Landwirtschaft und Ernährung

Teller statt Tonne – für eine bayerische Strategie gegen Lebensmittelverluste

Die Lebensmittelverschwendung geht uns alle an, denn auch in bayerischen Privathaushalten landen jährlich durchschnittlich 65kg Lebensmittel pro Kopf im Müll.

09. Oktober 2020

Die Lebensmittelverschwendung geht uns alle an, denn auch in bayerischen Privathaushalten landen jährlich durchschnittlich 65kg Lebensmittel pro Kopf im Müll. Davon wären ganze 43kg vermeidbar. Aber auch im Einzelhandel, der Verarbeitung und der Außer-Haus-Verpflegung werden zu viele noch essbare Lebensmittel weggeworfen.

Landen Lebensmittel im Müll, so gehen mit ihnen auch alle Ressourcen verloren, die in den Herstellungsprozess geflossen sind: Flächen, Wasser, Energie. Vor dem Hintergrund von Klima- und Ressourcenschutz sind Lebensmittelverluste im heutigen Ausmaß nicht mehr tragbar. Denn betrachtet man alle globalen Auswirkungen der Lebensmittelherstellung, so ist die Reduktion der Lebensmittelverluste eines der wichtigsten Instrumente gegen den Klimawandel! Auch in Bayern müssen daher dringend Wege gefunden werden, um die immer noch hohen Lebensmittelverluste zu reduzieren. Doch leider beruhen die Initiativen in Bayern hauptsächlich auf dem Engagement von Ehrenamtlichen und engagierten Einzelpersonen. Es passiert bisher viel zu wenig, um mehr Lebensmittel vor der Tonne zu retten. Deshalb haben wir Fachgespräche mit Experten und Expertinnen aus den Bereichen Einzelhandel, ehrenamtlicher Lebensmittelrettung und Verwaltungsrecht geführt. Entstanden ist ein Antrag mit verschiedenen Forderungen für eine Strategie gegen die Lebensmittelverschwendung in Bayern.

In der Gemeinschaftsverpflegung und in Lebensmittelmärkten herrscht teilweise Unsicherheit, ob und wie nicht mehr verkaufsfähige aber noch essbare Lebensmittel an Verbraucher abgegeben werden können. Denn viele Verantwortliche sind sich nicht sicher, ob sie eine Haftung für die Produkte übernehmen müssen. Es gäbe allerdings durchaus einfache Möglichkeiten, diese Lebensmittel ohne Risiko abzugeben. Ein Beispiel wäre, eine Restekiste hinter den Kassen aufzustellen, aus der Kunden die Lebensmittel entnehmen dürfen. Wir fordern, über solche Möglichkeiten von politischer Seite Klarheit zu schaffen, die Verantwortlichen in Lebensmittelmärkten und der Gemeinschaftsverpflegung müssen über solche Möglichkeiten der Weitergabe unbedingt aufgeklärt werden. Denn Unsicherheit über Haftungsfragen darf nicht die Weitergabe von noch genießbaren Lebensmitteln verhindern. Auch für die Gemeinschaftsverpflegung fordern wir, mehrsprachige Informationsbroschüren zu entwickeln, die auf die verschiedenen Möglichkeiten der Weitergabe von Lebensmitteln hinweisen und breitflächig für das Thema der Lebensmittelabfälle sensibilisieren.

Nicht zuletzt ist es notwendig, regionale Vermarktungsstrukturen und auch die Ernährungsbildung zu stärken. Denn stabile regionale Wertschöpfungsketten ermöglichen unter anderem eine einfachere Vermarktung von nicht-normgerechtem Obst und Gemüse; Ernährungsbildung legt den Grundstein für gesundes und bewusstes Essverhalten und für bessere Kenntnisse über Mindesthaltbarkeit, Verzehrbarkeit, Regionalität und Saisonalität von Lebensmitteln. Beide Maßnahmen sensibilisieren für den Wert von Lebensmitteln und einen achtsamen Umgang mit ihnen. 

Leider wurde unser Antrag für eine Strategie gegen die Lebensmittelverschwendung diese Woche im Landwirtschaftsausschuss von der schwarz-orangen Regierung abgelehnt. Schöne Worte genügen bei dem Thema Lebensmittelverschwendung bei weitem nicht, es muss ein klarer rechtlicher Rahmen geschaffen werden, den haben wir in unserem Antrag im Agrarausschuss gefordert. Wer es ernst meint mit Wertschätzung für Lebensmittel, der hätte zustimmen müssen, aber unser Antrag wurde leider abgelehnt. Daher werden wir die schwarz-orange Regierung weiterhin auffordern, endlich eine wirkungsvolle, praxisnahe Strategie gegen die Lebensmittelverschwendung zu entwickeln. 

Zum grünen Antrag