Affäre Haderthauer: der Co-Therapeut

In der 14. Sitzung des Untersuchungsausschusses "Modellbau"&nbsp; kam die Ansbacher Modellbautherapie nicht gut weg. Ein neuangestellter Arbeitstherapeut, J. Hofmann, hielt den Patienten St. anfangs gar für einen Therapeuten. Dieser hatte nämlich einen Schlüssel zum Büro der Arbeitstherapeuten und sogar einen Schreibtisch darin. In diesem bewahrte er unter anderem den Arbeitslohn für seine Mitarbeiter in der Modellbautherapie auf, die er am Ende des Monats je nach erbrachter Leistung bezahlte.</p>

30. Oktober 2015

Übereinstimmend mit der ehemaligen Ansbacher Chefärztin Baur, berichtete Hofmann, dass die Mitarbeiter der Modellbautherapie mehr Geld bekamen, als diejenigen, die in der industriellen Arbeitstherapie beschäftigt waren. Woher St. das Geld hatte, dazu konnte Hofmann nichts sagen. Er machte aber sehr deutlich, dass die Modellbautherapie für ihn nicht den Stellenwert einer Therapie hatte. Es handelte sich vielmehr um eine kleine Firma, der St. sozusagen als Vorarbeiter vorstand. Er warb geeignete Patienten an und lernte ihnen die nötigen Handgriffe. Um das Geschäftliche kümmerte sich, nach Aussage des Zeugen Hofmann,  Hubert Haderthauer. Er kam des Öfteren nach Ansbach, außerhalb der regulären Besuchszeiten, wenn alle anderen Patienten bereits wieder auf Station waren. Dann holte er fertige Modellautos ab und besprach Wichtiges mit St.

Streit mit dem Pflegepersonal

Offenbar war es auch Haderthauer, der durchsetzte, dass Post, die für den Modellbau bestimmt war, nicht kontrolliert werden durfte. Das ist normalerweise selbstverständlich in einer forensischen Klinik, schließlich könnten sich in der Post auch Sachen befinden, die eine Flucht ermöglichen, stellt Ulrike Gote, rechtspolitische Sprecherin und Mitglied der Landtagsgrünen im Untersuchungsausschuss „Modellbau“, empört fest. Weshalb sich irgendjemand im BKH Ansbach verpflichtet fühlte, Anordnungen von Haderthauer, die klinikinterne Angelegenheiten betrafen, entgegenzunehmen, bleibt weiterhin rätselhaft. Schließlich war Haderthauer bereits seit Anfang der 90er Jahre kein Angestellter des Klinikums mehr. Als Grund für die Bevorzugung des Patienten St. wurde von ärztlicher Seite stets nur gesagt, dass er bei Laune gehalten werden solle. Weshalb, wurde aber nicht erklärt. Man kann vermuten, dass es darum ging die Modellbautherapie am Laufen zu halten. Ulrike Gote: „Zwischen den Ansbacher Ärztinnen und Ärzten und Hubert Haderthauer scheint es jedenfalls ein enges Geflecht gegeben zu haben.“

In der Ansbacher Forensik gab es massive Sicherheitsprobleme. Insbesondere aufgrund der Modellbautherapie, in der gefährliche Werkzeuge eingesetzt wurden. Dazu kam noch ein Patient mit Schlüsselgewalt und erheblichen Sonderrechten, der sich irgendwann gar nichts mehr sagen ließ. Die Pflegerinnen und Pfleger sahen darin eine deutliche Gefährdung der Sicherheit. Man sei im Nachhinein froh gewesen, dass nicht mehr passiert sei. Bei der Ärzteschaft stieß der Pflegedienst aber auf taube Ohren. Jeder Versuch die Situation zu verbessern, wurde zunichte gemacht. Der Pflegedienst wurde bei wichtigen Entscheidungen außen vor gelassen.

Ende der 90er Jahre eskalierte der Streit und wurde auf die Bezirksebene und in die Presse getragen. Letztendlich wurde das gesamte Ansbacher BKH umstrukturiert und einzelne Kliniken gebildet, die jeweils ihre eigene Chefärztin oder Chefarzt hatten. Eine der ersten Amtshandlungen der neuen Chefärztin der Forensik, Dr. Baur, war die Modellbautherapie im Jahr 2000 von einen Tag auf den anderen zu schließen. Sie wollte diese Gefährdung der Sicherheit nicht verantworten. Verständlicherweise, so Ulrike Gote.