Sozialpolitik

Breite Allianz für weiteren Einsatz gegen Genitalverstümmelung in Bayern

Auch im Freistaat werden Mädchen und junge Frauen immer wieder Opfer von FGM-C.

25. Mai 2021

Weibliche Genitalverstümmelung – auch FGM-C genannt (Female Genital Mutilation-Cutting) – ist eine schwere Menschenrechtsverletzung, von der auch in Bayern immer wieder Mädchen und junge Frauen betroffen sind. So waren laut der jährlichen Dunkelzifferstatistik von Terre des Femmes Anfang 2020 im Freistaat 4360 Frauen ab 18 Jahren Opfer von Genitalverstümmelung, 767 Mädchen unter 18 Jahren galten als gefährdet.

In einem Fachgespräch haben die Landtags-Grünen jetzt über Gegenmaßnahmen diskutiert: „In Bayern besteht noch erheblicher Handlungsbedarf“, sagt Gülseren Demirel, migrationspolitische Sprecherin der Landtags-Grünen. Zusammen mit den Grünen-Abgeordneten Eva Lettenbauer und Christina Haubrich hat sie Staatsministerin Carolina Trautner (CSU, MdL), Dr. Beate Merk (CSU, MdL), Julika Sandt (FDP, MdL), die Gynäkologin und FGM-C-Expertin Dr. med. Eiman Tahir sowie die Aktivistinnen Fadumo Korn (Klara Paal Donna Mobile AKA e.V.), Sabine Wieninger und Sara Keller (beide Fachstelle Wüstenrose/Imma e.V.) zu einem Online-Fachgespräch über mögliche Gegenmaßnahmen eingeladen. 

Bei dem öffentlichen Webinar „Der Kampf gegen FGM-C in Bayern: Aufwind für mehr Hilfe“ (19. Mai 2021) ging es um den aktuellen Stand des neuen bayerischen Pilotprojekts und den weiteren Handlungsbedarf. Hintergrund: Durch die Initiative von Gülseren Demirel und ihre Kolleg*innen hat der Bayerische Landtag über alle demokratischen Fraktionen hinweg den Handlungsbedarf erkannt und das Thema FGM-C auf die bayerische politische Agenda gesetzt. Im Rahmen einer Projektförderung durch das Sozialministerium soll für FGM-C-Betroffene eine bessere Unterstützungsstruktur in Bayern geschaffen werden.

„Um den Schutz vor dieser in vielen Familien immer noch tief verankerten traditionellen Praktik zu erhöhen, müssen sich Prävention und medizinische und psycho-soziale Hilfe für die bereits betroffenen Frauen und Mädchen besser vernetzen“, sagt Gülseren Demirel. „Der Straftatbestand bei Genitalverstümmelung reicht ganz offensichtlich nicht aus, um den Teufelskreis der Weitergabe von einer Generation an die nächste zu durchbrechen.“ Eva Lettenbauer, frauenpolitische Sprecherin der Landtags-Grünen, sagt: „Die ansteigende Anzahl von Betroffenen in Bayern können wir nicht akzeptieren. Keinem Mädchen und keiner Frau darf hier in Bayern dieses Leid angetan werden.“ 
 
Doch nicht nur die Opfer von Genitalverstümmelung, auch die behandelnden Ärzte brauchen mehr Unterstützung. So berichtete Dr. med. Eiman Tahir, Gynäkologin und Expertin für FGM-C, in dem Fachgespräch von Abrechnungsproblemen nach den meist sehr komplexen Behandlungen Betroffener. „Die wenigen Spezialistinnen auf diesem Gebiet wie Frau Dr. Tahir brauchen mehr Unterstützung und eine angemessene Vergütung“, sagt Christina Haubrich, gesundheitspolitische Sprecherin der Landtags-Grünen. „Wichtig ist auch, dass Hebammen, Ärzt*innen und Psycholog*innen mit dem Thema vertraut gemacht werden und wissen, wie sie betroffene Patientinnen unterstützen und behandeln können.“

 
Das komplette Webinar finden Sie gegen Ende der Woche auf dem Youtube-Kanal der Landtags-Grünen zum Nachschauen.