Bildung | Wissenschaft
Kinder brauchen Kinder
Grüner Dringlichkeitsantrag: Öffnung der Kitas für alle Kinder
29. Mai 2020
Mit der Schließung der Kitas Mitte März im Rahmen der Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus waren und sind Kinder und Eltern seit inzwischen mehr als zwei Monaten einer besonderen Belastung ausgesetzt. Kinder brauchen Kinder wie die Luft zum Atmen, zum Spielen und voneinander Lernen. Der Kontakt zu Gleichaltrigen ist besonders in den jüngsten Jahren bedeutend für eine kindgerechte Entwicklung. Nichtsdestotrotz konnten viele Kinder in Bayern aus Gründen des Infektionsschutzes ihre Freund*innen wochenlang nicht treffen. Eltern sahen sich damit konfrontiert, einerseits ihren Kindern erklären zu müssen, warum diese nun zuhause bleiben mussten, und gleichzeitig daheim die Kinderbetreuung und das Home Office zeitgleich zu stemmen – eine Herkulesaufgabe!
Nach und nach lockerte das Sozialministerium dann die Betretungsverbote der Kitas. Seit 25. Mai dürfen nun um die 50% der betreuten Kinder in Bayern wieder in ihre Einrichtungen zurückkehren, ab 15. Juni will die Staatsregierung die Notbetreuung auf etwa 80% der Kinder ausweiten. Weiterhin fallen damit aber etwa 20% der Kinder in Bayern durch jegliches Raster. Ministerpräsident Söder hat inzwischen zwar angekündigt, ab 1. Juli wieder alle Kinder in die Einrichtungen gehen lassen zu wollen. Diese weitere Verzögerung der kompletten Kita-Öffnung um zusätzliche zwei Wochen ist aus Sicht der Grünen Fraktion allerdings auch unter Berücksichtigung des Infektionsschutzes nicht zu rechtfertigen.
Wir fordern die Staatsregierung deshalb mit einem Dringlichkeitsantrag dazu auf, die Notbetreuung zum 15. Juni in den Regelbetrieb zu überführen, sofern eine weiterhin positive Entwicklung des Infektionsgeschehens dies zulässt. Im Hinblick auf alle bereits bekannten Einschränkungen, die den Kindern und Familien durch den Wegfall der Betreuung entstanden sind, ist die schnellstmögliche Öffnung unbedingt geboten. Auch die Kinderstudie in Baden-Württemberg liefert erste wissenschaftliche und evidenzbasierte Anhaltspunkte, die eine weitere Öffnung von Kindertagesstätten ermöglichen. Insgesamt zeigt die Studie, dass Kinder – im Gegensatz zu anderen bekannten Infektionskrankheiten – keine besonderen Treiber des aktuellen Infektionsgeschehens sind. Nichtsdestotrotz besteht auch für Kinder das Risiko, zu erkranken oder andere anzustecken. Mit der Kita-Öffnung müssen deshalb mögliche Infektionsketten durch die Einrichtung konstanter Gruppen und die Vermeidung des Kontakts der Gruppen untereinander weiterhin und unabhängig von der Gruppengröße nachvollziehbar bleiben.
Zur Sicherstellung des Infektionsschutzes ist es darüber hinaus geboten, dass der Freistaat kostenfrei Schutzmasken, Handschuhe und Desinfektionsmittel sowie wöchentliche Testmöglichkeiten für das Kita-Personal zur Verfügung stellt. Die Staatsregierung soll zudem bei den Gesundheitsämtern anregen, die Einrichtungen bei der Erstellung von Hygienekonzepten zu unterstützen und gegebenenfalls die entsprechende Schulung der Mitarbeitenden der Einrichtungen zu vermitteln. Die bayerischen Kita-Leitungen und Mitarbeiter*innen waren in den letzten Wochen maximal flexibel und haben sich den neuen Entwicklungen immer wieder angepasst. Für den jetzt anlaufenden Regelbetrieb brauchen sie nun aber Unterstützung.
Mit den genannten unterstützenden Maßnahmen durch den Freistaat und die Expertise der Fachkräfte in den Einrichtungen ist die Öffnung der Kitas für alle Kinder ab dem 15. Juni absolut verantwortbar und unbedingt geboten.