Wirtschaft und Arbeit

Mittagsverpflegung an Schulen: kostenlos, nachhaltig und gesund

Gesetzentwurf zur Änderung des Bayerischen Schulfinanzierungsgesetzes und des Bayerischen Finanzausgleichsgesetzes

09. Dezember 2022

Immer mehr Kinder verbringen einen großen Teil ihrer Zeit in der Schule. Mit dem kommenden Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz für Grundschülerinnen und Grundschüler wird dies bald für noch mehr Kinder gelten. Schule ist nicht nur Lernort, sondern zunehmend auch ein Lebensort – und zu einem guten Lebensort gehört ein gutes Essen. Gutes Essen in der Schule trägt dazu bei, dass Kinder fit durch den Schultag gehen. Es prägt die Esskultur und die Kinder lernen, wertschätzend mit Lebensmitteln umzugehen.

Ein gesundes und gutes Schulessen, das am besten noch selbst zusammengestellt und zubereitet wird, ist mir eine Herzensangelegenheit. Und ich bin mir da total einig mit den Landfrauen und mit allen Kreisbäuerinnen in Bayern:

Eine vielfältige Lebensmittelauswahl in der Schulmensa sorgt dafür, dass die Schüler und Schülerinnen und auch die Lehrer und Lehrerinnen viele verschiedene Geschmacksrichtungen und Zubereitungsarten der Saison und der Regionen kennenlernen.

Doch die Noten für die Schulverpflegung fielen in allen vergangenen Studien schlecht aus. Zu oft ist das Essen zu fett, zu süß oder zu salzig. Zu selten werden mittags Kartoffeln, Fisch, Salat, Obst und Gemüse angeboten. Eintönige Gerichte und zu wenig Mitspracherecht beim Speiseplan führen häufig zu Unzufriedenheit und geringer Akzeptanz bei den Schülerinnen Schülern, die der Mensa dann lieber fernbleiben.

Während also die unmittelbar Betroffen wenig mitreden dürfen, was und in welcher Umgebung sie gerne essen würden, zersplittern sich die Zuständigkeiten: Der Staat empfiehlt und bietet über die „Vernetzungsstelle Schulverpflegung“ Beratung an, die Kommunen müssen die Möglichkeiten für eine Mittagsverpflegung schaffen, die Schulen müssen sich um das Essen vor Ort kümmern und die Eltern müssen das Essen bezahlen.

Die zersplitterten Zuständigkeiten erschweren es letztendlich, dass alle Schülerinnen und Schüler in ganz Bayern, unabhängig vom Wohnort, gutes und gesundes Essen auf den Tisch bekommen. Qualität und Preis für ein Schulessen hängen davon ab, wie finanzstark die Kommune ist, in der die Kinder leben, wie viel die Eltern verdienen, und auch ob die Schule in Oberbayern ist oder in Oberfranken. Von gleichwertigen Lebensverhältnissen auf dem Land, wie sie in der Bayerischen Verfassung verankert sind, sind wir beim Schulessen weit entfernt.

Studien aus Finnland und Schweden, wo bereits schon vor Jahrzehnten beitragsfreie Mahlzeiten eingeführt wurden, zeigen: Geht der kostenfreie Zugang der Kinder zum Mittagessen gleichzeitig mit einem qualitativ hochwertigem Essensangebot einher, profitieren ganz besonders Kinder aus einkommensschwachen Haushalten.

Und angesichts steigender Zahlen auch einkommensabhängiger und ernährungsbedingter Krankheiten wie Adipositas und Diabetes Typ 2, deren Kosten ja am Ende die ganze Gesellschaft zu tragen hat, erscheint ein kostenloses und gesundes Schulmittagessen umso wichtiger.

Mit unserem Gesetzentwurf „Mittagsverpflegung an Schulen: kostenlos, nachhaltig und gesund“ verfolgen wir drei Ziele:

  • Wir sorgen für einen zeitgemäßen Qualitätsstandard. Mit dem Betrag von 6,59 Euro wird jedes Essen bezuschusst, wenn es zu 100 % biozertifiziert ist. Ja, wir setzen die Latte hoch, aber Lebensmittel aus ökologischer Erzeugung sind gesund für uns Menschen und nachweislich gut für unsere Umwelt.
  • Wir sorgen für soziale Gerechtigkeit. Für jedes Grundschulkind in Bayern in Ganztagesbetreuung übernimmt der Staat die Kosten für das Mittagessen. Damit entlasten wir Familien enorm und zwar zielgerichtet. Und gerade jetzt in dieser schwierigen Zeit, in der Familien jeden Euro zweimal umdrehen müssen, ist das eine echte Hilfe.
  • Wir sorgen für einen gesicherten Absatz. Das sichert unseren bayerischen Biobetrieben und potentiellen Umstellern die Nachfrage und bringt uns damit dem Staatsziel 30 % Bioanbau bis 2030 einen großen Schritt näher.

Gesundheitsförderung und Bildung für nachhaltige Entwicklung sind Teil des Bildungs- und Erziehungsauftrags der Schulen. Wenn Kinder in der Schule wieder lernen, Lebensmittel auszuprobieren, Geschmack zu entwickeln und die Zusammenhänge zwischen Umwelt, Klima und Essen zu erkennen, hilft das der gesamten Landwirtschaft in Bayern. Die Fraktionen der Söder-Regierung sehen das offensichtlich anders. Ängstlich warnen sie vor Öko-Kartoffeln aus Ägypten, anstatt einen sicheren Absatzmarkt für die eigenen bayerischen Biobetriebe zu schaffen. Aus Angst vor der eigenen Verbindlichkeit, die sie mit dem Staatsziel 30 % Bio eingegangen sind, werfen sie uns Parteinahme für ökologische Lebensmittel vor und zu behaupten, dass konventionell erzeugte Lebensmittel ungesünder seien. Und ja, solange Lebensmittel so produziert werden, dass Tiere und Pflanzen aussterben, Böden degradieren und viel zu viel Nitrat in unserem Trinkwasser ist, solange sind Lebensmittel aus solch konventioneller Landwirtschaft schlechter als ökologisch erzeugte Lebensmittel.

Was CSU und FW thematisch liegen lassen, sind die Kinder. Die sozialen und gesundheitlichen Nachteile, die sich aus den zersplitterten Zuständigkeiten, Finanzabhängigkeiten und fehlenden Qualitätsstandards ergeben, spielen keine Rolle. Die Regierungs-Fraktionen verwehren den Grundschulkindern das Recht auf ein gesundes und gutes Mittagessen, egal wo in Bayern.