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Teurer PR-Flop wird zum Bauchplatscher für Staatsregierung

11. Juni 2025
Gutscheine für Schwimmkurse nur selten genutzt
Aus der Antwort der Staatsregierung auf eine Grünen-Anfrage zu den staatlichen Gutscheinen für Schwimmkursen geht hervor:
- Im laufenden Aktionsjahr 2024/2025 wurden bis zum Stichtag 1. April 2025 rund 13.400 Gutscheine abgerechnet. 155.000 Vorschulkinder haben Gutscheine erhalten. Der Rücklauf ist also immer noch mau und liegt bei rund 8,6 Prozent.
- Dem Freistaat entstanden dafür Kosten in Höhe von rund 670.000 Euro.
- Bereits vor rund einem Jahr, im Mai 2024, teilte die Staatsregierung mit, ein App-basiertes Verfahren sei in der Entwicklung, damit Kursanbieter Aufwandsentschädigungen leichter abrechnen können. Diese App ist immer noch nicht fertig. Bisher sind dafür Kosten in Höhe von ca. 54.000 Euro entstanden. (Hintergrund: Die Aufwandsentschädigungen in Höhe von 2,50 Euro je abgerechnetem Gutschein sollen Kursanbieter zum Mitmachen bewegen und werden seit dem Aktionsjahr 2023/2024 gewährt).
Forderungen der Landtags-Grünen:
- Die Seepferdchen-Gutscheine sind und bleiben eine teure PR-Aktion mit mauem Rücklauf. Statt Energie mit solch einem Feigenblatt zu verschwenden, sollten die Staatsregierung die tatsächlichen Probleme anpacken.
- Wartezeiten für Schwimmkurse sind schon ohne Gutscheine beträchtlich. Um das abzumildern, müssen endlich die zahlreichen sanierungsbedürftigen Schwimmbäder in Bayern Instand gesetzt werden. Das ist die Grundvoraussetzung, damit jedes Kind in Bayern Schwimmen lernt.
- Schwimmunterricht in der Schule, wie es der Lehrplan vorschreibt. Dafür braucht es genügend Lehrkräfte mit Schwimmschein.
Max Deisenhofer, Sprecher für Sport, sagt:
„Das Gutschein-Programm ‚Seepferdchen‘ ist immer noch weitgehend ein Bauchplatscher. Ihre krassen Versäumnisse kann die Staatsregierung damit nicht kompensieren. Seit Jahren sieht sie dem Verfall von Bayerns Schwimmbädern tatenlos zu – der Investitionsstau beläuft sich inzwischen auf rund 2 Milliarden Euro. Bayern braucht keine teuren PR-Aktionen, die weitgehend floppen, sondern sanierte Schwimmbäder und genügend Lehrkräfte mit Schwimmschein, damit der Schulunterricht wie vorgesehen stattfinden kann. Dann werden auch wieder mehr Kinder in Bayern richtig schwimmen lernen.“
Hintergrund:
Infrastruktur:
Trotz alarmierender Zahlen in Sachen Schwimmkompetenz ist CSU und Freien Wählern am Erhalt unserer Schwimmbäder wenig gelegen. Das Sonderprogramm Schwimmbadförderung lässt sie trotz hoher Nachfrage 2026 auslaufen und stellt pro Jahr für ganz Bayern gerade mal 10 Millionen Euro bereit. Dabei müssen wir von einem Sanierungsbedarf von 2 Milliarden Euro ausgehen (Daten aus April 2022). Aktuellere Zahlen liegen der Grünen Landtagsfraktion auch deswegen nicht vor, weil CSU und Freie Wähler einen entsprechenden Grünen Berichtsantrag im Bauausschuss jüngst abgeblockt haben.
Wir Grüne tun das Gegenteil: Bei den letzten Haushaltsberatungen haben wir einen kräftigen Investitionsschub in Höhe von 50 zusätzlichen Millionen Euro pro Jahr für unsere Kommunen gefordert. Die vom Bundestag beschlossene Änderung des Grundgesetzes zu Sondervermögen bietet jetzt die einmalige Chance, Geld dort in die Hand zu nehmen, wo es den Menschen am meisten bringt. Nicht in Umgehungsstraßen oder um das Milliardenloch zweite S-Bahn-Stammstrecke in München zu stopfen, sondern eben unter anderem in Schwimmbäder.
Schwimmunterricht – Hintergrund:
An der Schule ist Schwimmunterricht weiter eine seltene Randerscheinung, auch wenn es der bayerische Lehrplan vorschreibt. Wir haben zu wenige Bäder in der Fläche, zu wenige Lehrkräfte mit dem erforderlichen Schwimmschein. Und auch die Zusammenarbeit mit Rettungsorganisationen und Schwimmvereinen kann unter den aus der Zeit gefallenen Voraussetzungen aus dem Jahre 1996 nicht gelingen. Erst ab 30 Kindern ist eine Gruppenteilung vorgesehen und vorher bekommende helfende Bademeister oder Rettungsschwimmer auch kein Geld. Das schreckt Lehrkräfte eher davon ab, mit ihrer Klasse ins Schwimmbad zu gehen.