Netz und Medien

Schwarze Zahlen mit Grünen Ideen

“Nachhaltigkeit in der Filmwirtschaft” war das Thema der zweiten Podiumsdiskussion der Aktion GrünFairFilm mit dem Titel „Perfekter Film und ökologisch-soziale Filmproduktion - eine unbezahlbare Utopie?“, zu der Ulrike Gote, Landtagsvizepräsidentin und medienpolitische Sprecherin der Grünen am 29. Mai in den Bayerischen Landtag einlud.

02. Juni 2017

Die Keynote hielt Philip Gassmann, Nachhaltigkeitsmanager bei der Bavaria. An der Diskussion nahmen teil: Christian Dosch, Koordination Fairness & Nachhaltigkeit bei Crew United, Birgit Heidsiek, Herausgeberin Green Film Shooting , Sanne Kurz, Kamerafrau und Lehrbeauftragte an der BAF und der HFF München sowie Josef Wollinger, Oberbeleuchter, Mitglied des Filmwirtschaftsverbandes Allianz Unabhängiger Filmdienstleister und geschäftsführender Gesellschafter des Rental-Unternehmens 4rent. Bei unserer Podiumsdiskussion erörterten wir, wie der Bewusstseinswandel in der deutschen Filmindustrie weiter vorangetrieben werden kann und welche Rahmenbedingungen erforderlich sind, damit nachhaltige Produktionen künftig zur Normalität werden.


Bislang sind sich noch nicht alle Akteure der Filmindustrie ihrer Verantwortung bewusst oder legen Wert auf ökologisches Handeln. Dabei belasten Filmproduktionen die Umwelt oft sehr durch den hohen Energieverbrauch und die vielen Transporte. Doch der Green Economy-Gedanke kommt inzwischen auch in der Filmindustrie an, stellte Birgit Heidsiek fest, die seit Jahren an diesem Thema arbeitet. Im neuen FFG wird erstmals auf die Berücksichtigung ökologischer Belange abgehoben. Nachhaltiges Ressourcen-Management kann durchaus zu Kosteneinsparungen führen, wie internationale Kosten-Nutzen-Analysen belegen. Die Werkzeuge und Lösungen dafür sind vorhanden. Philip Gassmann zeigte in seiner Präsentation sehr eindrücklich, dass es grüne Alternativen in den Bereichen Transport, Licht und mobile Energieversorgung gibt. Diese Alternativen sind nicht nur bezahlbar, sie sind auf Dauer sogar günstiger als die bisher standardmäßig eingesetzten Produktionsmittel. Das Problem ist bisher die Nachfrage. Die Nachfrage ist aufgrund hoher Anschaffungskosten und des Kostendrucks in der Branche bisher sehr gering, führte Christian Dosch aus. „Genau hier müssen Förderprogramme ansetzen, um die Branche in die Zukunft zu führen!“, findet Ulrike Gote.


Doch auch die Einstellung der Filmschaffenden, die den neuen Möglichkeiten nicht immer aufgeschlossen gegenüber stehen, erschwert die Umstellung auf eine grüne Filmproduktion. Hier muss auch die Ausbildung an den Filmhochschulen ansetzen, findet Sanne Kurz, selbst Kamerafrau, die an der HFF und BAF unterrichtet und sich dort ein Pflichtseminar zur ökologisch nachhaltigen Filmproduktion wünschen würde. Denn dort lernt die neue Generation der FilmemacherInnen und wenn bei dieser kein Bewusstsein für das Thema geweckt wird, wird sich auch künftig in der Filmproduktion nichts ändern.
 
Christian Dosch regte an, in einem Prozess mit der Filmbrache Richtlinien für eine nachhaltige Produktion zu erarbeiten. Und Birgit Heidsiek stellte die Situation im europäischen Ausland da, wo teilweise Anreizförderungen eingesetzt werden, aber auch Förderraten nicht ausgezahlt, wenn nicht nachgewiesen werden kann, dass nachhaltig produziert wird. Außerdem gebe es amerikanische Studien, die zeigen, dass mit Grünen Ideen bei der Filmproduktion schwarze Zahlen geschrieben werden – es ist also keine unbezahlbare Utopie, nachhaltig Filme produzieren zu wollen. Daher wäre es sehr gut, wenn es eine Kalkulationssoftware gäbe, die nachhaltige Alternativen gleich mit in die Kalkulation aufnehmen würde, erläuterte Heidsiek.
 
Ulrike Gote zog als Fazit der Diskussion, dass wir bei Filmproduktionen bereits jetzt viele Möglichkeiten für umweltverträglichere Alternativen haben: „Wir müssen genau hinschauen, was wir jetzt schon sehr einfach umsetzen können. Es muss nicht gleich alles perfekt sein, sondern wir müssen uns vor allem auf den Weg machen! Dabei dürfen wir aber keinesfalls vergessen, ökologische und sozialverträgliche Filmproduktion zusammen zu denken. Denn nachhaltig ist eine Produktion erst dann, wenn beide Aspekte ausreichend berücksichtigt werden!“
 
Die vielen neuen Informationen und Ideen, die wir durch die ersten beiden Veranstaltungen zu unserer Aktion GrünFairFilm gewinnen konnten, werden wir in unsere parlamentarische Arbeit mit aufnehmen und Euch und Sie über die Ergebnisse auf dem Laufenden halten.
 
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