Gleichstellung und Queer

Fakten zum Weltfrauentag 2022

Bayern ist im bundesweiten Vergleich Schlusslicht in Sachen Gleichberechtigung

08. März 2022

Parität: die Hälfte der Macht
• Frauen sind nach wie vor in politischen Ämtern unterrepräsentiert. Nach der letzten Landtagswahl sank die Frauenquote im Landtag zum zweiten Mal in Folge auf 26,8%. 55 weibliche Abgeordnete von insgesamt 205 Abgeordneten ist nicht repräsentativ!
Bayern ist das Bundesland mit dem niedrigsten Anteil weiblicher Abgeordneter. Hamburg liegt hier mit 44,7% auf der Spitzenposition.
• Der Frauenanteil in kommunalen Ämtern ist noch schlechter. Nach der letzten Kommunalwahl im Jahr 2020 hat sich in den 29 Großen Kreisstädten das Bild leicht verbessert. Gab es 2014 keine einzige Frau als Rathaus-Chefin, so sind es jetzt immerhin drei: Doris Baumgartl (UBV) in Landsberg am Lech, Katrin Albsteiger (CSU) in Neu-Ulm und Dr. Claudia Alfons (unabhängige Kandidatin) in
Lindau. Der Anteil liegt bei 10 Prozent.
• In den 25 kreisfreien (Groß)Städten hat sich die Anzahl der Männer und Frauen als Bürgermeister*innen hingegen nicht verändert. Wie vor sechs Jahren schafften es lediglich drei Frauen gegenüber 22 Männern: Eva Weber (CDU) in Augsburg, Eva Döhla (SPD) in Hof und Gertrud Maltz-Schwarzfischer (SPD) in Regensburg. Dieses Ergebnis entspricht einem Anteil von 12 Prozent.
Jedoch fiel bei den 206 kreisangehörigen Gemeinden (mit über 10.000 Einwohner*innen) der Anteil sogar von 11,6 auf 9,7 Prozent. 186 männliche Amtsinhaber stehen gerade einmal 20 Frauen gegenüber.
• Bei den Landkreisen wiederum ist eine folgende Entwicklung zu beobachten: in den 64 bayerischen Landkreisen, in denen 2020 gewählt wurden, schafften es sechs Frauen in das Amt. Von den 71 Landkreisen werden also nun sieben von Frauen geführt (10 Prozent), zuvor waren es 7,1 Prozent.
• Je ländlicher die Kommune, desto kleiner noch immer der Frauenanteil in den politischen Gremien.
Während dieser Anteil in den Stadträten bei rund 33 Prozent liegt, sind Bayerns Gemeinderäte zu rund 19 Prozent weiblich.

Lösungen, wofür wir GRÜNE uns einsetzen:
Paritätsgesetz, familienfreundlichere Arbeitsbedingungen in der Politik, weiblichen Parteinachwuchs gezielter fördern, die Vereinbarkeit
von Familie und kommunalem Ehrenamt stärken

Gewalt gegen Frauen
• Häusliche Gewalt: 16,000 Frauen sind im Jahr 2020 (aktuellere Zahlen der PKS liegen noch nicht vor) von häuslicher Gewalt betroffen gewesen, die Dunkelziffer wird deutlich höher sein. In den schlimmsten Fällen führt die Gewalt zum Tod.
• Frauenhäuser: es fehlen seit Jahren Frauenhausplätze in Bayern. Die Staatsregierung geht von einem Bedarf von ca. 500 Plätze (genau 496,06) aus, Ende 2021 gab es nur 375 staatlich geförderte Plätze. Der Ausbau erfolgt nur sehr langsam.
• Digitale Gewalt ist auch ein zunehmendes Phänomen, wovon Frauen überdurchschnittlich betroffen sind. Somit darf der geschlechtsspezifische Blick im Rahmen von Eindämmungsstrategien und Gegenmaßnahmen nicht außer Acht gelassen werden. „Digitale Gewalt“ umfasst einerseits Gewalt, die mittels digitaler Medien und technischen Geräten wie Smartphones, Handys, Laptops, Computer
oder Überwachungsgeräte ausgeübt wird und andererseits jegliche Gewalt, die im digitalen Raum beziehungsweise im Internet stattfindet, beispielsweise auf sozialen Plattformen oder auf Online-Portalen Digitale Gewalt ergänzt und führt zu analoger Gewalt. Sie kann psychische Langzeitfolgen für die Betroffenen bedeuten, verstummen weibliche Stimmen und Partizipation im Netz und im
schlimmsten Fall zu Femiziden führen.

Die neue Bundesregierung hat das BMFSFJ unter Grüner, weiblicher Führung gesetzt.
Bundesministerin Anne Spiegel hat sich schon für eine Verbesserung des Gewaltschutzsystems in Deutschland stark gemacht, und das verleiht unseren Bayerischen Grünen neuen Wind unter den Segeln, dieses Thema weiterhin in Bayern zu setzen und auf Verbesserungen hinzuwirken.

Lösungen, wofür wir GRÜNE uns einsetzen:
wir wollen einen Landesaktionsplan gegen geschlechtsspezifische Gewalt, wir wollen durch einen flächendeckenden und bedarfsgerechten Ausbau der Schutzinfrastruktur mehr Schutzräume für Frauen in all ihrer Vielfalt schaffen, das bedeutet u.a. Frauen mit Behinderungen, Frauen mit Sucht- oder psychischer Erkrankung, geflüchtete Frauen und queere Frauen. Es muss auch deutlich mehr Präventionsarbeit geleistet werden. Wir haben eine Anhörung im Bayr. Landtag zu diesem Thema beantragt, der Austausch mit
ausgewählten Expert*innen findet am 31.03. statt und wir hoffen, dass die Staatsregierung daraus dringend notwendige Handlungsmaßnahmen ableitet.

Reproduktive Selbstbestimmung
• Die reproduktive Selbstbestimmung von Frauen ist ein entscheidender Schritt für die Gleichberechtigung. Frauen müssen in die Lage versetzt werden, eigenständige Entscheidungen über ihren Körper treffen zu können. Bayern belegt - was die Abdeckung an wohnortnahen Meldestellen angeht - bundesweit den vorletzten Platz. Mit der Corona-Krise hat sich die Versorgungslage noch
weiter verschlechtert, da viele behandelnde Ärzte allein aus Altersgründen einer Risikogruppe angehören.
• Die Ampel-Koalition im Bund hat die Abschaffung von § 219a StGB, das Werbeverbot für den Abbruch der Schwangerschaft für Ärzt*innen, auf den Weg gebracht. Das ist ein kleiner Fortschritt für die reproduktive Selbstbestimmung. Wir hoffen, dass die neuen politische Prioritäten in Berlin auch für Bayern positive Entwicklungen mit sich bringen werden.

Lösungen, wofür wir GRÜNE uns einsetzen:
eine Verbesserung der medizinischen Versorgung bzw. einen besseren Zugang für Betroffene zu behandelnden Ärzt*innen, indem wir die Anzahl der niedergelassenen Ärzte in der Fläche erhöhen. Wir müssen für dieses Thema in der medizinischen Ausbildung und bei der ärztlichen Weiterbildung Sensibilität schaffen und wir müssen an den landeseigenen Universitätskliniken die Versorgung sicherstellen.

Equal Pay/Gleichstellung auf dem Arbeitsmarkt
• Bayern hat mit einer der größten Gender Pay Gaps (EN für geschlechtsspezifische Lohngefälle) in Deutschland. Frauen verdienen in Bayern durchschnittlich 22% weniger als Männer. Diese Gender Pay Gap zieht langfristige Auswirkungen auf die Existenzsicherung von Frauen mit sich: Im Vergleich zu anderen Bundesländern sind mehr Frauen in Teilzeit und in prekären Beschäftigungsverhältnissen und Frauen in Bayern sind überdurchschnittlich von Altersarmut betroffen.

Corona-Pandemie
• Die Corona-Pandemie hat unsere gesamte Gesellschaft auf Bewährungsprobe gesetzt und tut dies weiterhin. Nur sind die Auswirkungen nicht bei jedem gleich. Das zeigt nun auch eine aktuelle Umfrage des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI). Aktuell reduzieren mehr weibliche Beschäftigte ihre Arbeitszeit reduzieren, als zu den meisten Zeitpunkten der Pandemie.