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Ehrenamtliches Engagement vereinfachen, um Freude zu erhalten

30. Juli 2025

Enquetekommission Bürokratieabbau zum Bereich Ehrenamt

Johannes Becher: „Das Grundproblem ist, dass von ehrenamtlich tätigen Laien an vielen Stellen verlangt wird, bürokratische Verfahren auf dem Schirm zu haben und zu durchblicken. Das führt zu Frust und ist ein Grund, warum immer weniger Menschen Vorstand oder Kassier eines Vereins werden wollen. Unser Credo daher: Wer sich ehrenamtlich engagiert, muss dies so unkompliziert wie möglich tun können und von den staatlichen Stellen dabei tatkräftig unterstützt werden!“

„Vereine finden immer schwerer einen Vorstand oder Kassier. Hintergrund sind komplexe Vorgaben und mögliche Haftungsfragen beim Umgang mit Daten, unkalkulierbare finanzielle Risiken z. B. bei Vereinsfesten oder schlicht die Vorgaben der Finanzämter für die Buchführung. Wir müssen es einfacher machen. Hilfreich wäre ein staatliches Vereins- bzw. Ehrenamts-Package: eine zentrale, einheitliche Plattform für die datenschutzkonforme Mitgliederverwaltung und darin integriert eine Infoseite mit sämtlichen relevanten Informationen für Vereine. Das entlastet gerade die kleinen und kommunal verwurzelten unserer 93.000 bayerischen Vereine“, erklärt Johannes Becher, Erster stellvertretender Fraktionsvorsitzender und Mitglied der Enquetekommission Bürokratieabbau.

Die Enquetekommission Bürokratieabbau hat am 17. Juli 2025 die Handlungsempfehlungen zum Bereich Ehrenamt beschlossen und veröffentlicht. Diese basieren auf intensiven Diskussionen mit externen Expert*innen sowie Berichten der Staatsregierung und wurden mehrheitlich oder einstimmig angenommen.  

Johannes Becher: „Satzungsthemen und die Anmeldungen oder Änderungen im Vereinsregister sind für Vereine lästige Bürokratie, weil alle Beteiligten persönlich beim Notar erscheinen müssen – auch für eine simple Änderung eines Vorstandsmitglieds. Das muss nicht sein. Unser Vorschlag ist daher, dass nur noch Ersteintragungen eines Notartermins benötigt werden und die bereits mögliche Online-Beurkundung über die bundeseinheitliche Notar-App verstärkt angeboten wird. Das spart Zeit, Koordinierungsaufwand und Nerven. Die Beratung bzgl. der Satzungsvorgaben soll verstärkt direkt an den Registergerichten geleistet werden.“

Mit den verabschiedeten Empfehlungen will die Enquetekommission aufzeigen, wie auch im Bereich Ehrenamt wieder mehr Zeit für die eigentliche Vereinsarbeit und den Vereinszweck bleibt und die nötige Bürokratie möglichst unkompliziert abgewickelt werden kann.

Folgende Punkte aus den Empfehlungen sind den Landtags-Grünen besonders wichtig:  

  • Bereitstellung eines staatlichen Vereins-/Ehrenamtspackages incl. datenschutzkonformer Mitgliederverwaltung
  • Verpflichtung von Notarinnen und Notaren, Anmeldungen beim Registergericht elektronisch vorzunehmen und Online-Beurkundungen verstärkt anzubieten
  • Flexibilisierung von satzungsrechtlichen Vorgaben (Stichwort: „dynamische Verweisung“)
  • GEMA: Bagatellregelungen für Kleinstveranstaltungen, Vereinfachungen im Anmeldeverfahren (reine ex-post-Abrechnung)
  • Mehr kommunale Beratung bei Vereinsveranstaltungen: Sammelantrag für alle Genehmigungen, weniger verkehrsrechtliche Auflagen, Vereinfachung Hygieneregeln (Stichwort: „mitgebrachter Kuchen“)

Johannes Becher abschließend: „Viele Detailinformationen für Vereine und Ehrenamtliche gibt es in schönen Broschüren, die fast niemand kennt. Die Zukunft kann nur digital sein. Ein Vereinspackage, das alle relevanten Infos enthält: rechtliches, Fortbildungen, Mitgliedersoftware, Förderungen und vieles mehr. Ein Onlineportal für alles, was ein Verein braucht – egal welche öffentliche Stelle zuständig ist. Man muss es den Ehrenamtlichen so einfach wie möglich machen, denn der Vereinszweck ist nicht seine Verwaltung, sondern großartiges Engagement für die Gesellschaft, von Kultur bis Sport, von Naturschutz bis zum Sozialbereich. Diese Strukturen tragen unsere Demokratie und brauchen daher mehr Beratung, mehr Vertrauen und bei der nötigen Bürokratie zentrale und einfache Lösungen.“