Bildung und Wissenschaft

„Young Carer“ in den Blick nehmen

Mehr Hilfe für pflegende Kinder und Jugendliche - Landtags-Grüne setzen sich für Aktionstag in Schulen ein

24. März 2023

Freitag, die Schulglocke klingelt. Endlich Wochenende -  das bedeutet Zeit Freunde zu treffen, Hobbies nachzugehen und die Freiheit, einfach mal die Seele baumeln zu lassen. An Themen wie Pflege und Care Arbeit denkt in diesem Kontext niemand. Wirklich niemand? Es gibt eine Gruppe junger Menschen, für die genau diese Thematik omnipräsent ist und das jeden Tag: sogenannte „Young Carer“. Nach der Schule geht es für sie meist direkt nach Hause, denn dort warten Angehörige, die dringend ihre Unterstützung benötigen. Freizeit, wie zuvor beschrieben, bleibt für sie oft nur ein Wunschtraum.

„Young Carer“ das sind Kinder und Jugendliche, die Angehörige oder Freunde, beispielsweise wegen einer chronischen Erkrankung, Behinderung oder Sucht pflegen und unterstützen. Sie übernehmen damit ein hohes Maß an Verantwortung, wie es normalerweise nur von Erwachsenen getragen wird. Bayernweit geht man davon aus, dass etwa fünf Prozent aller Kinder und Jugendlichen einen Angehörigen pflegen.

Genaue Zahlen gibt es kaum, denn pflegende Kinder und Jugendliche führen in unserer Gesellschaft ein Schattendasein. Sie übernehmen ihre Aufgabe oft unerkannt, sodass niemand in ihrem Umfeld oder der Schule von ihrer besonderen Situation erfährt. Daher sind „Young Carer“ oft schwer ausfindig zu machen und zu erreichen. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Für viele Betroffene ist die familiäre Situation mit Scham und Angst verbunden. Auch sind viele Kinder und Jugendliche in die Care Situation hineingerutscht, nehmen sich gar nicht als pflegende Angehörige war und betrachten ihre Tätigkeit als Normalzustand – mit gravierenden Folgen: Gerade in einer Phase voller Umbrüche, wie der Kindheit und Pubertät, hat Care Arbeit große Auswirkungen auf die Gesundheit und psychische Verfassung der Kinder und Jugendlichen. Auch die Bildungschancen und das Sozialleben dieser jungen Menschen werden durch die besondere Situation stark beeinträchtigt – teilweise ein Leben lang. Erschwerend kommt hinzu, dass in Zeiten multipler Krisen ohnehin schon viel Last auf jungen Schultern liegt.

Wir GRÜNE fordern, die Thematik „Young Carer“ mehr in den Blickpunkt der Öffentlichkeit zu rücken und so auf die Problematik der Zerrissenheit zwischen pflegerischer Tätigkeit und dem Bedürfnis nach einer guten Kindheit und Jugend - mit Möglichkeiten zur persönlichen Entfaltung - aufmerksam zu machen. Daher beabsichtigen wir einen Aktionstag „Young Carer“ an bayerischen Schulen zu etablieren. Denn: Wir wollen diesen jungen Menschen an dem Ort Hilfe und Unterstützung zukommen zu lassen, an dem sie neben ihrer pflegerischen Tätigkeit, die meiste Zeit verbringen - in der Schule.

Ein Aktionstag bietet aus grüner Sicht die Möglichkeit das Schulumfeld für die Thematik pflegender Kinder und Jugendlicher zu sensibilisieren. So können Lehrer und Mitschüler auf Problematiken, wie z.B. häufigere Fehlzeiten, Schwankungen der schulischen Leistungen oder psychische Belastungen, aufmerksam gemacht und gemeinsam Lösungsansätze und Unterstützungsangebote erarbeitet werden. Außerdem bietet der Aktionstag die Chance, den Betroffenen direkt Informationen zu Hilfsangeboten zukommen zulassen und auch diejenigen zu erreichen, die bisher unter dem Radar agieren.

So holen wir „Young Carer“ aus ihrem Schattendasein, um ihre aktuelle Lebenssituation und ihre Zukunftschancen entscheidend zu verbessern.

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