Umwelt, Natur und Klima

Arten- und Biotopschutzprogramm wiederbeleben!

Raus aus der Mottenkiste - rein ins 21. Jahrhundert!

23. Juni 2022

Das Arten- und Biotopschutzprogramm wurde 1985 in Bayern eingeführt und war bundesweit wegweisend. Es stellt für die Landkreise und seit 1990 auch für die kreisfreien Städte die Grundlagen des Arten- und Biotopschutzes dar und ist die unverzichtbare Informationsquelle für alle, die sich fachlich mit dem Thema beschäftigen.
Enthalten sind die Kenntnisse zu Artvorkommen, Biotopen und bestehenden und vorgeschlagenen Schutzgebieten, aber auch zu Gefährdungen und notwendigen Pflegemaßnahmen. Es ist auch die Basis für den gesetzlich vorgeschriebenen Biotopverbund.
Diese Arten und Biotopschutzprogramme (ABSP), die für alle Landkreise und kreisfreien Städte vorliegen sollten, sind inzwischen komplett veraltet. Die aktuellste Bearbeitung eines ABSP stammt aus dem Landkreis Oberallgäu und datiert aus dem Jahr 2017. Für 13 Landkreise ist das ABSP mehr als 25 Jahre alt und liegt nicht in digitaler Form vor. Weitere 33 Landkreise haben ABSPs die älter als 20 Jahre sind. 14 kreisfreie Städte besitzen noch überhaupt kein ABSP.
In den vergangenen 20 bzw. 25 Jahren haben sich die bayerischen Landkreise und Städte durch Inanspruchnahme von Flächen und die Intensivierung von Nutzungen massiv verändert. Die Aussagen zum Biotopverbund müssen deshalb aktualisiert und angepasst werden. Außerdem sind die Angaben und die Bewertungen zu den Artvorkommen und Biotopen in den ABSPs veraltet und entsprechen nicht mehr den aktuellen Erkenntnissen.
Unser Antrag fordert deshalb eine Aktualisierung und Digitalisierung aller ABSPs bis zum Jahr 2030. Im Umweltausschuss wurde der Antrag mit den Stimmen der Koalition abgelehnt.
Im Naturschutz ist die Digitalisierung in einigen Bereichen noch nicht angekommen und erschwert somit die schnelle und zügige Bearbeitung von Projekten. So muss beispielsweise die Untere Naturschutzbehörde in Bad Kissingen in einem Aktenordner aus dem Jahr 1993 blättern, um nachzuvollziehen, welche Fledermausarten im Landkreis vorkommen und wo sie ihre Verbreitungsschwerpunkte haben. Das ist wie einen Autofahrer, statt mit einem Navi, mit einer 30 Jahre alten Landkarte auf die Reise zu schicken, auf der viele neue Straßen gar nicht eingezeichnet sind und zu hoffen, dass er pünktlich ankommt.

Zum Antrag: http://www1.bayern.landtag.de/www/ElanTextAblage_WP18/Drucksachen/Basisdrucksachen/0000014000/0000014244.pdf