Landwirtschaft und Ernährung

Lasst die Sauen raus!

Grüner Dringlichkeitsantrag: Paul Knoblach fordert besseres Haltungssystem für Muttersauen

06. Februar 2020

Seit vielen Jahren ist es gängige Praxis, Zuchtsauen über mehrere Wochen in Kastenständen zu fixieren. Kastenstände sind Metallkäfige, in denen die Sauen eng nebeneinanderstehen. Sie können dort nur aufstehen und sich hinlegen, jedoch keine ihrer natürlichen Verhaltensweisen ausüben. Das führt bei den Sauen zu Stress, Frustration und Verhaltensstörungen. 

Darüber hinaus werden Sauen in Kastenständen zumindest zeitweise daran gehindert, beim Ruhen auch ihre Gliedmaßen auszustrecken, weil durch die Sau nebenan kein Platz dafür zur Verfügung steht. Diesen Zustand hat das Oberlandesgericht Sachsen-Anhalt schon im Jahr 2015 als nicht rechtmäßig verurteilt. Laut Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung müssten Kastenstände zumindest so ausgestaltet sein, dass das Ruhen jedes Schweines in Seitenlage mit ausgestreckten Gliedmaßen zu jeder Zeit möglich ist (Magdeburger Kastenstandsurteil). Das Urteil wurde vom Bundesverwaltungsgericht am 23.11.2016 bestätigt.

Der Kastenstand, wie er in Bayern und Deutschland derzeit weitgehend vorherrscht, ist somit tierschutzrelevant und in seiner jetzigen Form auch nicht mehr gesetzeskonform. Doch anstatt endlich in eine zukunftsfähige Tierhaltung zu investieren, hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) einen Änderungsentwurf vorgelegt, in dem der kritische Paragraf gestrichen werden soll, der den Sauen das Liegen in ausgestreckter Haltung zugesteht. Hier wird das Gesetz den Ställen angepasst anstatt die Ställe nach dem Gesetz zu gestalten! 

Für die Umstellung auf breitere Kastenstände soll außerdem eine Übergangsfrist von 17 Jahren gelten. Das ist viel zu lang und ignoriert den gesellschaftlichen Wunsch nach mehr Tierschutz im Stall. Anstatt breiterer Kastenstände in 17 Jahren ist ein grundlegender Umbau zu einer tiergerechten, zukunftsfähigen Tierhaltung notwendig. Weg vom Preisdumping und Preisdruck, hin zu Qualität.

Darüber hinaus kann die geplante Veränderung der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung die schlechte Planungssicherheit, über die sich Sauenhalter und -halterinnen zu Recht beklagen, keinesfalls verkleinern. Denn sie wäre juristisch angreifbar. Das ist erneut keine verlässliche Politik für LandwirtInnen! 
Es wäre ehrlicher, den TierhalterInnen reinen Wein einzuschenken: Die längere Fixierung von Sauen im Kastenstand ist nicht Teil der Sauenhaltung der Zukunft. Anstatt rückwärts Verordnungen den Standards im Stall anzupassen, sollte man Tierhaltung nach vorne denken – ausgerichtet an Tierwohl, Umweltschutz und sozialer Gerechtigkeit. Wir wollen Investitionen in Umbaumaßnahmen und kraftvolle, wirksame Unterstützung bei der Vermarktung für TierhalterInnen – für echte Alternativen und langfristige Planungssicherheit. Politik muss hierfür die Rahmenbedingungen schaffen. 

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