Wie gehts weiter mit der Reptilienauffangstation München?

Im Landtag wurde vergangenen Donnerstag ein Antrag von uns Grünen zum Thema Reptilienauffangstation in der Münchner Kaulbachstraße behandelt. Wir Grüne setzen uns intensiv für den Erhalt der Station ein.

10. Juni 2016

Rosi Steinberger, tierschutzpolitische Sprecherin der Landtags-Grünen, forderte die CSU-Regierung auf, darzulegen, welche Maßnahmen sie für die Rettung der Reptilienauffangstation unternehmen werde und wie sie sich in Zukunft die Unterbringung der „Exoten“ vorstellt.

Die private Reptilienauffangstation ist die einzige Einrichtung in Süddeutschland, die so genannte „Exoten“ und „gefährliche Tiere“ aufnimmt, die andere Tierheime nicht aufnehmen können oder dürfen. Exoten oder gefährliche Tiere sind z.B. Schlangen (darunter Giftschlangen), Krokodile, Schildkröten, Fische, Vogelspinnen, Chamäleons und verschiedene andere Echsen, aber auch Affen und sonstige Tiere aus fremden Ländern. Diese Tiere kommen in die Station, wenn sie vom Zoll am Flughafen beschlagnahmt werden, wenn sie Tierhaltern wegen schlechter Haltungsbedingungen oder mangelnder Qualifikation zum Halten solcher Tiere entzogen werden oder wenn sie ausgesetzt oder abgegeben werden. Da es außer der Reptilienauffangstation keinerlei Einrichtungen gibt, die diese Aufgabe übernehmen könnte, ist die Station von immenser Wichtigkeit. Sie kommt neben der eigentlich staatlichen Aufgabe des Tierschutzes auch der ebenfalls eigentlich staatlichen Aufgabe des Artenschutzes nach, da viele der aufgenommenen Tiere nach nationalen und internationalen Vorschriften streng geschützt sind. All das ficht jedoch die Staatsregierung offenbar nicht an: Außer einem jährlichen Beitrag, der die Kosten der Station bei weitem nicht deckt, kümmert sich die CSU-Regierung nicht um die Station.

Die Reptilienauffangstation ist mittlerweile völlig überbelegt, die Räume sind bis unter die Decke mit Terrarien und Aquarien vollgestapelt, die MitarbeiterInnen an der Grenze der Leistungsfähigkeit angelangt. Zudem wurde bereits bekannt, dass die Eigentümerin der Räumlichkeiten, die Ludwigs-Maximilians-Universität, die Räumlichkeiten in absehbarer Zeit selbst benötigt und die Reptilienauffangstation deshalb neue Räume suchen muss. Deshalb plant die Station seit längerem einen Neubau und ist hierfür in der Gemeinde Neufahrn bei Freising fündig geworden. Nachdem die CSU-Regierung zunächst eine finanzielle Unterstützung dieses Neubaus angeboten hatte, wurde diese Zusage mittlerweile zurückgezogen. In einer Diskussion im Umweltausschuss vor einigen Wochen wurde offensichtlich, dass die CSU mit allerlei Ausreden versucht, sich aus jeder Verantwortung für die Station zu stehlen. Anträge auf finanzielle Unterstützung der Station beim Neubau wurden von der CSU allesamt abgelehnt.

Rosi Steinberger: „Die Reptilienauffangstation, die ich kürzlich persönlich besucht habe, übernimmt außerordentlich wichtige Aufgaben des Tierschutzes. Hochqualifizierte Mitarbeiter kümmern sich hier vorbildlich um Tiere, die sonst nirgends unterzubringen sind. Das sind Aufgaben, die eigentlich in staatlicher Verantwortung liegen. Deshalb kann es nicht sein, dass sich die Staatsregierung mit einem viel zu geringen jährlichen Unterstützungsbetrag aus der Verantwortung stiehlt und keinerlei Anstalten macht, den dringend notwendigen Neubau in irgendeiner Form zu unterstützen. Mit unserem Berichtsantrag muss die Staatsregierung Farbe bekennen.“

SPD und Freie Wähler haben unserem Antrag zugestimmt und auch die CSU - allerdings mit der Änderung, dass der Bericht erst dann abgegeben werden soll, „nachdem weitere Vorschläge für ein Neubauprojekt vorgelegt worden sind und weitere Alternativen der baulichen Ausführung geprüft wurden, deren Kosten erheblich unter denen des bisherigen Vorschlags liegen“. Damit wurden der Bericht und die Antworten auf unsere Fragen weit in die Zukunft verschoben. Denn neuerliche Planungen sind aufwändig und zeitintensiv.

Rosi Steinberger: „Es ist schon ein Trauerspiel, dass wir mit unserem Antrag die CSU-Regierung all das überhaupt fragen und damit zwingen müssen, Farbe zu bekennen. Denn der Erhalt einer solch wichtigen Einrichtung, die sogar staatliche Aufgaben im Bereich des Tierschutzes übernimmt, sollte selbstverständlich sein. Tierschutz und damit die Achtung unserer Mitgeschöpfe gehört aber offenbar nicht zum Spektrum der CSU.“

Übrigens hat Rosi Steinberger bei ihrem Besuch in der Reptilienauffangstation die Patenschaft für eine Kornnatter übernommen. Anlässlich dieser Patenschaft erhielt die Natter auch einen Namen: Sie heißt ab jetzt „Horst“. Ob´s ihr was hilft?