Sozialpolitik

Beratungsstelle für ehemalige Heimkinder kann weiterarbeiten

Aufarbeitung des Schicksals früherer Heimkinder ist noch nicht beendet

20. April 2018

Die Beratungsstelle für ehemalige Heimkinder in Bayern leistet eine hervorragende Arbeit bei der Unterstützung von früheren Heimkindern, die in Kinder- und Erziehungsheimen in den 50er und 60er Jahren schweren körperlichen Misshandlungen und sexualisierter Gewalt ausgesetzt waren. Sie unterstützt die Betroffenen auch bei Leistungen aus dem Bundesfonds Heimerziehung. Mit dem Auslaufen dieses Fonds auf Bundesebene zum 31.12.2018 wollte die Staatsregierung nun auch die bayerische Anlauf- und Beratungsstelle schließen. Die Landtags-Grünen haben mit ihrem Antrag nun ein dauerhaftes Beratungs- und Unterstützungsangebot für die teilweise schwer traumatisierten ehemaligen Heimkinder gesichert.  

„Wir sind sehr froh darüber, dass es uns gelungen ist, die vom Sozialministerium angekündigte Schließung zu verhindern,“ freut sich die  Sozialpolitikerin Kerstin Celina über den Erfolg. Der Ausschuss für Arbeit und Soziales des bayerischen Landtags hatte bereits in der vergangenen Legislaturperiode in einer einstimmig beschlossenen Resolution gefordert, auch über die Laufzeit des Bundesfonds Heimerziehung hinaus ein dauerhaftes Beratungs- und Unterstützungsangebot sicherzustellen. Die Staatsregierung sollte gemeinsam mit der katholischen und evangelischen Kirche und der Freien Wohlfahrt ein Konzept für die dauerhafte Einrichtung einer unabhängigen Anlauf- und Beratungsstelle für ehemalige Heimkinder vorlegen.
„Die Ankündigung die Beratungsstelle zum Ende des Jahres schließen zu wollen, hat uns deshalb sehr überrascht,“ so Kerstin Celina. „Die Aufarbeitung des Schicksals der früheren Heimkinder ist für uns noch lange nicht beendet.“  Immer wieder tauchen neue Themen auf, wie zuletzt die Aufdeckung von Medikamententests an Heimkindern durch den Bayerischen Rundfunk, die weiter aufgeklärt werden müssen. Außerdem werden immer noch neue Fälle von Misshandlungen aufgedeckt, wie zuletzt im Februar 2018 im katholischen Kinderheim Heilig Kreuz in Donauwörth. Hier kann die Anlaufstelle einen wichtigen Beitrag zur Beratung der Betroffenen und zur Aufklärung der Geschehnisse leisten.
Auch aus der Anlaufstelle selbst wird berichtet, dass es weiterhin Beratungsanfragen von Betroffenen gibt. Die Vertreterinnen der Heimkinder im Beirat der bayerischen Anlaufstelle fordern ebenfalls vehement eine Fortsetzung der wichtigen Arbeit. Sie wollen über ihr erfahrenes Leid berichten, Informationen über Therapie- und Rehabilitationsangebote erhalten und sich über alternative Möglichkeiten für eine Entschädigung informieren. Nachdem wir unseren Antrag eingereicht hatten, hatte die CSU einen eigenen Antrag nachgezogen, der „für einen begrenzten Zeitraum … einen Teil der bestehenden Beratungsstruktur“ aufrechterhalten will, während in unserem Antrag ohne Einschränkungen eine dauerhafte Anlauf- und Beratungsstelle gefordert wird. „Es war deshalb eine positive Überraschung, dass die CSU über ihren Schatten gesprungen ist und unserem weitergehenden Antrag zugestimmt hat,“ resümiert Kerstin Celina. „Für die früheren Heimkinder in Bayern ist dies eine gute Nachricht!“

Antrag - Wertvolle Arbeit der Anlauf- und Beratungsstelle für ehemalige Heimkinder in Bayern fortführen