Sozialpolitik

Gehörlosengeld einführen, Deutsche Gebärdensprache stärken!

Wir Grüne möchten starke Teilhabe von gehörlosen Menschen voranbringen

27. November 2020

Rund 15.000 Menschen in Bayern sind gehörlos – ihre Muttersprache ist die Deutsche Gebärdensprache. Wir Grüne möchten starke Teilhabe von gehörlosen Menschen voranbringen und dabei vor allem Kinder in den Blick nehmen. Dazu haben wir ein Antragspaket im Sozialausschuss des Bayerischen Landtags vorgelegt – Herzstück unserer Forderungen ist die Einführung eines Gehörlosengeldes in Bayern.

Die Deutsche Gebärdensprache ist Grundlage für Teilhabe von gehörlosen Menschen in unserer Gesellschaft.  Der Stellenwert der Deutschen Gebärdensprache, die barrierefreie Kommunikation von und mit gehörlosen Menschen und damit auch ihre gleichberechtigte Teilhabe befinden sich in Bayern aber im Stillstand: das Gehörlosengeld wird von den Regierungsfraktionen seit Jahren versprochen und nie eingelöst, die Abdeckung von Gebärdensprach- und Schriftdolmetscher*innen in Bayern ist genügt bei Weitem nicht, Lehrkräfte für gehörlose Kinder beherrschen deren Muttersprache nicht und Eltern von gehörlosen Kindern sind in ihrem besonderen Erziehungsauftrag oftmals auf sich alleine gestellt. Die UN-Behindertenrechtskonvention schreibt die volle und wirksame Teilhabe an der Gesellschaft vor und verpflichtet zu besonderer Förderung von Kindern mit Behinderung. Auch Bayern hat sich dazu verpflichtet. Die Corona-Krise macht das Anliegen dringlicher denn je, denn die Teilhabekosten steigen und Ungleichheiten verschärfen sich. Wir Grüne wollen diese Probleme anpacken!

Wir Grüne möchten ein Gehörlosengeld einführen und als dauerhafte Leistung in Bayern verankern. Das grün regierte Bundesland Hessen hat trotz Pandemie nun beschlossen, als siebtes Bundesland in Deutschland ein Gehörlosengeld einzuführen. Diesem Beispiel sollte Bayern folgen. Unser Antrag scheiterte heute im Sozialausschuss leider am Widerstand von CSU und Freien Wählern. Wir setzen uns außerdem für einen Ausbau von Gebärdensprach- und Schriftdolmetscher*innen ein, damit die langen Wartelisten für gehörlose Menschen, die diese Angebote nutzen wollen, endlich schrumpfen. Hier konnten wir die Regierungsfraktionen für eine Zustimmung gewinnen: dem Ausschuss soll bald über Möglichkeiten berichtet werden, wie die entsprechenden Ausbildungskapazitäten erhöht werden können. Außerdem müssen wir insbesondere gehörlose Kinder dabei unterstützen, zu selbstbewussten Bürger*innen heranzuwachsen. Starke, gehörlose Kinder brauchen vor allem eines: Kommunikation in ihrer Muttersprache, der Deutschen Gebärdensprache. Zur Förderung ihrer sprachlichen Identität und sozialen Entwicklung von gehörlosen Kindern und Jugendlichen ist das unabdingbar – andernfalls drohen soziale und sprachliche Deprivation. An bayerischen Förderzentren gibt es jedoch ein grundlegendes Problem: die Lehrkräfte sind kaum gebärdensprachkompetent. Wir Grüne fordern deshalb: jede Lehrkraft an Förderzentren mit dem Schwerpunkt „Hören“ sollte mindestens über das Sprachniveau B2 in Deutscher Gebärdensprache verfügen! An allgemeinbildenden Schulen ist Gebärdensprachkompetenz bei Lehrkräften ebenfalls nicht vorgesehen und es besteht wenig Wissen über die Deutsche Gebärdensprache. Wir Grüne möchten die Deutsche Gebärdensprache an Bayerns Regelschulen stärken. Dazu braucht es ein Wahlfach „Deutsche Gebärdensprache“ und ein Konzept für den Tandemunterricht aus Deutscher Laut- und Gebärdensprache. Darüber hinaus müssen wir Familien stärker in den Blick nehmen: Hörende Eltern von gehörlosen Kindern brauchen frühe und zielgerichtete Unterstützung. Wir Grüne setzen uns dafür ein, dass die Staatsregierung Hausgebärdensprachkursen für Eltern gehörloser Kinder unbürokratisch ermöglicht und die Deutsche Gebärdensprache in den interdisziplinären Frühförderstellen für Kinder mit einer Hörbehinderung gestärkt wird. Leider sind wir mit diesen Anliegen an CSU und Freien Wählern gescheitert.