Umwelt | Natur
Bayern und der Wolf
Präventiver Herdenschutz ist unerlässlich
14. Juni 2018
Der Wolf ist zurück in Deutschland, auch in Bayern. Noch sind es wenige Tiere, doch auch in Bayern sind bereits Schafe von Wölfen gerissen worden. Da uns die Weidetierhaltung am Herzen liegt, wollen wir Weidetiere vor Wölfen umfassend und vorbeugend schützen. Diese Präventionsmaßnahmen wie Elektrozäune, Herdenschutzhunde, Hirten oder Nachtpferche sind oft teuer und von den Halterinnen und Haltern selbst kaum finanzierbar. Deshalb fordern wir Landtags-Grüne seit langem, dass diese Schutzmaßnahmen staatlich finanziert werden. Eine Forderung, die die Tierhalterinnen und -halter auch selbst stellen, die bisher aber nicht umgesetzt wurde. Denn im Gerangel um Zuständigkeiten zwischen CSU-Umweltministerium und CSU-Landwirtschaftsministerium gelingt es seit 10 Jahren noch nicht einmal, einen Wolfsmanagementplan fertig zu stellen. Auch neigen die beiden CSU-Ministerien dazu, sicht vor dem kontroversen Thema Wolf zu drücken. So verhärten sich die Fronten und Wolfsgegner fordern immer vehementer die Absenkung des Schutzstatus des Wolfes, den Abschuss der Wölfe und wolfsfreie Zonen.
Die Weidetierhalterinnen und -halter brauchen aber ungeachtet aller Differenzen innerhalb der CSU-Regierung einen sofortigen Schutz ihrer Weidetiere. Nachdem unsere bisherigen Anträge zu diesem Thema abgelehnt wurden, haben wir nun in einem Antrag gefordert, die Schutzmaßnahmen über das Bayerische Kulturlandschaftsprogramm (KULAP) zu finanzieren. Über das KULAP werden Maßnahmen der Landwirte zum Klimaschutz, für den Boden- und Wasserschutz, für den Erhalt der Biodiversität und der Kulturlandschaft sowie die ökologische Landwirtschaft finanziell gefördert. In Hessen werden Präventionsmaßnahmen beim Wolf bereits über ein dem KULAP ähnliches Förderprogramm finanziert.
Gisela Sengl, landwirtschaftspolitische Sprecherin der Grünen Landtagsfraktion: „Unsere Weidetierhalter brauchen jetzt schnellen Schutz. Wir können nicht noch weiter zuwarten, bis weitere Nutztiere gerissen worden sind. Denn damit wird den Tierhaltern durch Nichtstun großer Schaden zugefügt und die Akzeptanz des Wolfes sinkt weiter. Das KULAP muss nicht neu erfunden werden, das gibt es bereits und das sollten wir nutzen. Damit helfen wir den Tierhaltern, den Weidetieren und dem Wolf.“
Bei der Beratung des Antrags im Landwirtschaftsausschuss zeigte sich erschreckend, wie wenig Sachverstand zum Thema Wolf seitens einiger Abgeordneter von CSU und Opposition herrscht. Manche von ihnen überboten sich mit Aussagen, die jeder Grundlage entbehren. Von der Gefahr für den Tourismus über die Unmöglichkeit, in den Bergen Schutzzäune zu errichten bis zur Gefahr für Menschen durch den Wolf war vieles dabei, was Wolfsgegner gerne ins Feld führen. All das ist längst widerlegt, was festgefahrene Wolfsgegner jedoch nicht interessiert. Was sind schon Fakten?
Manche ließen sogar zu der Aussage hinreißen, Schutzmaßnahmen wären ein Eingeständnis, dass der Wolf bei uns akzeptiert würde und forderten die aktive Bekämpfung des Wolfes. Das widerspricht nicht nur unseren Gesetzen, es ist trauriges Zeugnis völliger Unkenntnis unserer Natur und Artenvielfalt, unsere Tierwelt bekämpfen wollen statt ihren Wert zu erkennen und sie zu schützen.
Die Ablehnung unseres Antrags im Agrarausschuss bedeutet, dass unsere Weidetierhalter samt ihren Weidetieren ein weiteres Mal alleine gelassen werden. Wenn wieder Schafe gerissen werden, ist es nicht der Wolf, der sein Verhalten ändern müsste, sondern die verantwortliche Politik, in diesem Fall die CSU-Regierung, die wieder einmal nicht gehandelt hat.
Hier finden sie den Grünen Antrag.