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„Problemberg im bayerischen Bildungssystem wird kein Stück kleiner“

12. September 2025

Kernsanierung statt Schönheitsreperaturen

Vor dem Start des neuen Schuljahres 2025/2026 erneuern die Landtags-Grünen ihre Forderungen nach einer täglichen Vorschule, mehr Demokratiebildung ab der 5. Klasse und besseren Arbeitsbedingungen für Lehrkräfte.

Die Herausforderungen zum Start des neuen Schuljahres sowie die Äußerungen dazu von Kultusministerin Anna Stolz kommentiert Gabriele Triebel, Sprecherin für Bildung der Landtags-Grünen:

„Wieder zeigt sich: Statt die nötige Kernsanierung im Bildungssystem anzugehen, versucht Ministerin Stolz, sich mit Schönheitskorrekturen durchzumogeln.  

Die Verfassungsviertelstunde ist nice to have, aber reicht nicht aus. Kinder und Jugendliche müssen Demokratie von Anfang an erleben – deshalb fordern wir Grüne das Fach „Politik und Gesellschaft“ ab der 5. Klasse. Gleichzeitig wollen wir Schulparlamente im Schulgesetz verankern, damit Kinder und Jugendliche schon früh lernen, Verantwortung zu übernehmen und Demokratie im Alltag zu erleben.     

Bei Besuchen von KZ-Gedenkstätten muss die Staatsregierung dringend zusätzlich dafür sorgen, dass geführte Rundgänge für alle Schülerinnen und Schüler kostenlos sind.     

Den Lehrkräftemangel hat die Staatsregierung mit ihrer verfehlten Personalpolitik selbst verursacht. Nun wird etwa an Gymnasien die Unterrichtsversorgung gedeckt, indem überlastete Teilzeitkräfte dazu gedrängt werden, ihre Stunden aufzustocken.

Es braucht endlich eine moderne und attraktive Lehrkräftebildung, bessere Arbeitsbedingungen und gezielte Entlastung. Doch was tut die Staatsregierung? Sie beschließt ein Stellenmoratorium für das Schuljahr 2026, das das System noch mehr strapaziert.

Die große Herausforderung des vor der Tür stehenden Rechtsanspruchs auf Ganztag erwähnt die Ministerin nicht einmal. Dabei ist der Berg offener Fragen erdrückend: Wie Qualität sichern? Welche Rahmenbedingungen gelten für die Kommunen? Was ist mit Kosten, Personal, Weiterbildung, Ausstattung, Schulkind-Transport, usw., usw.? Wir brauchen Klarheit und darum fordern wir Grüne ein Bayerisches Ganztags-Bildungsgesetz!  

Im Rahmen der PISA-Offensive gibt es zwar Sprachtests, aber eine ausreichende Förderung fällt immer noch hinten runter. Deswegen fordern wir ein Recht auf eine tägliche Vorschule für alle Kinder. Wir brauchen endlich ein verlässliches System früher Bildung, das jedes Kind in seiner Entwicklung ernst nimmt – unabhängig von Herkunft oder Wohnort.  

Alles in allem wird der Problemberg, der sich im bayerischen Bildungssystem aufgestaut hat, durch die Maßnahmen der Staatsregierung kein Stück kleiner.”

Hintergrund:

Die Herausforderungen im Bildungssystem sind drängender denn je – insbesondere der anhaltende Lehrkräftemangel und die unzureichende Passung zwischen Ausbildung und schulischer Praxis verlangen entschlossene politische Antworten. Vor diesem Hintergrund hat die von der Staatsregierung eingesetzte Expertenkommission im Mai 2025 Empfehlungen zur Reform der Lehrkräftebildung in Bayern vorgelegt. Trotz der drängenden Probleme kommt die Staatsregierung nicht voran, wie eine Anfrage der Grünen Landtagsfraktion zeigt.   

In einer Pressemitteilung erklärte der Bayerische Philologenverband, dass Teilzeit-Lehrkräfte wegen des extremen Lehrkräftemangels an den Gymnasien dazu aufgerufen waren, im Rahmen ihrer Möglichkeiten mehr Stunden zu unterrichten (Unterrichtsversorgung am Gymnasium im Schuljahr 2025/26 – Freiwilligkeit und Quereinstieg wichtiger Teil der Lösung - .,;bpv). Wir Grüne haben bereits vor Jahren gefordert, die Stellen früher zu besetzen. (Drucksache 18/20823)