Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen

Bayerns Grundwasser retten!

14. Mai 2021

 

Ein Anfrage-Paket der Landtags-Grünen legt die Grundwasserprobleme in ganz Bayern offen und zeigt, dass die bisherigen Maßnahmen der Söder-Regierung nicht greifen. Über 90 Prozent des Trinkwassers wird in Bayern aus Grundwasser gewonnen. „Die Belastung mit Nitrat und Pestiziden von Bayerns Grundwasser ist in allen Bezirken viel zu hoch“, erklärt der Sprecher für Naturschutz, Patrick Friedl: „Es ist geradezu fahrlässig, dass die Söder-Regierung die Probleme mit zu viel Nitrat und Pestiziden im Grundwasser nicht angeht, obwohl sie seit Jahrzehnten bekannt sind!“

Die Anfragen belegen, das immer noch längst verbotene Pestizide in allen bayerischen Bezirken nachgewiesen werden, so vor allem das Herbizid Atrazin. Der Spitzenwert wurde im Lkr. Landshut mit 0,76µg/l ermittelt. An vielen bayerischen Brunnen liegen außerdem starke Belastungen mit Nitrat im Grundwasser vor. Trinkwasserversorger haben in ganz Bayern Probleme mit den Nitratgehalten im Rohwasser, am massivsten in Unterfranken. So wurde der bayernweite Spitzenwert im Landkreis Schweinfurt gemessen: Mit 130mg/l Nitrat überschreitet er den Grenzwert von 50 mg/l mehr als deutlich. Rosi Steinberger, Sprecherin für Verbraucherschutz und Vorsitzende des Umweltausschusses des Bayerischen Landtags: „Es ist wichtig, die Hauptverursacher, nämlich intensive Tierhaltung und intensiven Ackerbau zu benennen. Leider werden nur halbherzige Maßnahmen ergriffen, die dem drängenden Problem nicht gerecht werden.“

Vor über 20 Jahren hat die Europäische Union eine ihrer wichtigsten Gesetzeswerke zum Schutz des Wassers erlassen, die Wasserrahmenrichtlinie. Danach sollten Flüsse und das Grundwasser innerhalb von 15 Jahren wieder in einen „guten Zustand“ gebracht werden. Für das Grundwasser bedeutete dies vor allem keine Belastung mehr mit Nitrat und Pestiziden. „Doch auch im Jahr 2021 steht es schlecht um den Zustand des Grundwassers“, so Christian Hierneis: „Der einzige Ausweg ist die konsequente Förderung des Ökolandbaus, der von der Staatsregierung bislang nur stiefmütterlich behandelt wird. Es ist höchste Zeit, sich endlich um sauberes Grund- und Trinkwasser zu kümmern.“

Schwaben
In Schwaben liegen die nitratbelasteten Grundwasserkörper im Norden in den Landkreis Augsburg, Donau-Ries und Aichach-Friedberg. Der Spitzenwert wurde aber an der Quelle Burgmagerbein im Landkreis Dillingen gemessen. Er liegt bei 120mg/l also mehr als doppelt so hoch wie der Grenzwert. An 18,5% der Messstellen in Schwaben wurde in den letzten drei Jahren mindestens eine Überschreitung des kritischen Wertes von 37,5mg/l Nitrat festgestellt. Grenzwertüberschreitungen mit über 50mg/l waren bei 7,7% der Messstellen vorhanden.
Bei den Pestiziden spielt in Schwaben immer noch das längst verbotene Atrazin und sein Abbauprodukt eine große Rolle. Der höchste Wert mit 0,48µg/l Desethyldesisopropylatrazin wurde an der Kreuzhofquelle im Landkreis Donau-Ries gemessen. An 4,6 % aller Messtellen in Schwaben wurde in den letzten drei Jahren mindestens eine Grenzwertüberschreitung bei Pestiziden festgestellt.

Oberpfalz
In der Oberpfalz sind die Landkreise Regensburg und Schwandorf am stärksten mit Nitrat belastet. Der Spitzenwert wurde bei Klardorf im Lkr. Schwandorf gemessen. Er liegt bei 120mg/l mehr als doppelt so hoch wie der Grenzwert. In mindestens einem der letzten drei Jahre wurden in der Oberpfalz Nitratwerte über 37,5 mg/l bzw. über 50 mg/l in der Oberpfalz bei 17,9 % bzw. 8,9 % der repräsentativen WRRL-Messstellen festgestellt.
Bei den Pestiziden spielt in der Oberpfalz immer noch das längst verbotene Herbizid Atrazin und sein Abbauprodukt eine große Rolle. In mindestens einem der letzten drei Jahre wurden PSM-Werte über 0,1 μg/l in der Oberpfalz bei 12,5 % der repräsentativen WRRL-Messstellen zur überblicksweisen Überwachung festgestellt. Der höchste Wert mit 0,25µg/l Desethylatrazin wurde in einem Brunnen am Beselberg im Lkr. Amberg-Sulzbach gefunden.

Mittelfranken
In Mittelfranken liegen die nitratbelasteten Grundwasserkörper überwiegend westlich der Rednitz. Besonders belastet sind die Landkreise Neustadt/Aisch-Bad Windsbach, Ansbach und Weißenburg-Gunzenhausen. Die Spitzenwerte wurden aber beim Neunhof in der Stadt Nürnberg und an der Büschelbachquelle im Lkr. Ansbach ermittelt. Sie liegen mit jeweils 120mg/l mehr als doppelt so hoch wie der Grenzwert.
Wie dramatisch die Lage in Mittelfranken insgesamt ist zeigt, dass in mindestens einem der letzten drei Jahre Nitratwerte über 37,5 mg/l bzw. über 50 mg/l in Mittelfranken bei 46,5 Prozent bzw. 25,6 Prozent der Messstellen gefunden wurden.
Bei den Pestiziden spielt in Mittelfranken immer noch das längst verbotene Herbizid Atrazin und sein Abbauprodukt eine große Rolle. Es werden aber auch andere Pestizide im Grundwasser gefunden, wie der Spitzenwert von 1,3µg/l des inzwischen ebenfalle verbotenen Herbizides Hexazinon in der Stadt Nürnberg zeigt.
In mindestens einem der letzten drei Jahre wurden in Mittelfranken PSM-Werte über 0,1 μg/l bei 7,0 % der WRRL-Messstellen festgestellt.

Oberfranken
In Oberfranken sind vor allen die Landkreise Bamberg, Lichtenfels und Coburg mit Nitrat im Grundwasser belastet. Der Spitzenwert mit 81mg/l Nitrat, also dem 1,6fachen des Grenzwertes, wurde in Neuses im Lkr. Lichtenfels und in Gleismuthhausen im Lkr.Coburg festgestellt. In mindestens einem der letzten drei Jahre wurden Nitratwerte über 37,5 mg/l bzw. über 50 mg/l in Oberfranken bei 23,9 % bzw. 10,9 % der repräsentativen WRRL-Messstellen zur überblicksweisen Überwachung festgestellt.
Bei den Pestiziden spielt in Oberfranken immer noch das längst verbotene Herbizid Atrazin und sein Abbauprodukt eine große Rolle. Der Spitzenwert mit 0,53µg/l Desethylatrazin wurde in einem Brunnen der Riegelsteingruppe im Lkr. Bayreuth gemessen.

Niederbayern
In Niederbayern konzentrieren sich die Grenzwertüberschreitungen bei Nitrat auf die intensiv landwirtschaftlich genutzten Bereiche der Lkr. Rottal-Inn, Straubing-Bogen, Landshut, Deggendorf und Dingolfing-Landau. Der Spitzenwert wurde bei Thalham/Zeiling im Lkr. Landshut gemessen. Er liegt mit 110mg/l Nitrat mehr als doppelt so hoch wie der Grenzwert.
Von den 39 niederbayrischen Messstellen mit Werten über 37,5mg/l Nitrat zeigten 12 (30%) eine Zunahme der Nitrat-Konzentration in den letzten drei Jahren.
Bei den Pestiziden spielt in Niederbayern immer noch das längst verbotene Herbizid Atrazin und sein Abbauprodukt eine große Rolle. Der Spitzenwert wurde bei Eggenpoint im Lkr. Landshut mit 0,76µg/l ermittelt. Insgesamt wurde an 33 Messtellen in Niederbayern in den letzten drei Jahren eine Grenzwertüberschreitung bei Pestiziden festgestellt, so viel wie in keinem anderen Regierungsbezirk.

Unterfranken
Belastungen mit Nitrat im Grundwasser liegen aus allen Landkreisen Unterfrankens vor. Der bayernweite Spitzenwert wurde bei Bruenstett im Landkreis Schweinfurt gemessen. Mit 130mg/l Nitrat überschreitet er den Grenzwert von 50 mg/l mehr als deutlich. In keinem anderen Regierungsbezirk haben die Trinkwasserversorger so große Probleme mit den Nitratgehalten des Rohwassers wie in Unterfranken.
Bei den Pestiziden spielt in Unterfranken immer noch das längst verbotene Herbizid Atrazin und sein Abbauprodukt eine große Rolle. Der Spitzenwert wurde in Klingenbrunn im Lkr. Hassberge gefunden. Er liegt mit 0,25µg/l Desethyl-desisopropylatrazin mehr als doppelt so hoch wie der Grenzwert.

Oberbayern
Belastungen des Grundwassers mit Nitrat treten in Oberbayern überwiegend im Norden auf. Hier sind es vor allem die Landkreise Pfaffenhofen und Mühldorf. Der Spitzenwert wurde in Fürholzen im Lkr. Pfaffenhofen gemessen. Mit 90mg/l Nitrat liegt er deutlich über dem Grenzwert von 50mg/l.
Bei den Pestiziden spielt in Oberbayern immer noch das längst verbotene Herbizid Atrazin und sein Abbauprodukt eine große Rolle. Der Spitzenwert wurde in der Lepsinger Quelle im Lkr. Eichstätt gefunden. Er lag bei 0,27µg/l Desethylatrazin und damit mehr als doppelt so hoch wie der Grenzwert.