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Generationenaufgabe Kulturbauten
Grüner 5-Punkte-Plan für die Zukunft der bayerischen Theater und Museen
12. Mai 2023
Vor einem knappen Jahr kündigte der bayerische CSU-Minister für Wissenschaft und Kunst, Ex-Generalsekretär Blume, vollmundig einen „Masterplan“ für die Kulturbauten in Bayern an. Denn im Kulturstaat Bayern bröckeln die Theater und Museen vor sich hin: Das Haus der Kunst, das mit einem undichten Dach schon vor ein paar Jahren Schlagzeilen machte, die Sanierung der Oper in Nürnberg gerade erneut verschoben, die Neue Pinakothek, seit fünf (und vermutlich weitere sechs) Jahren geschlossen, Herkulessaal der Residenz oder Marienfeste in Würzburg, marode Bühnentechnik im Nationaltheater ist - um es freundlich auszudrücken - ein wenig in die Jahre gekommen und den Zustand der Musikhochschule München nennt die SZ schon 2019 eine „Symphonie des Verfalls“.
Wie soll die bayerische Landespolitik mit dieser langen Liste umgehen? Allein in München sind in den kommenden Jahren Investitionen in Höhe von grob geschätzt 3 Milliarden Euro nötig, so der Minister laut SZ Artikel im Juni 2022. Sehr viel Geld, gerade in Zeiten von Inflation und knapper Kassen. Damit dieses Geld gut investiert ist, muss klar sein, nach welchen transparenten Kriterien und mit welcher Zielsetzung es ausgegeben wird. So lassen sich auch kostspielige Denkpausen vermeiden - Stichwort Konzertsaal im Münchner Werksviertel.
Für uns Landtags-Grüne ist klar: Alle Menschen in Bayern haben ein Recht auf vielfältige und reiche Kulturangebote. Diese müssen sich stetig weiterentwickeln, denn Kultur lebt und atmet, sie stiftet Identität für die Menschen vor Ort, ist Tourismusmagnet und gehört nicht nur uns, sondern auch kommenden Generationen. Kulturorte stehen für unsere Identität, sind Wahrzeichen unserer Städte und öffentlicher Ort, der allen gehört. Deshalb liegt es in unserer Verantwortung, Visionen für unsere Kulturbauten und deren Nutzung zu entwickeln, im engen Austausch mit den künstlerischen Leitungen, den Kommunen, dem Publikum und all jenen Gruppen, die diese Räume nutzen. Für die Sanierungsphasen müssen tragfähige Interimslösungen gefunden werden, damit Theater und Museen nicht über Jahre geschlossen bleiben, sondern die Möglichkeit bekommen, an neuen Orten neues Publikum anzusprechen. Dass dabei auf die Verwendung nachhaltiger Baustoffe, eine umfassende energetische Sanierung und Zertifizierung der Kulturbauten Wert gelegt werden muss, versteht sich für uns Grüne von selbst.
Ja, und der „Masterplan“ der CSU-Regierung? Der langersehnte, von uns in einem Antrag geforderte Bericht, des Ministers dazu im Kunstausschuss diese Woche bestand aus „weiter so!“, „wir sind die Tollsten“ und den erwartbaren Beschimpfungen der Ampel. Die massig Geld verschlingende „Denkpause“ des CSU-Ministerpräsidenten wurde um eine Zwischennutzung der (noch zu schaffenden) Baustelle garniert und etliche Fragen blieben offen. Zur Großbaustelle Herkulessaal, wichtige Spielstätte für Orchester aus dem ganzen Land, hat man sich nicht mal innerhalb des Söder-Kabinetts abgestimmt, der Kunstminister ist blank.
Um unsere wertvolle Tradition als Kulturstaat, die lebendige Szene wie auch die zahlreichen renommierten Kultureinrichtungen aller Sparten in eine nachhaltig gedachte Zukunft zu führen, haben wir Grüne einen Fünf-Punkte-Plan „Generationen-Aufgabe Kulturbauten Bayern“ erarbeitet. Konkret fordern wir:
- Visionen für unsere Kulturbauten entwickeln
- Anforderungen an Räume mit den Betroffenen ermitteln und anstehende Sanierungen daran ausrichten
- Verschränkung des Kunst-und Bauministeriums
- Nachhaltige Sanierungen zum Standard machen –auch für Kulturbauten!
- Solide Interims-Lösungen für die Sanierungsphase
Unsere Forderung hat der Minister offenbar schon genau studiert: unsere stetige Forderung nach kulturpolitischen Leitlinien, einem Landes-Kultur-Entwicklungsplan, scheint Gehör zu finden – der Minister kündigte eine „Kultur-Agenda“ an. Auch unser Kampf um Mindesthonorare, wie auch von der Kulturminister*innen Konferenz der Länder beschlossen, fruchtet: auf die beschämend geringen 12,50 EUR/Stunde als erlaubtem Ansatz für Eigenleistungen von Kreativen bei Förderungen angesprochen, will der Minister zumindest mal nachdenken. Versprechens-Brecher Söder hat wohl den eigenen Koalitionsvertrag nicht gelesen, in dem bessere soziale Sicherheit von Kreativen vereinbart war.
An den vollmundigen Versprechungen wird er oder sein*e Nachfolger*in sich messen lassen müssen. Vorausgesetzt natürlich der Ministerposten wird wieder von der CSU besetzt.