Wie homophob sind wir..?

<p><strong>...mit dieser Frage setzten sich auf Einladung von unsere gleichstellungspolitischen Sprecherin Claudia Stamm am letzten Freitag in einem Fachgespräch die BesucherInnen sehr konstruktiv und auch selbstkritisch auseinander.</strong> Axel Hochrein, Bundessprecher des LSVD und Gründungsvorstand der Hirschfeld-Eddy-Stiftung, zeichnete das unverändert erschreckende Bild, das sich ergibt, wenn man die internationale Situation für Lesben, Schwule und Transgender beleuchtet: In 77 Ländern weltweit sind Homo- und Transsexualität unter Strafe gestellt, zum Teil unter Todesstrafe.</p>

23. Mai 2014

Da haben wir’s hier in Europa, Deutschland und Bayern doch gut?
Was die Gesetzeslage betrifft: ja, im internationalen Vergleich schon. Was die gesellschaftliche Akzeptanz betrifft: weit gefehlt! Im Gegenteil: mit jedem noch so kleinen Schritt, den wir der rechtlichen Gleichstellung von queer lebenden Menschen näherkommen, steigt die gesellschaftliche Abwertung und Anfeindung.

Rita Braaz, Rosa Liste München und LeTra e. V., berichtete eindrucksvoll von sehr bedrohlichen Entwicklungen. Sie zitierte Beschimpfungen und durchaus strafrechtlich relevante Drohungen, mit denen sich Menschen konfrontiert sehen, die sich für die Gleichstellung einsetzen. Oder auch nur, wie beim Münchner Familienpass, die Vielfalt der familiären Lebensformen sichtbar machen.
Interessant ist bei alldem: die Argumente, die die GegnerInnen der Gelichstellung anführen, haben keinerlei sachlichen Hintergrund. Wie auch, wenn es den gar nicht gibt? Was als Begründung gegen die Gleichstellung herhalten muss, sind Vorurteile. Bauchgefühle, Naturrecht oder die vorgeschobene Sorge ums Kindeswohl. Dass Studien belegen, dass Kinder in homosexuellen Familien genauso glücklich oder unglücklich sind wie in heterosexuellen, wird einfach ignoriert. Wie auch die Tatsache, dass Übergriffe mit homophobem Hintergrund auch bei uns wieder zunehmen!

In der Runde wurde über viele Aspekte diskutiert: die Rolle der katholischen Amtskirche und der rechten Allianzen, die Diskriminierung an der Uni, wenn verwaltungsseitig darauf bestanden wird, eine Transfrau mit „Herr Sowieso“ anzusprechen, die latente Homo- und Transphobie in den eigenen Reihen, die überholten Geschlechtsrollenstereotype, die nur eine sehr enge Spannweite für „Männlichkeit“ und „Weiblichkeit“ definieren.

Was können wir gegen die steigende Homo- und Transphobie konkret tun?
Rita Braaz: „Seid politisch, engagiert euch, lasst nicht nach!“
Axel Hochrein: „Seid sichtbar, bleibt streitbar, macht die Klappe auf! Damit allen klar wird: Deutschland geht nicht unter, wenn wir gleichgestellt sind!“
Claudia Stamm: „Ich werde nicht aufhören, immer wieder den Finger in die Wunde zu legen. Sichtbar zu machen, wie verkrustet unsere Strukturen sind und wie notwendig ein Umdenken!“

Es gibt viel zu tun – wir bleiben dran!


Eine Auswahl Grüner Initiativen gegen Homophobie im zip-Format