Rundfunk
Fair Play im gemischten Doppel: Bayern3 & BR Puls gegen Antenne Bayern & ego FM?
Die privaten Lokalhörfunksender und die Sender des Bayerischen Rundfunks versorgen die bayerischen Hörerinnen und Hörer mit Nachrichten, Wortbeiträgen und Musik. Sie erreichen ihr Publikum auf dem Land und in den Städten. Sie bieten Programme für jüngere und ältere Hörerinnen und Hörer. Sie stehen im Wettbewerb zueinander. Dabei geht es nicht nur um die Publikumsgunst, sondern auch um die Finanzierung durch Werbung, die Akquise qualifizierter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Programmgestaltung und die Verbreitungsmöglichkeiten und -verpflichtungen der Sender.

Im Rahmen des grünen Panels bei den diesjährigen Lokalrundfunktagen erörterten die Diskussionsteilnehmer die Rahmenbedingungen dieses Wettbewerbs und diskutierten unter der Moderation von Ulrike Gote, Landtagsvizepräsidentin und medienpolitische Sprecherin der grünen Landtagsfraktion, das Zusammenspiel der privaten und öffentlich-rechtlichen Sender.
Die Position der Privatsender wurde vertreten durch Karlheinz Hörhammer, Geschäftsführer von Antenne Bayern, und Philipp von Martius, Geschäftsführer von Studio Gong und egoFM. Für die öffentlich-rechtlichen Sender sprach Martin Wagner, Hörfunkdirektor des Bayerischen Rundfunks.
Bereits zu Beginn des Gesprächs, als es um den inhaltlichen Wettbewerb zwischen privaten und öffentlich-rechtlichen Radioangeboten geht, werden die unterschiedlichen Sichtweisen der Wettbewerber um die RadiohörerInnen sehr deutlich. Hörfunkdirektor Wagner vertritt die Ansicht, dass der Auftrag die öffentlich-rechtlichen versuchen müssten, ein Radioangebot für alle zu machen und dabei die unterschiedlichen Interessen und Hintergründe (Demographie, Stadt, Land) berücksichtigen müssen, da sie von allen bezahlt werden. Der Geschäftsführer von Antenne Bayern, Hörhammer, sieht den BR hier in einer komfortablen Situation, da er über genügend Hörfunksender verfügt, um die unterschiedlichen Interessen der Hörerinnen und Hörer zu bedienen. Antenne Bayern hingegen müsse es schaffen, mit einem einzigen Programm eine möglichst große Zielgruppe zu bedienen und stehe dabei im Wettbewerb zum BR und zu den neuen Playern im Radiomarkt wie spotify etc. – nicht nur um die Hörerinnen und Hörer sondern vor allem auch um den Werbekuchen.
Geschäftsführer von Radio Gong und egoFM, von Martius, kritisiert die Einstellung des BR, dass ein Angebot für alle gemacht werden müsse. Damit werde nicht mehr die Grundfrage „Qualität oder Quote“ gestellt - sonst immer ein großes Kriterium öffentlich-rechtlicher Angebote - sondern Wagner nehme damit an, dass die Qualität am besten sei, wenn eine 100%-Hörerschaft erreicht werde. Diese Politik des BR, eine möglichst große Hörerschaft zu erreichen, durch zehn Radioprogramme und nun auch noch die Jugendwelle Puls, empfinden die privaten Sender als Verdrängungswettbewerb. Wagner setzt dem entgegen, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk nicht in eine Nische zurückgedrängt werden dürfe. Der BR müsse relevant bleiben und Relevanz komme über die Reichweite – was nicht bekannt sei, was nicht genutzt werde, dafür wollen die Menschen auch keine Rundfunkbeiträge zahlen. Bisher teilen sich die öffentlich-rechtlichen und die privaten Sender die bayerische Hörerschaft zu ziemlich gleichen Teilen. Ulrike Gote, medienpolitische Sprecherin der Landtags-Grünen, zieht hier folgendes Fazit aus der angeregten Diskussion: „Es wird genau zu beobachten sein, wie sich die Neuausrichtung der Angebote des BR auf die Höreranteile der privaten Sender auswirkt, denn ein Wachstum der Hörerschaft des BR auf Kosten der privaten Sender – wenn sich deren Angebot nicht grundsätzlich unterscheidet – dürfen wir nicht zulassen. Damit würden wir vorhandene private Vielfalt einschränken und vergleichbare Angebote mit öffentlichen Geldern finanzieren.“
Kritik wird auch an der schwierigen Finanzierungssituation der privaten Sender geübt, die aufgrund der hohen Werbezeiten im Hörfunk des BR resultiere. Den Privaten geht es dabei nicht um ein völlig werbefreies öffentlich-rechtliches Radio, sie drängen jedoch darauf, die Werbezeiten stark einzuschränken. In Süddeutschland seien die Werbepreise sehr viel niedriger als in Norddeutschland, obgleich aufgrund der höheren Kaufkraft im Süden diese eigentlich hier höher sein müssten. Eine Begrenzung der Werbezeit beim BR würde nach Ansicht der Privaten zu höheren Werbepreisen insgesamt führen und damit wären die sich daraus ergebenden Verluste durch die insgesamt geringeren Werbezeitenverkäufe für den BR gut zu verkraften. Hörfunkdirektor des BR, Wagner, stimmt dieser Ansicht nicht zu, eine Halbierung der Werbezeiten, wie von den privaten Sendern gefordert, sei für den BR finanziell nicht einfach zu stemmen. Er sieht darüber hinaus auch keine Notwendigkeit der Begrenzung der Werbezeiten, da die privaten Sender durchaus wirtschaftlich handlungsfähig seien und Gewinnmargen vorzuweisen hätten.
Im Bereich des Engagements im Ausbildungsbereich kann in der Diskussion ebenfalls kein Konsens erzielt werden. Laut BR-Vertreter Wagner bildet der BR genug Volontärinnen und Volontäre aus und versucht, möglichst wenig Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Privatradiobereich zu akquirieren, v.a. vor dem Hintergrund der derzeitigen Finanzsituation des BR, die dazu führen wird, dass der BR schrumpfen wird. Doch die Vertreter der beiden Privatradios stören sich an den Gehältern, die der BR seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern anbietet und die sich kein privater Sender leisten könne – damit würden die guten, kreativen Köpfe abgeworben. Offen blieb beim Thema Ausbildung die Frage, ob der BR bereit wäre, sich stärker bei der afk (AFK Aus- und Fortbildungs GmbH für elektronische Medien) einzubringen, da Wagner in seiner Funktion dazu keine Aussage treffen konnte. Ulrike Gote regt an, dass dieses Thema auf jeden Fall im Rundfunkrat beraten werden solle.
Letztes Thema des kontroversen Austausches ist die nicht wenig umstrittene Frage um die Zukunft von DAB+. In einem Punkt waren sich hier alle Diskutanten einig: Es braucht einen Abschalttermin für UKW, wenn DAB+ Erfolg haben soll. Wann dieser jedoch sein soll, auch daran scheiden sich die Geister.