Forstwirtschaft

„Der Staatswald gehört uns allen – und ist nicht die Melkkuh der Staatsregierung“

Anhörung zur Zukunft der Bayerischen Staatsforsten

19. Oktober 2021

Zur Anhörung zur Zukunft der Bayerischen Staatsforsten auf grüne Initiative am morgigen Mittwoch fordern die Landtags-Grünen mehr Weitsicht und Gemeinwohlorientierung bei der Umstrukturierung des Staatsbetriebs.   
 „Es ist unsere Pflicht, den Bayerischen Staatsforsten ein tragfähiges Fundament für die Entstehung stabiler Klimawälder in Bayern zu geben. Das ist in unser aller Interesse. Die zentralen Fragen dazu erörtern wir jetzt mit unterschiedlichen Expertinnen und Experten“, sagt Ludwig Hartmann, Fraktionsvorsitzender der Landtags-Grünen, zur Sachverständigen-Anhörung* zum Projekt „Forstbetrieb 2030“ im Bayerischen Landtag am Mittwoch, 20. Oktober, um 9.15 Uhr in der gemeinsamen Sitzung der Ausschüsse für Staatshaushalt und Finanzfragen und für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Die öffentliche Debatte zu der Reform erfolgt auf Initiative der Landtags-Grünen.

Hintergrund: Mit dem Projekt „Forstbetrieb 2030“ wollen sich die Bayerischen Staatsforsten für die Zukunft aufstellen. Eine Umstrukturierung ist nicht nur aufgrund ihrer finanziellen Schieflage nötig, auch das Aufgabenspektrum hat sich deutlich erweitert. „Die Erdüberhitzung schreitet weiter voran, unsere Fichtenwälder sterben. Dem müssen wir mit einem massiven Waldumbau hin zu klimafesten Mischwäldern entgegenwirken. Nur so können wir die grüne Lunge Bayerns auch für unsere Kinder und Enkelkinder erhalten“, sagt Ludwig Hartmann. So sollten die Staatsforsten etwa künftig ihre erwirtschafteten Gewinne behalten können, um sie für Reinvestitionen in die Wälder nutzen sowie Rücklagen für Krisenjahre bilden zu können.

Darüber hinaus müsse der Staatsbetrieb seine Steuerungsmechanismen am Holzmarkt stärker ausbauen, fordert Hans Urban, forstpolitischer Sprecher der Landtags-Grünen: „Die Bayerischen Staatsforsten müssen auf den Rohstoffmarkt und somit auf die Preisgestaltung konsequent einwirken.“ Dies könne etwa durch einen Ausbau der Nasslagerkapazitäten** in Zusammenarbeit mit den Privatwaldbesitzenden geschehen. „So können künftige Preiseinbrüche auf dem Holzmarkt abgefedert und die Holzversorgung im Inland dauerhaft gesichert werden. Denn die Ausschläge am Holzmarkt werden häufiger und extremer werden.“

Zugleich fordert die Grünen-Fraktion einen stärkeren Fokus auf Gemeinwohlorientierung: „Wir müssen der Staatsregierung endlich beibringen, dass die Staatswälder den Bürgerinnen und Bürgern gehören und nicht der Staatsregierung als Melkkuh zur Verfügung stehen. Der Staatswald muss Bürgerwald werden, er gehört uns allen. Deshalb muss seine Zukunft auch mit allen diskutiert werden – wie jetzt mit den Expertinnen und Experten hier im Bayerischen Landtag als Vertretung unserer Bürgerinnen und Bürger“, so Hans Urban.  

*Den Fragenkatalog zur Anhörung finden Sie hier als pdf.  

**In Nasslagern können große Holzmengen über Jahre hinweg gelagert werden, ohne dass das Holz an Qualität verliert.