„Die Arten sterben leise – weil die Artenkenntnis langsam ausstirbt“

„Immer weniger Menschen haben fundierte Kenntnisse zu Tier- und Pflanzenarten in Bayern. Weil die Artenkenntnis langsam ausstirbt, sterben auch die Arten leise“, mahnt Patrick Friedl, Sprecher für Naturschutz der Landtags-Grünen. 

Dies habe gravierende Folgen für den Naturschutz. Denn: Je weniger Menschen sich für heimische Tier- und Pflanzenarten begeistern, desto weniger ehren- und hauptamtlich tätige Artenkenner*innen gibt es. Umso schwieriger wird es beispielsweise für Planungsbüros, Naturschutzfachbehörden und -verbände, (Nachwuchs-)Mitarbeiter*innen mit ausreichend Artenkenntnissen zu finden, und umso weniger öffentliche Informationen gibt es dazu.

Patrick Friedl betont: 

„Fachwissen zum Artenschutz ist notwendig, um etwa gesetzliche Vorgaben vollziehen zu können oder auch, um beispielsweise Veränderungen des Artenspektrums überhaupt festzustellen zu können. Wir brauchen entsprechende Expertinnen und Experten, die in der Lage sind, das Vorkommen oder den Zustand einer Art korrekt einzuschätzen, damit deren Lebensraum geschützt oder gerettet werden kann. Das ist wichtig, denn unser aller Leben hängt von funktionierenden Ökosystemen ab.“

Die Grünen bringen deshalb den Antrag „Für die Zukunft des Naturschutzes: Kenntnis der Artenvielfalt sichern – Nachwuchs fördern“ in den Landtag ein, über den am Do, 22. Mai 2025 – am „Internationalen Tag zur Erhaltung der Artenvielfalt“ – im Umweltausschuss des Bayerischen Landtags beraten und abgestimmt wird.

Mit dem Antrag wollen die Landtags-Grünen zum einen mehr Investitionen in die Ausbildung von Nachwuchsforscher*innen und Arten-kenner*innen erreichen. Zum anderen soll mehr in die gezielte Förderung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Bereich Artenkunde investiert werden. Denn: 

„Interesse für Artenvielfalt wird meist in jungen Jahren geweckt – und das ist natürlich eine Voraussetzung dafür, dass sich in diesem wichtigen Berufsfeld ausreichend Nachwuchs findet“, so Patrick Friedl. 

„Wenn wir die Biodiversität bewahren wollen, müssen wir auch die Kenntnis darüber sichern. Deshalb müssen möglichst viele Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene die Chance erhalten, Natur kennenzulernen, biologisches Artenwissen zu erwerben und sich zu Arten-Expertinnen und -Experten weiterzuentwickeln.“ 

Besonders motivierten Nachwuchskräften sollen zudem Schulungsangebote mit qualifizierter Anleitung angeboten werden, die den Einstieg in eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Artenkunde ermöglichen. Hintergrund: Bisher wird diese „Spezialist*innenförderung“ in Bayern fast ausschließlich von Verbänden und Vereinen geleistet.

„Nachwuchsförderung in einem derart wichtigen Fachgebiet ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe – und das bedeutet, dass auch die Staatsregierung dazu beitragen muss!“, betont Patrick Friedl. 

Die Zahl der Artenkennerinnen und Artenkenner werde seit Jahrzehnten immer geringer. 

„Und viele der heutigen Expertinnen und Experten werden ihre Tätigkeit in absehbarer Zeit aus Altergründen aufgeben. Die Staatsregierung muss jetzt mit allen Kräften gegensteuern.“

Hinweis:

Mit der schwindenden Zahl der Artenkenner hat sich bereits 2016 eine Studie von Kai Frobel und Helmut Schlumprecht beschäftigt, die in der Zeitschrift Naturschutz und Landschaftsplanung erschien. Demnach hatte schon damals die Zahl der Artenkenner*innen in den 20 Jahren zuvor um drastische 21 Prozent abgenommen, zudem ging man (aufgrund des meist höheren Alters der Artenkenner*innen) von einem verschärften Rückgang der Anzahl der Expert*innen aus: https://www.bund-naturschutz.de/fileadmin/Bilder_und_Dokumente/Themen/Tiere_und_Pflanzen/Artenschutz/Erosion-der-Artenkenner.pdf

Hier finden Sie die Antwort der Staatsregierung auf eine Grünen-Anfrage zum Thema Artenschutz, aus der hervorgeht: die Ziele aus dem Volksbegehren sind bis heute noch lang nicht erreicht:
https://www.gruene-fraktion-bayern.de/themen/umwelt-natur/erfolge-des-volksbegehrens-sind-gefaehrdet/

Weitere Inhalte zu dem Thema finden Sie in einem aktuellen, gemeinsamen Papier der Grünen-Sprecher*innen für Naturschutz der Länder: https://patrick-friedl.de/wps/2025/05/20/fuer-die-zukunft-des-naturschutzes-kenntnis-der-artenvielfalt-sichern-nachwuchs-foerdern/