Mobilität und Verkehr

2. Stammstrecke: Transparenz und Alternativen gefordert

Weiter? Und wenn ja, wie?

07. Juli 2022

Die Kosten der 2. S-Bahn-Stammstrecke in München explodieren laut Bayerns Verkehrsminister Bernreiter. Statt 3,8 soll sie Stand heute bis zu 7,2 Milliarden Euro kosten. Die Fertigstellung könne statt 2028 bis 2037 dauern. Die Kosten laufen also aus dem Ruder. Die Inbetriebnahme des Tunnels liegt in weiter Ferne. Das haben wir GRÜNE immer erwartet und daher das Projekt von Anfang an abgelehnt. Über die Finanzierung der Mehrkosten streiten Bund und Land. Bayern würde auf jeden Fall mit mehreren Milliarden Euro beteiligt sein. Dadurch dürften die meisten wichtigen Ausbauprojekte in ganz Bayern auf den Sankt Nimmerleinstag verschoben werden. Auch die Streichung von Zügen hat Bernreiter bereits angedeutet. Das ist für uns Grüne inakzeptabel! Denn wir brauchen mehr Züge und dichtere Takte für Klimaschutz und Verkehrswende.
Hinzu sehen wir grundsätzliche Probleme bei diesem teuersten bayerischen Bahnprojekt: Die Kosten in Milliardenhöhe stehen in keinem vertretbaren Verhältnis zum Nutzen. Die zweite Röhre würde tagtäglich für zigtausende von Fahrgästen zu massiven Verschlechterungen wie z.B. 15-Minutentakt statt bisher 10-Minutentakt und neue ungünstige Umsteigezwänge führen. Gleichzeitig ist die Baustelle noch nicht weit fortgeschritten. Tunnelbaumaßnahmen sind noch nicht im Gang. Der Ostast des 2. S-Bahn-Tunnels ist noch nicht einmal planfestgestellt. Der Hauptbahnhof wird sowieso neu gebaut und die Bauarbeiten im Bereich des Bahnhofs Laim sind sowieso nötig und sinnvoll gewesen - auch ohne 2. Stammstrecke.
Wir sollten daher zu folgenden Punkten Auskunft von der Staatsregierung fordern:
    • Aktuelle Zahlen zum Kostenstand
    • Auswirkungen auf den Staatshaushalt wegen des 40%-Finanzierungsanteils des Freistaates
    • Auswirkungen auf den Bahnausbau in der Region München und in ganz Bayern
    • Möglichkeiten des Vorziehens von Projekten aus dem Programm Bahnausbau Region München wie den Ausbau der Außenäste und die Ertüchtigung von Nord- und Südring.
    • Rechtliche Bewertung der Ausstiegsbedingungen aus dem Projekt
    • Auswirkungen auf das Zugangebot in Bayern
Wenn sich unser Befürchtungen erhärten, ist ein Ende mit Schrecken wohl besser als ein Schrecken ohne Ende. Denn bei den 7,2 Milliarden Euro wird es wohl kaum bleiben angesichts Inflation, Materialknappheit, Fachkräftemangel und steigenden Energiekosten.