lebensgrundlagen erhalten bleiben.

Die Zukunft für die Landwirtschaft in Bayern liegt in einer bei-regionalen Lebensmittelerzeugung.