UA Labor: Generalstaatsanwaltschaft gängelt, steuert und greift ein

<p><strong>In den zwei vergangenen Sitzungen kam der Untersuchungsausschuss der Wahrheit einen großen Schritt näher.</strong> Besonders brisant war die Aussage des derzeitigen Präsidenten des Landgerichtes München II, Christian Schmidt-Sommerfeld. Er war in den Jahren 2003 bis 2009 Behördenleiter der Staatsanwaltschaft München I und damit der oberste Chef des zunächst zuständigen Staatsanwalts Harz.

16. Oktober 2015

Schmidt- Sommerfeld, 66 Jahre alt, renommierte Persönlichkeit und ausgezeichneter Jurist, war bei seiner Aussage ungewöhnlich offen und benannte klar die Eingriffe der Generalstaatsanwaltschaft im Fall „Schottdorf“.

So gab es, nach seiner Aussage, keinen guten juristischen Grund für die Abgabe aller Fälle, außer dem Pilotverfahren, an die Staatsanwaltschaft Augsburg.Er bestätigte auch, dass Maßnahmen zur Verjährungsunterbrechung und die Meldung an die Berufsaufsichtsbehörden von der Generalstaatsanwaltschaft München nicht gewünscht waren. Sepp Dürr, Mitglied der Landtagsgrünen im Untersuchungsausschuss „Labor“:  „Damit ist klar, dass die Generalstaatsanwaltschaft wissentlich und mit Einverständnis des Justizministeriums die Verjährung tausender Abrechnungsbetrügereien in Kauf genommen hat.“

Merks Lüge: Justizministerium unter Rechtfertigungsdruck

Als Hintergrund der Einmischungen der Generalstaatsanwaltschaft im Fall „Schottdorf“ kristallisiert sich immer mehr die Angst vor der mächtigen Ärztelobby heraus. Im Wahljahr 2008 hatte die CSU bereits großen Ärger mit dem Hausärzteverband – bis hin zu Plakataktionen und Streikdrohungen. Ein Verfahren wegen Abrechnungsbetruges gegen bis zu 10 000 Ärztinnen und Ärzten kam da wohl denkbar ungelegen  stellt Sepp Dürr fest.

Bayerns Justizministerium gerät deshalb immer stärker unter Rechtfertigungsdruck. Nachdem bereits letzte Woche die ehemalige Justizministerin Beate Merk der Lüge gegenüber dem Landtag überführt werden konnte, wollten wir die sofortige Ladung der ehemaligen Justizministerin Beate Merk durchsetzen, um sie mit den Aussagen der Münchner Staatsanwältinnen und Staatsanwälte konfrontieren zu können. Aber unser Beweisantrag scheiterte wenig erfreulich, aber erwartungsgemäß an den Stimmen der CSU. Sepp Dürr: „Offenbar eilt es weder ihr noch der Ministerin noch dem Ministerpräsidenten mit der Aufklärung dieser brisanten Frage.“