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Tierschutzskandal in Bad Grönenbach: Söder-Regierung schaut weg

09. September 2025
Grüne fordern konsequentes Handeln
„Wer in Bayern Tiere quält, muss kaum Konsequenzen fürchten – das ist die bittere Realität, die der Fall Bad Grönenbach offenbart. Die Söder-Regierung lässt systematische Tierquälerei faktisch folgenlos geschehen“, sagt Paul Knoblach, Sprecher für Tierschutz. „Wir reden hier nicht von Einzelfällen, sondern von über 50 dokumentierten Gewalttaten, illegalen Operationen und massiver Vernachlässigung – alles bekannt, alles protokolliert, aber trotzdem weitgehend sanktionsfrei.“
Hintergrund ist die Antwort auf eine schriftliche Anfrage der Landtags-Grünen zur Situation im Milchviehbetrieb Bad Grönenbach, der durch wiederholte Skandale und neue Videoaufnahmen der Tierschutzorganisation SOKO-Tierschutz erneut bundesweit für Empörung sorgte. Die darin aufgeführten Erkenntnisse der Bayerischen Kontrollbehörde für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (KBLV) umfasst eine 9-seitige Liste mit teils erschütternden Befunden – darunter zahlreiche Verstöße, die behördlich zwar beanstandet, aber letztlich nicht geahndet wurden.
Zu den dokumentierten Missständen zählen u. a.:
- Brutale Gewalt gegen Rinder und Kälber: Über 50 gezielte Übergriffe durch Personal, gefilmt von SOKO-Tierschutz.
- Illegale medizinische Eingriffe: Der Betriebsleiter selbst operierte Kühe am Labmagen – ein klarer Gesetzesverstoß.
- Vernachlässigung der Grundversorgung: Teilweise bis zu 69 Kälber ohne Zugang zu Wasser, andere erhielten zu heißes, dampfendes Wasser.
- Verbotene Hilfsmittel: Einsatz von Elektroschockern und nicht zugelassenen Hebegurten.
- Fehlende Hygiene bei Kadavern: Mangelhafte Lagerung toter Tiere und Verstöße gegen Dokumentationspflichten.
Paul Knoblach: „Es ist erschütternd, dass all diese Vorgänge den Behörden bekannt sind – und dennoch kaum ernsthafte Konsequenzen folgen. Wenn erst Videos veröffentlicht werden müssen, damit überhaupt reagiert wird, läuft im System grundsätzlich etwas schief.“
Die Landtags-Grünen fordern daher eine umfassende Reform der Kontrollpraxis in Bayern – mit mehr unangekündigten Kontrollen, klaren Sanktionsmechanismen und vollständiger Transparenz über Verstöße und behördliche Maßnahmen. Auch das Klagerecht für Tierschutzorganisationen müsse gestärkt werden.
„Tierschutz ist kein Nice-to-have, sondern eine gesetzlich verankerte Verpflichtung. Wer Tiere hält, trägt Verantwortung – und der Staat hat die Pflicht, diese auch durchzusetzen. Solche Fälle dürfen nicht länger folgenlos bleiben – weder für die Betriebe noch für die Behörden“, fasst Paul Knoblach zusammen.
Am Donnerstag, den 27. November, wird im Landtag eine durch die Landtags-Grünen beantragte Sachverständigenanhörung zu Veterinärkontrollen und Tierschutzverstößen stattfinden.