Religionen und Weltanschauungen

Initiative für mehr Freiheit von CSU abgeblockt

Die Art und Weise, wie Menschen trauern und bestattet werden wollen, ist so vielfältig und individuell, wie es Menschen in Bayern gibt. Das rigide bayerische Bestattungsrecht spiegelt die gesellschaftlichen Veränderungen bisher in keiner Weise wider. Doch selbst moderate Lockerungen bei frühestmöglichen Bestattungszeitpunkt, ewiger Grabesruhe und Sargpflicht werden von der CSU – ohne echte Argumente – stur abgeblockt.

24. Februar 2017

Beispiel Sargpflicht: Während nur noch ein Viertel der Menschen in Bayern im Sarg bestattet werden möchte, bedeutet die bestehende Sargpflicht insbesondere für Menschen islamischen oder jüdischen Glaubens eine unnötige Einschränkung. Fachlich spricht nichts gegen die Abschaffung: Zehn von elf Expertinnen und Experten, die zum Thema befragt wurden, hatten keine Einwände. Dass hier das Bestattergewerbe eine andere Position einnimmt, ist wirtschaftlich nachvollziehbar. Den Betroffenen hingegen, wird die Möglichkeit genommen, ihre Nächsten gemäß der religiösen Vorgaben auch in ihrer Nähe zu bestatten. Als Ausweg bleibt ihnen nur die Beerdigung in anderen, fortschrittlicheren Bundesländern oder in ihren Herkunftsländern (bzw. den ihrer Vorfahren). Für viele bestens intgegrierte Migrantinnen und Migranten, die über Jahrzehnte hier gelebt habten, bedeutet das: „Obwohl sie hier gelebt haben, finden sie selbst im Tod keine Heimat“, beklagt Ulrike Gote.

Diese nicht zu rechtfertigende Blockadehaltung verstößt gegen die Bayerische Verfassung (Art. 107 und 149) und entspringt dem seltsamen Verständnis der CSU der sogenannten „christlich-abendländischen Tradition“. Zu dumm nur, dass sarglose Bestattungen in Bayern bis ins 19. Jahrhundert üblich waren und Jesus selbst im Leintuch begraben wurde. (Für weniger Bibelfeste: Joh. 19) Auch die christlichen Kirchen wären einer Reform gegenüber aufgeschlossen, stellt Ulrike Gote fest: „Die religiösen Bedürfnisse von Christinnen und Christen bleiben von den Änderungen in unserem Gesetzentwurf völlig unberührt.“ So manchem bleiben die Beschlüsse der CSU über den Tod hinaus - ein Mysterium.


Weitere Informationen gibt es in einem Videobeitrag von BR24 zur Sargplicht mit Ulrike Gote

Gesellschaftlicher Wandel erfordert ein zeitgemäßes Bestattungsrecht: Grüner Gesetzentwurf zur Reform des bayerischen Bestattungsgesetzes

Die – zuweilen haarsträubende - Debatte im Plenum kann hier verfolgt werden