Gesundheit und Pflege

Sicherung der Geburtshilfe

Trotz steigender Geburtenrate in Bayern schließen vor allem im ländlichen Raum viele Geburtshilfestationen; die Zahl der Betten geht zurück. Schwangere sind nach zahlreichen Berichten in den Medien verunsichert. Immer wieder gibt es Angaben, dass gerade in Großstädten und Ballungszentren einzelne Geburtskliniken zeitweise Frauen mit Wehen abweisen müssen, weil sie überfüllt sind, oder weil das notwendige Personal – die Hebammen fehlen.

19. Mai 2017

Zwischen 2010 und 2014 sank zum Beispiel in Bayern die Zahl der Klinken mit Geburtshilfe-Abteilung von 128 auf 117. In einem Drittel dieser Häuser werden weniger als 500 Kinder im Jahr geboren, diese Kliniken arbeiten meist defizitär – Schließung droht. Rentabel sind die meisten Geburtshilfestationen erst ab 600 oder gar 800 Geburten jährlich. Dies hängt unter anderem auch zusammen mit den - zurecht hohen - Qualitätsanforderungen. Das Ergebnis ist zwar das zu kleine Abteilung unwirtschaftliche Abteilungen schließen, es bleiben aber ineffiziente Strukturen und insbesondere unsinnige Verteilung in der Fläche zurück, die die Erreichbarkeit einer Klinik für Schwangere in die Weite rücken. Dies kann auch gravierende Folgen haben, insbesondere wenn eine bergige oder ungünstige Topographie dazu kommt. Liegt die Region gar in einem Grenzgebiet, kann die Fahrt zur Geburtshilfestation auch mal eine Stunde dauern.


Die freie Wahl des Geburtsortes und eine wohnortnahe und gleichzeitig eine qualitativ hochwertige geburtshilfliche Versorgung mit Ärztinnen und Ärzten sowie Hebammen zu gewährleisten und nachhaltig zu sichern – dies sind die Herausforderungen vor denen die Staatsregierung in der Stadt sowie auch in den ländlichen Regionen steht. „Aussitzen hilf nicht. Wir wollen jetzt die entscheidenden Weichen stellen,“ fordert Kerstin Celina, MdL, sozialpolitische Sprecherin der Landtagsgrünen.
Deshalb haben wir im Landtagsausschuss für Gesundheit und Pflege am Dienstag den 16.5.2017 in unseren Anträgen eine Reihe von Maßnahmen zur Sicherstellung der Geburtshilfe in Bayern vorgestellt:

Geburtshilfe in Bayern sichern I - im Krankenhausplan Zeichen setzen

Geburtshilfe in Bayern sichern II - Sicherstellungszuschlag ermöglichen 

Zeitliche Mindesterreichbarkeit im Krankenhausplan des Freistaates Bayern berücksichtigen

Was wollen wir? Wir wollen bei regionalem Bedarf das Bestehen der Geburtshilfe-Abteilungen sicherstellen.  Die Krankenhäuser der Grundversorgung sollen mindestens die Fachrichtungen Chirurgie und Innere Medizin umfassen, um die Notfallversorgung zu sichern, und bei entsprechendem Bedarf auch Abteilungen für Gynäkologie und Geburtshilfe vorhalten. Für die Feststellung des Bedarfes für eine Region sollte u.a. die zeitliche Erreichbarkeit einer Geburtshilfestation innerhalb von 30 PKW-Minuten als Regel gelten, wobei die regionalen Bedürfnisse (insbesondere die Bevölkerung) zu beachten sind. Reicht die Finanzierung dieser Leistungen durch die Kassen zur Sicherstellung der notwendigen Krankenhäuser der Grundversorgung nicht aus, kann mit sogenannten Sicherstellungszuschlägen Abhilfe geschaffen werden. Der Bereich Gynäkologie und Geburtshilfe ist davon aber leider derzeit ausgeschlossen.

„Mit unserem Antrag konnten wir die CSU überzeugen, dass hier ein Handlungsbedarf besteht,“ sagt Ulli Leiner, MdL, der gesundheitspolitische Sprecher der Landtagsgrünen. Dem Antrag wurde in geänderter Fassung zugestimmt. Außerdem hat die Staatsregierung hier selbst den Zepter in der Hand: Die Landesregierungen sind seit kurzem in jedem Bundesland ermächtig, Vorgaben zu erlassen, um regionalen Besonderheiten bei der Vorhaltung der für die Versorgung notwendigen Leistungseinheiten Rechnung zu tragen. „Die Bayerische Staatsregierung sollte diese Möglichkeit prüfen, um die Geburtshilfe in Bayern, dort wo tatsächlicher Bedarf besteht, endlich zu unterstützen,“ betont Leiner.


Und wie ist unsere Vision? Wir stehen für eine sinnvolle Krankenhausplanung, die sich nach dem tatsächlichen Bedarf richtet. Wir sagen - Schluss mit unsinniger Verteilung der Kliniken! Wir brauchen ein an dem tatsächlichen Bedarf orientiertes sektorenübergreifendes Versorgungskonzept. Wir wollen Kliniken dort, wo sie wirklich gebraucht und genutzt werden und sinnvoll zu erreichen sind. Im Krankenhausplan sollen klare Mindestangaben festgehalten werden, in welcher zeitlichen Entfernung ein Krankenhaus mit welcher Ausstattung für Patientinnen und Patienten maximal erreicht werden soll, wobei die regionalen Verhältnisse berücksichtigt werden sollen. Ziel muss es sein, in Zukunft nicht weiter an den historisch gewachsenen und ungünstigen Strukturen zu beharren, sondern zu echter Krankenhausplanung überzugehen.