Bildung | Wissenschaft
Unterricht mit digitalen Medien nachhaltig und zukunftsfähig gestalten
29. Oktober 2025
Anhörung auf Grünen-Initiative
Auf Antrag u. a. der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN findet am Donnerstag, 30. Oktober, von 10 bis 13 Uhr im Konferenzsaal des Bayerischen Landtags eine Sachverständigenanhörung zur „Digitalen Transformation in bayerischen Schulen“ statt.
Im Mittelpunkt steht die Frage, wie es gelingt, durch den digitalen Wandel eine nachhaltige sowie zukunftsfähige Lernkultur in den Schulen zu gestalten.
Benjamin Adjei, Sprecher für Digitales der Landtags-Grünen, sagt:
„Digitale Bildung entscheidet heute über die Chancen von morgen. Der digitale Wandel erfordert nicht nur neue Geräte, sondern einen veränderten Unterricht insgesamt. Digitale Medien sollen nicht als Ersatz für analoge Werkzeuge dienen, denn so entstehen kaum relevante Kompetenzen. Kinder und Jugendliche brauchen von Anfang an Lernumgebungen, in denen sie digitale Technologien kreativ, kollaborativ und verantwortungsvoll nutzen. Nur so wird Schule zur echten Teilhabe an der digitalen Welt befähigen.“
In der Anhörung geht es um vier zentrale Fragen:
- Wie muss sich die Lernkultur an Schulen verändern, damit Schülerinnen und Schüler in einer digitalen Welt selbstständig, kollaborativ und verantwortlich lernen können?
- Wie werden Lehrkräfte systematisch geschult und entlastet?
- Welche Infrastruktur brauchen Schulen wirklich?
- Und wie kann KI Schülerinnen und Schüler individuell beim Lernen unterstützen?
Als Expertin haben die Landtags-Grünen Prof. Dr. Uta Hauck-Thum, LMU München, benannt. Sie wird praxisnahe Einblicke aus der Bildungsforschung geben.
Benjamin Adjei: „Digitalisierung ist kein Selbstzweck – sie ist das neue Alphabet unserer Zeit. Wer sie versteht, kann mitreden, mitgestalten und mitentscheiden. Darum muss digitale Kompetenz zur Grundbildung werden und nicht nur Luxusgut sein.“
In der Anhörung wurde dann klar, dass Bayern einen Kulturwandel braucht – Unterricht, Leistungsbewertung und Schulentwicklung müssen neu gedacht werden. Solange digitale Medien nur analoge Werkzeuge ersetzen, verpuffen Investitionen; relevante Kompetenzen entstehen so kaum. Es darf also nicht nur digital optimiert werden, sondern Formate müssen sich grundlegend ändern. Gefordert ist eine Lern- und Prüfungskultur, die Prozessleistungen bewertet (Planen, Co-Kreation, Problemlösen) und den reflektierten KI-Einsatz integriert. Das betonte Frau Prof. Hauck-Thum nachdrücklich.
In allen Expert*innenstatements wurde deutlich, woran es fehlt und worüber Einigkeit besteht: Die Lehrkräftebildung muss über alle drei Phasen kohärent aufgestellt werden durch einheitliche Kompetenzrahmen, verbindliche Verankerung in Prüfungs-/Ausbildungsordnungen und kontinuierliche Fortbildung. Dies muss vor Ort durch qualifizierte medienpädagogische Expertise gestützt werden. Besonders wichtig ist die Chancengerechtigkeit bei der Medienbildung: Unterricht muss an die digital geprägten Voraussetzungen aller Kinder anknüpfen, Fake-News-Kompetenzen systematisch aufbauen und den drohenden „Digital Divide“ (gerade bei KI-Kompetenzen) aktiv schließen.
Parallel braucht es Strukturen statt Projektlogik: eine robuste, zentral organisierte IT-Basis mit professionellem Support, hohen Sicherheitsstandards sowie datenschutzkonformen Plattformen. Beispiele aus anderen Ländern zeigen, dass Landesrechenzentren und mehr Open-Source-Lösungen digitale Souveränität stärken und Schulen entlasten. Außerdem sind strukturierte Kooperation und Transferwichtig: schulübergreifende Netzwerke, stärkere Uni-Schule-Partnerschaften/ Universitätsschulen und hybride Fortbildungsnetze, damit Erkenntnisse aus Wissenschaft und Praxis wirksam in die Schulen kommen.
Für uns Grüne heißt das: Es fehlen regelmäßige, ebenenübergreifende Austausch- und Transferstrukturen, die eine gemeinsame Bildungsvision tragen und systematisch Kapazitäten aufbauen. Die Staatsregierung muss den Kulturwandel verbindlich verankern – in Lehrplänen, Prüfformaten und der Lehrerbildung über alle drei Phasen. Ohne klare Vorgaben wie ein medienpädagogisches Gesamtkonzept und konzertierte Fortbildung bleibt „digitale Bildung“ Stückwerk.