Schutz unserer Bergwälder vor neuen Herausforderungen

Dreißig Jahre nach dem wegweisenden Bergwaldbeschluss des Bayerischen Landtags sind Zeit genug für eine kritische Bestandsaufnahme. Der im Jahr 1984 einstimmig im Landtag getroffene Beschluss sollte den Schutz des Bergwaldes sicherstellen. Seitdem hat sich viel verändert. Aus verschiedenen Gründen hat sich sowohl die Summe als auch der Flächenumfang der Schutzwaldsanierungsflächen zwischen 1987 und 2008 erhöht. Der Tourismus sowie die Problematik des Wildverbisses stellen die Politik im Bereich der Schutzwaldsanierung vor neuen Herausforderungen.

06. Februar 2015

Aus diesem Grund gab es am 04.02.2015 auf Initiative des Forstexperten der Grünen-Landtagsfraktion Markus Ganserer eine Anhörung im Landtag zur aktuellen Situation des Bergwaldes. Hier sollte nicht nur eine Bestandsaufnahme erfolgen, sondern auch Lösungsansätze für die Zukunft gefunden werden.

Experten aus Forst, Jagd, Wasser- und Almwirtschaft sowie Kommunen standen hier den Mitgliedern des Landwirtschaftsausschuss des  Bayerischen Landtags Rede und Antwort und sprachen auch Versäumnisse an. Unisono betonten sie aber wie wichtiger der Schutz des Bergwaldes für die Bevölkerung ist. Der Bürgermeister von  Burgberg im Oberallgäu, Dieter Fischer betonte dies in seinem Statement: „Unser Bergwald ist extrem wichtig für uns. Ohne ihn hätten wir keinen Schutz gegen Muren, Steinschläge und Lawinen.“ Bürgermeister Fischer sprach jedoch zugleich auch die größten Herausforderungen an, vor denen der Bergwald heute steht: „Der Druck auf die Bergwälder nimmt immer mehr zu, man muss sich in unserer Gegend ja nur die vielen ja nur die vielen Freizeitsportler ansehen. Aber das größte Problem ist und bleiben die Verbiss-Schäden durch das Wild.“ Für den Forstprofessor Manfred Schölch von der Hochschule Weihenstephan sind daher „Rehwild, Rotwild, Gamswild das gravierende, die Entwicklung hin zu stabilen Mischwäldern hemmende Problem“. Für seinen Kollegen von der TU München, Reinhard Mosandl muss daher die „Jagd auf Rot- und Gamswild intensiviert werden“. Diese Forderung zog sich wie ein roter Faden durch die Statements der Experten und wirft man einen Blick auf den Bergwald wird schnell klar warum.

Denn von den 250.000 Hektar Bergwald in Bayern sind 60 Prozent bzw. 150.000 Hektar als „Schutzwald“ deklariert. Diese Wälder haben die Aufgabe, die im Tal liegenden Dörfer und Städte vor Lawinen, Steinschläge und Muren zu schützen. Die Pflege der Schutzwälder kostet viel Geld. So hat der Freistaat seit 1986, dem Jahr des Bergwaldbeschlusses, rund 80 Millionen Euro für die Pflege, bzw. Wiederaufforstung beschädigter Schutzwälder ausgegeben. Neben dieser sogenannten Schutzwaldsanierung gibt es auch die Bergwald-Offensive, bei der reine Fichtenwälder in stabilere Mischwälder mit Buchen und Bergahorn umgebaut werden sollen. Dies hat sich die Staatsregierung in den Jahren 2012 und 2013 rund vier Millionen Euro kosten lassen.

Trotzdem gibt es nach wie vor massive Probleme im Bergwald. Engagierte Förster konnten zwar einige Erfolge erzielen. So wachsen mittlerweile fast überall junge Buchen, und oft aus Naturverjüngung. Dies konnte man sich im Jahr 1986 noch nicht vorstellen, da damals in den Bergwäldern zu viel Rehe, Hirsche und Gämsen den Baumaufwuchs fraßen. Seitdem wurde auch ca. 3300 Hektar junger Schutzwald angepflanzt, von dem die Hälfte in einem aktuellen Zustandsbericht als „gut“ oder „zufriedenstellend“ eingestuft wird. Leider schaut es bei der anderen Hälfte nicht so rosig aus. Dort war die teure Pflanzung ein Fehlschlag, die kleinen Bäumchen sind nicht angewachsen oder von zu viel Wild aufgefressen worden. Zudem ist seit 1986 der Umfang der Sanierungsflächen angestiegen. Von knapp 9000 Hektar auf aktuell 13000 Hektar. Hier haben es die Förster bis heute nicht geschafft einen stabilen, laubholzreichen Mischwald zu schaffen. Ganz schwer haben es Tanne oder Eibe dort zu wachsen. Der Grund wurde weiter oben schon erwähnt: es gibt einfach stellenweise immer noch zu viel Wild im Bergwald. Das Rotwild nimmt immer mehr zu, und selbst in den Bergwäldern der Bayerischen Staatsforsten gibt es große Versäumnisse beim Schalenwildmanagement. Der Forstexperte der Grünen-Fraktion, Markus Ganserer wird die Ergebnisse dieser Experten-Anhörung nutzen, um mit weiteren parlamentarischen Initiativen Lösungsmöglichkeiten aufzeigen.