Kurze Wege sind besser als lange: Fachgespräch Raumplanung und Mobilität

<p><strong>Der Klimaschutz stellt den Mobilitätssektor vor neue Herausforderungen.</strong> In Bayern entstehen&nbsp; 40 Prozent der energiebedingten CO2-Emissionen durch den Verkehr. In Vorbereitung auf die Klimakonferenz (COP 21) in Paris veranstaltet unsere Fraktion im Rahmen einer Reihe ‚Wege zu einer klimafreundlichen Mobilität‘ drei Fachgespräche. Die Fachgespräche sollen den Zusammenhang zwischen Klimaschutz bzw. CO2-Reduzierungspotenzial und einzelnen Mobilitätsbereichen bzw. Planungsansätzen behandeln. Unser Fachgespräch am 21.

26. Mai 2015

Mai beleuchtete den Bereich Städtebau/Landesplanung/Nahmobilität und sollte aufzeigen, welche Zusammenhänge und Abhängigkeiten zwischen der Planung von Siedlungsflächen und Mobilität bestehen, welche Möglichkeiten der Verkehrsvermeidung schon bei der Planung mitgedacht werden müssen und welches Klimaschutzpotential durch gute Planung realisiert werden kann.

Claudia Schlebach (Leiterin Referat Mittelstand der IHK für München und Oberbayern) referierte über Integrierte Flächen- und Infrastrukturentwicklung im Wirtschaftsraum München. Die Region München ist eine der wenigen in Deutschland, wo die demographische Entwicklung für Wachstum sorgt. Im Bereich Mobilität muss das sternförmig ausgerichtete Verkehrsnetz durch Tangentiallinien ergänzt werden. Die Verkehrsverbundstruktur muss der Pendlersituation angepasst und ausgeweitet werden. Eine vermehrte Kooperation der Regionalen Planungsverbände und mehr Personal bei denselben wären gut, ebenso landesplanerische Vorgaben wie z.B. niedrigere Obergrenzen der Einzelhandelsflächen. Dr. Stefan Klug (Technische Universität München, Fachgebiet für Siedlungsstruktur und Verkehrsplanung) beleuchtete das Thema Siedlungsstruktur und Verkehrsplanung – Strategien für nachhaltige Mobilität. Der Verkehr ist EU-weit verantwortlich für 71% des gesamten Ölverbrauchs, 31% des gesamten Energieverbrauchs und 26% der gesamten CO2-Emissionen und das mit weiterhin steigender Tendenz.

Vielzahl von Bausteinen für mehr Klimaschutz

Ein Baustein zur Erhöhung des Klimaschutzpotenzials ist das Setzen auf Nahmobilität und der Sicherung der Erreichbarkeit von Zielen in der Nähe, damit weniger Verkehr entsteht. Bereiche mit guter ÖV-Anbindung und geringer Siedlungsdichte sind nach zu verdichten. IN Bereichen mit schlechter Erreichbarkeit und hoher Siedlungsdichte ist das ÖV-Angebot zu verbessern. Paul Bickelbacher (Stadt- und Verkehrsplaner SRL, Stadtrat LH München) befasste sich mit Integrierte Siedlungs- und Verkehrsentwicklung - Effekte und Probleme der Umsetzung und zeigte auf, wie man Nahmobilität stärken kann und welche Hemmnisse dafür bestehen. Die Stadt der kurzen Wege bedingt hohe Siedlungs- und Nutzungsdichten. Kopenhagen hat im Vergleich zu München eine zweieinhalbmal so hohe Dichte, Barcelona die vierfache. Problematisch bei der Umsetzung der Stadt der kurzen Wege ist der Bestand der Siedlungsstruktur, die von der Charta von Athen beförderte Trennung der Funktionen (Rückkehr zur Urbanität gemäß der Charta von Leipzig), die fortschreitende Zentralisierung und Nachfrage nach großen Einheiten, die kleinteilige Mischung verhindert, die Lärmschutzvorgaben, die einer Mischung entgegenstehen oder die Rationalisierung im Wohnungsbau, die  große Einheiten anstatt kleiner Parzellen bevorzugt. Hoffnungsvoll stimme aber die Studie „Umweltbewusstsein in Deutschland 2014“ des UBA, wonach 82% eine Abkehr vom Auto wünschen.

Anschließend diskutierten die Teilnehmer mit den drei ReferentInnen und dem verkehrspolitischen Sprecher der Grünen Landtagsfraktion, Markus Ganserer. Problematisiert wurde die Notwendigkeit weiteren Wachstums, das Potenzial für Homeoffice oder Fernstudium, die Möglichkeit der Schaffung von Pendlerhäusern (Oberland), die Notwendigkeit der Energiewende bei der Anwendung von E-Mobilität, die fehlende Datenbasis bei der Frage, ob E-Commerce insgesamt betrachtet mehr oder weniger Verkehr erzeugt, das Vorhandensein von Mobilitätsarmut oder dass man besser von Verkehrsaufwand anstelle von Verkehrsleistung sprechen solle.
Aus grüner Sicht bleibt festzuhalten, dass es eine Vielzahl von Bausteinen gibt, um mehr Klimaschutz zu erreichen. Die Potenziale der Nahmobilität sind eher zu heben, wenn wir uns weniger mit den langen Wegen beschäftigen und mehr Hirnschmalz in kurze stecken. 60 % der Wege sind kürzer als 5 km.