Umwelt, Natur und Klima

Äcker als Autohalde

Ludwig Hartmann besichtigt Worst-Practice-Beispiel für Flächenfraß vor den Toren Ingolstadts

21. Dezember 2017

Schlimmer geht’s nimmer: Bei Karlskron vor den Toren Ingolstadts parken 13.000 fabrikneue Audis auf Teerflächen, die ehemals fruchtbare Äcker in der Donaumoosregion überdecken. Es gibt bizarr anmutende Luftaufnahmen von Seite an Seite stehenden Autos in Endlosreihen. Und wenn Parkhaus-Hochbauten normalerweise sicher nicht zu den Sehnsuchtswünschen von Umweltfreunden und Naturschützern zählen: hier doch. „Denken, bevor der Bagger kommt“, lautet die wiederholte Forderung unseres Fraktionsvorsitzenden Ludwig Hartmann, der als Sprecher des Volksbegehrens „Betonflut eindämmen! Damit Bayern Heimat bleibt.“ gegen solche und andere Beispiele uferloser Flächenvernichtung in Bayern ankämpft.  „Unsere Linie ist klar: Die sollen doch ein Parkdeck bauen, auch wenn das teurer ist“, fordert er nach einem Ortstermin in Karlskron.

Zumal die Firma Scherm ihre ohnehin schon verstörend große Parkfläche beträchtlich erweitern möchte. Das Fabrikgelände soll von derzeit 42 Hektar um weitere 25 Hektar größtenteils asphaltierte Abstellfläche vergrößert werden. Drohnenaufnahmen verdeutlichen: Vier derzeit noch landwirtschaftlich genutzte Felder fielen dieser Erweiterung zum Opfer, Autos sollen künftig dort parken, wo heute Kartoffeln wachsen. Laut Firmenauskunft sollen auch bis zu 30 neue Arbeitsplätze entstehen und natürlich steht die heutige Belegschaft voll hinter den Expansionsplänen. Die von Scherm aufgebaute Drohkulisse, wonach bei einem Scheitern der Erweiterung der Standort in Gefahr wäre, teilt Ludwig Hartmann nicht: „Das Gegenteil ist richtig. Wenn das Unternehmen hier nicht sinnlos Flächen zerstören kann, sondern in Parkdecks investieren muss, sichert das den Standort Karlskron langfristig.“

Gegen zusätzliche Parkflächen hatten die Karlskroner vor fünf Jahren ein Bürgerbegehren angestrengt – und gewonnen. Die Bindefrist solcher kommunaler Bürgerentscheide beträgt allerdings nur ein Jahr und die schwarz-rote Mehrheit im Gemeinderat sieht sich heute nicht mehr gebunden an das Bürgervotum. Andererseits konnte sie sich in einer Sitzung kurz vor dem Jahresende auch nicht zu einer Entscheidung über den Bauantrag des Unternehmens durchringen. „Das ist doch klar. Wir haben hier ein bayernweites Worst-Practice-Beispiel für rücksichtslosen Umgang mit unserer geerbten Kulturlandschaft, mit unserer Heimat“, so Ludwig Hartmann. Solche Auswüchse können letztlich nur durch ein erfolgreiches Volksbegehren gegen den Flächenfraß verhindert werden.

In Karlskron, am Rande der bedrohten Ackerflächen, übergaben örtliche Grüne und aufgebrachte Bürger mehrere Hundert Unterschriften für das Volksbegehren unseren Fraktionschef. Das Vorhaben sei damit „auf der Zielgeraden“, sagt Ludwig Hartmann, die erforderlichen 25.000 Unterschriften habe man bis zum Jahresende sicher zusammen. Dann kann auch der Antrag auf Durchführung eines Volksentscheids gestellt werden. Und wenn keine rechtlichen Bedenken bestehen, dürfen die Bayerinnen und Bayern im Jahr 2018 abstimmen, ob sie dem ausufernden Flächenverbrauch künftig Grenzen setzen wollen und ob künftige Unternehmenserweiterungen in ländlichen Regionen intelligent und naturschonend umgesetzt werden sollen – oder weiter billig und flächenintensiv.