JA, NEIN, JEIN... Die Zukunft der Radioverbreitung

Bei unserem grünen Panel zu den Lokalrundfunktagen 2017 in Nürnberg ging es um die Zukunft der Radioverbreitung / UKW, DAB+ und Internetradio. Die Medienjournalistin Sissi Pitzer, Philipp von Martius von Studio Gong, Willi Schreiner vom Verband Bayerischer Lokalradios und Michael Reichert</strong>, der das Referat Digitalradio des Bayerischen Rundfunks (BR) leitet, führten eine lebhafte Diskussion um den Umstieg auf DAB+.

07. Juli 2017

Moderiert wurde die Gesprächsrunde von unserer grünen Landtagsvizepräsidentin und Medienrätin Ulrike Gote.

Dass DAB+ kommen wird, daran zweifelt heute – anders als noch vor einigen Jahren – niemand mehr. Sissi Pitzer erläuterte, dass es keine Option sei, vollständig auf Internetradio zu setzen. Diese Technologie sei gerade im Katastrophenfall viel zu anfällig. Doch was die Vor- und Nachteile von DAB angeht und wie die Umstellung von UKW auf DAB erfolgen soll, darüber herrscht kein Konsens. Insbesondere die Kosten des Umstiegs und ihre Position auf dem Werbemarkt sind vor allem für die privaten lokalen Radiosender ein Thema.

Für die HörerInnen sollte es keine Rolle spielen, über welchen Ausspielweg sie ihr Radioprogramm empfangen. Diese Ansicht vertraten alle TeilnehmerInnen der Diskussion. Die Geräteindustrie ist hier gefordert, die entsprechenden Multi-Chips in die Radios einzubauen, die sowohl den Empfang über UKW, DAB+ als auch Internetradio zulassen. Doch insbesondere die Autoindustrie weigert sich weiterhin, DAB-Radios serienmäßig einzubauen und schafft damit laut Michael Reichert vom BR eine große Hürde zur weiteren Marktdurchdringung von DAB. Autos der gleichen Firmen werden ins Ausland beispielsweise nach Großbritannien mit serienmäßigen DAB-Geräten geliefert. Es liegt demnach nicht an der Technik. Um dieses Problem zu lösen, sollte § 48 Telekommunikationsgesetz so geändert werden, dass Endgerätehersteller dazu verpflichtet sind, nur noch Radios auf den Markt zu bringen, die auch den Empfang digitaler Signale ermöglichen. Der Gesetzentwurf wurde jedoch im Bundestag nicht mehr verabschiedet und nun bleibt nur abzuwarten, ob dies nach der Bundestagswahl geschieht. Damit wurde erneut Zeit verschwendet, endlich die Umstellung auf DAB voranzutreiben.

Ein konkreter Abschalttermin wie beim Satellitenfernsehen darf nach Ansicht von Philipp von Martius bei der Umstellung von UKW auf DAB erst festgelegt werden, sobald der Großteil der HörerInnen Radio über DAB hört. Von Martius, der nicht nur Geschäftsführer von Radio Gong ist, sondern auch im Werbevertrieb aktiv, befürchtet bei einer zu frühen Abschaltung von UKW, dass die Werbekunden dann zu anderen Medien abwandern. Damit wäre die Zukunft des Radios insgesamt gefährdet. Willi Schreiner hält einen konkreten Abschalttermin für absolut nötig, um Druck aufzubauen und die Umstellung schnell voranzutreiben. Die bisherige Simulcastregelung, d.h. die Ausstrahlung der Programme über UKW und DAB+, wollen jedoch alle Sender möglichst schnell beenden. Sie kostet Geld und bringt den Sendern keinen Mehrwert.

Ulrike Gote stellte nach der angeregten Diskussion fest: „Es bewegt sich etwas im Bereich DAB+! Doch wie unsere Lokalradiosender die Herausforderungen des digitalen Zeitalters meistern werden, ist weiterhin nicht ganz geklärt.“ Sie sieht es als Aufgabe der Politik, den Umstellungsprozess zu begleiten und mahnt die CSU-Regierung, den ausstehenden Bericht zu den Herausforderungen für die Radios im digitalen Zeitalter zu geben und im Landtag zu diskutieren, wie die lokalen Radiosender unterstützt werden können. „Wir müssen insbesondere darauf achten, dass die Vielfalt durch die Umstellung nicht weiter gefährdet wird."