Für den Notfall vorbereitet sein

<p>Für viele ist es eine Horrorvorstellung: Dabeizusein, wenn jemand rasch erste Hilfe benötigt. Bei einem Verkehrsunfall, am Arbeitsplatz zuhause oder auf der Straße. Die meisten wüssten nicht, was sie tun sollten, wo und wie sie anpacken können und auch das Absetzen eines schnellen und effizienten Notrufs ist gar nicht so einfach, erst recht nicht, wenn man aufgeregt ist.</p>

13. Mai 2016

So kommt es, dass das sogenannte "therapiefreie Intervall" bis zum Eintreffen fachlicher Hilfe oft nicht für eine gute Erstversorgung genutzt wird, obwohl gerade die Versorgung in den ersten Minuten so extrem wichtig ist, um Spätfolgen zu vermeiden. In den ersten Minuten nach einem Herzstillstand ist die Wahrscheinlichkeit, durch eine gezielte Reanimation ein "Wiederanspringen" des Herzmuskels zu erreichen, am höchsten, mit jeder Minute, die vergeht, sinkt die Wahrscheinlichkeit, den Herzstillstand zu überleben, um 10 Prozent. Leider ist erste Hilfe ausserhalb der professionellen Rettingsstrukturen in Deutschland kaum üblich und Deutschland belegt deswegen in der Statistik den vorletzten Platz in Europa. Eine aktuelle Auswertung der Daten des Deutschen Reanimationsregisters der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) zeigt nämlich: In Deutschland beginnen in Laien in nur 15 Prozent der Fälle vor Eintreffen des Rettungsdienstes mit Wiederbelebungsmaßnahmen. In den meisten europäischen Ländern liegt
diese Rate deutlich höher: in Schweden und Norwegen führen 60 Prozent der Bevölkerung im Notfall eine Herzdruckmassage durch. Die Kenntnisse der Bevölkerung zum Thema plötzlicher Herzstillstand und Reanimationsmaßnahmen in Deutschland weisen aber erhebliche Wissenslücken auf, die in anderen Ländern offensichtlich durch bestimmte Maßnahmen wie flächendeckende Information und Schulung beseitigt werden konnten.


Die Ursache für dieses Defizit in Deutschland liegt daran, dass die meisten Deutschen oft nur einmal in ihrem Leben einen ersten Hilfe Kurs machen, nämlich im Rahmen der Führerscheinprüfung. Schon wenige Monate später sind die kurzfristig erworbenen Kenntnisse aber meist wieder vergessen. Wie schafft man es aber, die Bürger zu motivieren, ihre Kenntnisse immer wieder aufzufrischen? Genau das war Thema unseres grünen Antrags „Erste Hilfe stärken: Leben retten!“, mit dem wir die Staatsregierung auffordern, zu berichten, wie die regelmäßige Auffrischung der Erste-Hilfe-Kenntnisse zu lebensrettenden Soforthilfemaßnahmen umgesetzt werden kann.

Das kann zum Beispiel über eine verstärkte Heranführung von Kindern und Jugendlichen im Rahmen von Schulsanitäterdiensten und Erste-Hilfe-Unterricht erfolgen, oder über die Ergänzung der üblichen Erste-Hilfe-Ausbildung um kürzere, modular aufgebaute Kurse, denn es ist für viele einfacher, einen zweistündigen Kurs zum Thema Reanimation zu besuchen als einen kompletten Erste-Hilfe-Kurs.

Möglich wäre auch, verstärkt für die Ausbildung von qualifizierten Ersthelfern/First Respondern in den Gemeinden zu werben, auch „Helfer vor Ort“ (HvO) genannt. Kerstin Celina, die in ihrer Heimatgemeinde selbst seit vielen Jahren als First Responder aktiv ist, sieht hier Handlungsbedarf von Seiten der Staatsregierung.  "Wir könnten Spätfolgen oder Todesfälle vermeiden, wenn die Bürgerinnen und Bürger häufiger helfen könnten und helfen würden. Die Heranführung an Hilfeleistung kann schon in jungen Jahren erfolgen und sollte lebenslang erfolgen“. Umso unverständlicher, dass die CSU-Mehrheit im Innenausschuss unseren Antrag abgelehnt und stattdessen nur ihrer eigenen komplett inhaltsgleichen Initiative zugestimmt hat, obwohl unser Antrag die Debatte überhaupt erst angestoßen hatte. „Hier geht es allein um die Sache. Da hätte es auch der CSU gut gestanden, Einigkeit zu demonstrieren und an einem Strang mit der Opposition zu ziehen, so der Berichterstatter der Grünen Landtagsfraktion, Jürgen Mistol, enttäuscht über das Abstimmungsverhalten der Regierungsfraktion.