Bildung | Wissenschaft
Fördern statt Wiederholen: Schluss mit Sitzenbleiben!

09. Juli 2025
Sitzenbleiben ist teuer, wirkungslos und ungerecht
Die Landtags-Grünen fordern: Schluss mit einer Politik des Stillstands auf Kosten der Kinder! In Bayern wiederholen jährlich über 20.000 Schüler*innen eine Klasse – dabei ist längst wissenschaftlich belegt: Das Sitzenbleiben bringt pädagogisch nichts, kostet aber über 240 Millionen Euro im Jahr. Dieses Geld wäre in individueller Förderung deutlich besser investiert.
Kurz: Sitzenbleiben ist teuer, wirkungslos – und ungerecht. Bayern braucht eine echte Förderoffensive statt Wiederholungsschleifen!
Darum geht's:
Trotz eindeutiger wissenschaftlicher Erkenntnisse setzt die Söder-Regierung weiter auf das teure Instrument der Klassenwiederholung. Allein im Schuljahr 2022/23 mussten über 23.000 Schüler*innen in Bayern eine Klasse wiederholen – mit steigender Tendenz. Die Kosten? Über 240 Millionen Euro.
Dabei zeigen Metastudien internationaler Bildungsforschung klar: Sitzenbleiben bringt nichts – im Gegenteil, es schadet den Betroffenen oft langfristig.
Ein besonders alarmierender Aspekt: Kinder mit Migrationsgeschichte sind überproportional betroffen. Während sie rund 28,5 % der bayerischen Schülerschaft ausmachen, stellen sie fast 40 % der Sitzenbleibenden.
Deshalb: Fördern statt wiederholen – das ist nicht nur pädagogisch sinnvoll, sondern auch gerecht und wirtschaftlich klüger.
Hintergrund:
Die renommierteste internationale Bildungsmetastudie „Visible Learning“ von John Hattie (Visible Learning - Home) zeigt: Klassenwiederholungen haben eine durchschnittliche Effektstärke von -0,24 – ein deutlich negativer Wert. Berücksichtigt wurden dabei über 50.000 Fälle in 339 Einzelstudien weltweit.
Die Verlässlichkeit dieser Ergebnisse wurde auf einer Skala von 1 bis 5 mit der Höchstwertung 5 bewertet – was sie in der Bildungsforschung besonders robust und eindeutig macht.
Trotzdem hält das bayerische Kultusministerium unbeirrt am Sitzenbleiben fest. Originalton Ministerium: „Die Klassenwiederholung ermöglicht wertvolle zusätzliche Lernzeit.“ – ein teurer Trugschluss.
SAN-Auswertung: So viel kostet das Sitzenbleiben wirklich
Durchschnittlich pro Schuljahr:
20.329 Schüler*innen wiederholen in Bayern eine Klasse
Höchststand:
23.337 Sitzenbleiber*innen im Schuljahr 2022/23
Kostenfaktor:
Laut Statistischem Bundesamt kostet ein Schulplatz im Jahr 10.400 Euro.
Multipliziert mit den Wiederholer*innen im Schuljahr 2022/23:
= 242.704.800 Euro pro Jahr
Geschlecht:
- Männlich: Ø 11.911 Sitzenbleiber
- Weiblich: Ø 8.418
- Jungen sind deutlich häufiger betroffen.
- Anteil mit Migrationsgeschichte bei Sitzenbleibenden: Ø 35,17 %
- Höchstwert im Schuljahr 2023/24: 39,07 %
- Besonders betroffen: Kinder mit Einwanderungsgeschichte – trotz geringerer Grundgesamtheit.
- Individuelle Fördermaßnahmen statt pauschalen Sitzenbleibens
- Einsatz eines schulischen Sozialindex: Schulen mit besonderen Herausforderungen brauchen mehr Personal und Mittel
- Gezielte Diagnostik statt automatischer Wiederholung
Gabriele Triebel, Sprecherin für Bildung, kommentiert:
„Die Söder-Regierung verbrennt das Geld lieber buchstäblich, statt Schülerinnen und Schüler individuell zu fördern. Wissenschaftlich ist längst bewiesen, dass Sitzenbleiben nichts bringt – doch die Schwarz-Orange-Stillstands-Koalition klammert sich an alte Dogmen. Kein Wunder, dass in Bayern die Herkunft eines Kindes weiterhin den Bildungserfolg stark beeinflusst.“