Landwirtschaft und Ernährung

Agrarbericht - Ökologische Landwirtschaft braucht mehr Platz

Alle zwei Jahre beleuchtet das zuständige Landwirtschaftsministerium umfassend den Agrarstaat Bayern. Trotzdem wird der Agrarbericht 2022 den vielfältigen und unterschiedlichen Strukturen in der bayerischen Landwirtschaft nicht gerecht.

15. Juli 2022

Der bayerische Agrarbericht stellt auf 351 Seiten die Lage der Landwirtschaft, Ernährungspolitik und Wald, Forstwirtschaft und Jagd in Bayern dar. Alle zwei Jahre beleuchtet das zuständige Landwirtschaftsministerium umfassend den Agrarstaat Bayern. Trotzdem wird der Bericht den vielfältigen und unterschiedlichen Strukturen in der bayerischen Landwirtschaft nicht gerecht und zeigt entscheidende Lücken. Es fehlen gesonderte Daten zum Grünlandgürtel mit Milcherzeugung entlang der Alpen oder zu unseren wertvollen Sonderkulturen Wein, Hopfen, Obst und Gemüse.

Den Agrarbericht darf nicht nur als Werk nackter Zahlen und Fakten gesehen werden, sondern als Aufforderung zum Handeln. Stichwort Ökologische Landwirtschaft: Ökologische Landwirtschaft, die unverzichtbar ist für Arten-, Wasser- und Naturschutz, wird im bayerischen Agrarbericht gerade einmal mit sieben Seiten abgehandelt. Dabei ist es – noch immer – klares Staatsziel bis 2030 die ökologisch bewirtschaftete Fläche von jetzt 12,8 Prozent auf 30 Prozent zu vergrößern. Wie das gelingen soll, lässt der Agrarbericht offen. Während der Corona-Pandemie kauften die Menschen verstärkt ökologisch erzeugte Lebensmittel und kochten ihr Bio-Essen selbst. Diesen Trend sucht man im entsprechenden Kapitel des Agrarberichts vergeblich – hier ist wieder nur von „regional“ die Rede. Regional ist gut, aber es gibt nur Auskunft über die Herkunft und nicht über die Art und Weise, wie die Produkte erzeugt wurden.

Biobäuerinnen und Biobauern, Biobäcker und andere Bio-Verarbeiter fordern zurecht mehr Einsatz von der Staatsregierung, um die Bio-Quote zu erhöhen. Wir Grüne sehen in der Gemeinschaftsverpflegung den Schlüssel zu mehr biologischer und regionaler sowie saisonaler Ernährung. Wir streben langfristig und stufenweise 100 Prozent Bio in Kitas, Schulen, Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen, Justizvollzugsanstalten und Betriebskantinen an. So lässt sich der Bio-Markt handfest ankurbeln.

Der Bayerische Agrarbericht 2022 ist ein Blick zurück in die Vergangenheit einer zu beschaulichen Landwirtschafts- und Ernährungspolitik. Aktuell verändern sich die Anforderungen an das Landwirtschafts- und Ernährungssystem rasend schnell. Der Krieg in der Ukraine und die blockierten Getreideernten führen uns vor Augen, wie wichtig eine souveräne Lebensmittelproduktion ist. Umwelt-, Biodiversitäts- und Klimakrise verlangen nach tatkräftigen Lösungen.

Unsere Landwirtinnen und Landwirte gehören zu den ersten, die die Klimakrise in vollem Ausmaß spüren. Landwirtschaftsministerin Kaniber sagt klar, dass weder Bayern noch Deutschland die Schäden kompensieren kann, die der Landwirtschaft durch die Klimakrise entstehen. Also müssen wir uns alle maximal anstrengen, die Schäden abzumildern und die Landwirtschaft an die Veränderungen anzupassen. Es ist Aufgabe einer Staatsregierung neue, klimaverträglichere Wege aufzuzeigen und zugleich Natur und Artenvielfalt genügend Platz zulassen.